Vor mehr als zehn Jahren, 2012, war es das letzte Mal so weit: Weiße Weihnacht in ganz Schweden. Selbst die so gar nicht schneeverwöhnten Einwohner der West- und der Südküste konnten sich über eine dünne Schicht der weißen Glitzerpracht freuen. Seitdem gab’s das nicht mehr, auch wenn an Weihnachten 2021 mal wieder in weiten Teilen des Landes Schnee lag. Wo kann man mit großer Wahrscheinlichkeit mit weißen Weihnachten rechnen? Gibt es gewisse Trends, nach denen man sich richten kann, wenn man Weihnachten oder die Weihnachtsferien in Schweden im Schnee verbringen möchte?
Schwer wiegt der Schnee auf den Ästen der Bäume, die tief nach unten gedrückt werden. Einsame Fußstapfen dazwischen, die sich irgendwo im Wald verlieren. Auch das Eis des Sees ist überzuckert, weshalb man es lieber nicht betritt, da man nicht erkennen kann, wie tief und fest es ist. Alles glitzert im Sonnenlicht der kurzen Tage. Und auch wenn die Sonne untergegangen ist, wird die Nacht nicht dunkel, denn das Weiß des Schnees reflektiert das Mondlicht. Wenn Schnee liegt, dann wird der schwedische Winter zum Traum.
Gerade im Norden, wo die Tage im Winter sehr kurz sind (oder gar nicht existent), macht Schnee das Leben leichter. So geht es mir zumindest. Denn richtige Dunkelheit kann auf die Dauer schon aufs Gemüt schlagen. Wenn aber Schnee liegt und damit auch in der Nacht ein wenig Licht bleibt, lässt sich das alles schon besser ertragen. Und wenn man es sich dann noch mit einem offenen Feuer, leuchtendem Fensterschmuck und einer dampfenden Tasse Kaffee gemütlich macht, dann ist die winterliche Finsternis plötzlich gar nicht mehr schlimm.
Wo liegt an Weihnachten Schnee?
Aber wo in Schweden ist der Winter wirklich so? Und wann beginnt diese Zeit? Wo kann man bereits an Weihnachten mit Schnee rechnen?
Die Unterschiede zwischen Nord- und Südschweden sind oft gewaltig. Während die Nordschweden in der Weihnachtszeit bereits mit ihren Schlittschuhen lange Runden über zugefrorene Seen machen, gibt es Jahre, da haben die Bewohnerinnen und Bewohner Malmös bis Weihnachten noch keine Schneeflocke gesehen. Und die Stockholmer sieht man manche Jahre mit Langlaufskiern in der U-Bahn, während sie das Jahr darauf an Weihnachten durch ekligen Nieselregen stapfen.
Hinzu kommen die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Im Durchschnitt liegt in Schweden inzwischen an 16 Tagen weniger Schnee, wenn man die Periode 1991 bis 2020 mit der von 1961 bis 1990. Das geht aus einem Forschungsbericht des schwedischen meteorologischen Instituts SMHI vom November 2020 hervor.
Das SMHI stellt reichhaltiges Material zu Wetter und Klima bereit, unter anderem auch tagesaktuelle Karten zur Schneehöhe im Land (auf Schwedisch interessanterweise snödjup, also Schneetiefe).
Ich habe mir die Karten des 24. Dezembers, also Heilig Abend, genauer angeschaut. Hier die Screenshots der Jahre 2009 bis 2022 (bis 2011 sind die Daten nicht für jeden Tag abrufbar, weshalb hier der 22.12. bzw. 25.12. gewählt werden musste):
Schneehöhen (bzw. -tiefen) an Weihnachten
Was fällt auf? Wo könnten weiße Weihnachten möglich sein?
- Es scheint eine Trennlinie von West nach Ost durch Schweden zu verlaufen, die nördlich der großen Seen Vänern, Hjälmaren und Mälaren bzw. der Städte Uppsala, Västerås und Karlstad das Land in eine Süd- und eine Nordhälfte trennt. Nördlich davon liegt an Weihnachten meist Schnee, südlich davon eher selten.
- An den Küsten liegt weniger Schnee, was aufgrund des milden Meerklimas auch nachvollziehbar ist. Gotland, Öland, Blekinge, Skåne und die Westküste sehen an Weihnachten nur selten Schnee. Aber auch entlang der Ostseeküste bis hinauf nach Umeå bleibt ein Küstenstreifen immer mal wieder schneefrei.
- Südschweden (also das südliche Drittel südlich der oben beschriebenen Linie) sieht immer weniger Schnee. Während in den Jahren 2009 bis 2012 noch jedes Jahr ordentlich Schnee lag, gibt es inzwischen immer mehr Jahre, in denen an Weihnachten überhaupt kein Schnee liegt. Der Klimawandel macht sich hier deutlich bemerkbar. Wer Weihnachten im südlichen Drittel Schwedens im Schnee verbringen will, sollte in die Anhöhen Smålands fahren. Hier sind die Chancen am höchsten.
- In Mittelschweden rund um den Siljansee (Falun, Mora) ist die Schneewahrscheinlichkeit hoch, aber keinesfalls garantiert.
- Schneesicherheit gibt es ab dem Fjäll in Dalarna und nördlich davon: Härjedalen, Jämtland, Norrbotten und Lappland sind immer schneebedeckt, Västerbotten, Ångermanland, Medelpad und Hälsingland ebenfalls fast immer, zumindest abseits der Küste.
Werbung:
Schnee an Ostern?
Viele, insbesondere Wintersportlerinnen und -sportler, wollen gerne Schnee in Schweden genießen, aber nicht unbedingt in der dunkelsten Phase. Für sie ist das beginnende Frühjahr, wenn die Tage wieder länger werden, deutlich interessanter. Der März ist beispielsweise ein sehr reizvoller Monat, wo im Fjäll Schnee satt liegt, die Tage aber wieder zwölf Stunden lang sind – der sog. vårvinter. Auch die Osterferien werden gerne genutzt, um mit Skiern, Skootern oder Schneeschuhen ins Fjäll zu ziehen.
Ostern liegt mal im März, mal im April. Ich habe daher den 1. April zum Vergleich herangezogen.
Im Frühjahr 2022 machten da die Berge entlang der norwegischen Grenze mit über einem Meter Schnee richtig Freude. Aber im gesamten Nordschweden bis hinunter nach Dalarna konnten noch die Abfahrts- und Langlaufskiern angeschnallt werden. 2021 sah es ähnlich aus. 2020 konnte der Wintersportort Riksgränsen sogar mit über zwei Meter Schnee locken.
In manchen Jahren wie beispielsweise 2018 konnten sich auch die Südschweden (ausgenommen wieder einmal die Küsten) an Schnee erfreuen.
Am 1. April liegt, so kann man zusammenfassen, ab der Höhe Dalarna mehr Schnee als an Weihnachten. Für Wintersportler eine gute Nachricht.
Im Lauf des Aprils schmilzt der Schnee dann aber schnell. Im Flachland und im Süden ist es dann meist vorbei mit der Winterpracht. Wintersport ist aber oft noch bis in den Mai hinein möglich. Gerade Riksgränsen im äußersten Norden Schwedens kann oft noch Anfang Mai mit über einem Meter Schnee aufwarten. Und auch andere Orte im Norden entlang der norwegischen Grenze haben da noch ordentlich Schnee.
Für sie beginnt der Frühling erst, wenn anderswo in Schweden bereits sommerliche Temperaturen gemessen werden.