Dalsland und Värmland Reisen

Värmland – wild und wunderschön

värmland

„Ack Värmeland, du sköna“, dichtet Anders Fryxell 1822. Und er setzt fort: „Du härliga land, du krona bland Svea rikes länder!” Kein Superlativ scheint zu klein zu sein, um in diesem Lied – manche sagen, es sei das schönste schwedische – das angebetete Värmland zu beschreiben. Schön ist es also, herrlich, die Krone unter allen Ländern des Sveareiches. Was macht diese schwedische Landschaft aber so besonders, dass sie in derart hohen Tönen besungen wird? Ein Streifzug.

Die Tourismus-Verantwortlichen in Värmland lieben Alliterationen mit „v“ – Visit Värmland heißt der Tourismusverband und er schreibt auf seiner Homepage, Värmland sei vild och vacker, wild und schön.

Im Grunde könnte der Artikel hier enden, denn eigentlich ist damit alles gesagt: wild und schön, das beschreibt Värmland sehr treffend. Einsam könnte man noch hinzufügen. Denn viele Menschen leben hier nicht. Gerade einmal 284.000 Einwohner hat die Landschaft, obwohl sie von der Fläche etwa so groß ist wie Schleswig-Holstein (das ca. 3 Millionen Einwohner hat). Verlässt man die Gegend um die größte Stadt Karlstad Richtung Norden, dann hat einen schnell die Einsamkeit eingeholt – und das magische Gefühl von Wildnis.

Värmland befindet sich noch im südlichen Teil Schwedens und doch fühlt man sich schon ganz weit im Norden.  

Sonnenuntergang über dem Glafsfjorden
Sonnenuntergang über dem Glafsfjorden

Värmland – geprägt von Wäldern und Seen

Früher gehörte die Landschaft sogar zu Götaland. Schweden ist aufgeteilt in drei große Regionen: Norrland ist der Norden, Svealand befindet sich in der Mitte und Götaland umfasst den Süden. Dass Värmland lange Zeit Teil von Götaland war, liegt an der Geografie. Denn die Landschaft liegt nördlich des größten schwedischen Sees, des Vänern. Über ihn war die Region rund um Göteborg schnell erreicht. Daher besiedelten die Götar und nicht die Svear die Gegend. Nach Osten hin, also zum ursprünglichen Svealand, erstreckte sich hingegen eine hügelige, undurchdringliche Waldpartie, der Kilsbergen. Dieser Wald bildete lange Zeit eine natürliche Grenze. Erst seit 1815 wird Värmland zu Svealand gezählt.

Die Wälder – nicht nur der Wald von Kilsbergen – prägen bis heute die Landschaft in Mittelschweden. Wald und Wasser (um auch mal eine Alliteration zu bemühen). Von beidem hat Värmland mehr als genug. Hunderte Seen liegen wie kleine Sprenkel inmitten der unendlichen Wälder, unzählige kleine sind darunter, aber auch einige große. Im Süden natürlich der Vänern, der fast ein wenig ans Meer erinnert, wenn man an seinem Ufer steht. Aber auch der Glafsfjorden bei Arvika, der Värmeln, die beiden Fryken-Seen und der Stora Gla sind groß und laden zu ausgedehnten Bootstouren und zum Baden ein.

Kanufahren in Värmland
Gelegenheiten zum Kanufahren gibt es viele.

Mehrere Flüsse durchschneiden die tiefen Wälder. Der mächtigste schlängelt sich in unzähligen Schlaufen von der norwegischen Grenze weit im Norden bis zur Mündung in den Vänern in Karlstad: der Klarälven.

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Mit Floß und Kanu auf Fluss und See

Bis 1991 wurde auf diesem Strom noch Holz geflößt. 1957 war der Höhepunkt des Flößens. Sage und schreibe eine Million Kubikmeter Holz flossen in diesem Jahr auf dem Fluss bis zum kleinen See Lusten wenige Kilometer nördlich von Karlstad, wo das Holz sortiert und von Schiffen weitertransportiert wurde.

Geflößt wird heute nicht mehr, aber mit dem Floß den Klarälven hinunterzutreiben, das ist möglich – und vielleicht die entschleunigste Art und Weise, Värmland zu entdecken. Wer lieber selbst paddelt, der kann sich mit dem Kanu oder dem Kajak auf den Klarälven begeben.

Aber es gibt noch schönere Paddelreviere. Sicherlich einer der besten Flüsse in Schweden zum Paddeln ist der Svartälven, der ganz im Osten Värmlands (und stellenweise auch in Dalarna und Västmanland) von Nord nach Süd fließt.

Glaskogen Naturreservat in Värmland
Ein wunderschöner Flecken Schweden: Glaskogen

Besonderer Tipp: das Glaskogen Naturreservat

Wer einen See bevorzugt und sanft über stille Wasser gleiten möchte, dem sei das Glaskogens Naturreservat empfohlen. Der See Stora Gla und die traumhaft schöne Landschaft rund um den See lassen sich hervorragend vom Wasser aus entdecken – oder wandernd auf den insgesamt 300 Kilometern Wanderwegen oder mit dem Rad. Das Glaskogens Naturreservat ist ein wenig wie Värmland im Kleinen: viel Wald, viel Wasser, hier und da kleine Dörfer und herrliche Natur – vild och vacker eben.

Die Natur im Naturreservat ist wie überall in Schweden frei zugänglich für alle. Um aber in den Hütten zu übernachten oder die Lagerplätze zu nutzen, braucht es die Glaskogskarte. Sie ist erhältlich im Arvika Turistbyrå und in Lenungshammar. Dieser winzige Ort bietet im Sommer einen Campingplatz und ein Touristenbüro. Ganz in der Nähe lädt zudem das sehr gemütliche Café Carl zur Fika-Pause ein.

Entspannen in Värmland
Entspannen in Värmland

Radeln auf der Bahnstrecke

Auch radelnd lässt sich Värmland wunderbar entdecken. Entlang der Flüsse, durch die Wälder, um die Seen – es gibt viele Möglichkeiten. Eine besonders reizvolle ist die Klarälvsbanan, eine stillgelegte Bahnstrecke, deren Bahndamm inzwischen auf 90 Kilometern Länge komplett asphaltiert ist. Gänzlich autofrei kann man hier von Karlstad immer am Klarälven entlang bis nach Uddeholm radeln. Während die Landschaft bei Karlstad noch von Stadt und Agrarflächen geprägt ist, strampelt man immer weiter in die Einsamkeit der Wälder Värmlands und sieht somit beide Seiten der Landschaft: den etwas dichter besiedelten Süden und den Rest, in dem nur wenige Menschen leben.

Im Mittelalter gehört dieser nördliche und westliche Teil Värmlands zu den am dünnsten besiedelten Gegenden Schwedens. Erst im 17. Jahrhundert ändert sich das ein wenig. Viele Finnen wandern in dieser Zeit nach Värmland ein, um in den Eisenerzgruben zu arbeiten. Sie erschließen die ungestörten Wälder – nicht nur in Värmland, auch in anderen Regionen wie Bergslagen, Dalarna und auch in Norwegen. Skogsfinnar werden sie genannt, die „Waldfinnen“. Das Gebiet, in dem sie siedeln, heißt Finnskogen. Im nördlichen Värmland wird an einzelnen Orten bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Finnisch gesprochen.

Flucht aus Värmland, Rückzug nach Värmland

Der Aufschwung endet aber spätestes im 19. Jahrhundert. Die Menschen leiden Armut und Hunger. Neben Småland ist Värmland die Region, aus der am meisten Schwedinnen und Schweden in die neue Welt auswandern in der Hoffnung, sich dort ein besseres Leben aufzubauen. Fast 100.000 Menschen wandern zwischen 1850 und 1910 aus Värmland aus.

Eine, die es hingegen nach Värmland zurückzieht, ist die – nach Astrid Lindgren – berühmteste schwedische Schriftstellerin, Selma Lagerlöf. Die Erschafferin von Nils Holgersson, der zusammen mit den Gänsen durch ganz Schweden reist, wird 1858 auf dem Herrenhof Mårbacka in der Nähe von Sunne geboren. 82 Jahre später wird sie auf diesem Hof auch sterben, obwohl die Familie ihn aus finanziellen Gründen verkaufen muss, als Lagerlöf noch jung ist. Sie lebt in Stockholm, Falun und Landskrona, sehnt sich aber stets zurück nach Mårbacka. Als die wunderbare Reise des Nils Holgersson ein großer Erfolg wird, kann sie den Hof zurückkaufen. Mit der Preissumme des Nobelpreises, den sie 1909 erhält, kann sie schließlich auch die dazugehörigen Ländereien zurückerwerben. Seitdem lebt und arbeitet sie wieder hier.

In Mårbacka kann man sich heute auf Spurensuche begeben, nachspüren, wo und wie die große Schriftstellerin lebte und im Café im Garten ein Buch von ihr lesen, das man zuvor im kleinen Buchhandel auf dem Hof erworben hat.

Lagerlöf und Fröding – zwei große Schriftsteller aus Värmland

Es gibt noch einen zweiten Schriftsteller aus Värmland, der international weit weniger bekannt ist als Selma Lagerlöf, in Schweden sich aber großer Beliebtheit erfreut: Gustaf Fröding. Er lebt zur gleichen Zeit wie Lagerlöf, allerdings deutlich kürzer, da Diabetes, Alkoholismus und eine psychische Erkrankung dem Dichter zusetzen. Skandalumwittert ist er. Denn in seinen Gedichten, zum Beispiel in der Sammlung Stänk och flikar, verherrlicht er Nacktheit und Sexualität. Konservativ Moralisierende laufen Sturm gegen ihn. Er schreibt aber auch – oft im värmländischen Dialekt – über seine Heimat, durch die er streift und die er beobachtet. Diesem Streifzug hat die schwedische Rockband Mando Diao mit dem Album „Infruset“, in dem sie Gedichte Frödings musikalisch umsetzen, ein Denkmal gesetzt. Das bekannteste Lied dieser Platte ist „Strövtåg i hembygden” – ein Streifzug durch die Heimat.

Von Mai bis September ist der Alsters Herrenhof, der Geburtsort des Dichters, geöffnet. In einer Führung kann man mehr über Leben und Werk Frödings erfahren und – obligatorisch in Schweden – im dazugehörigen Café warten Kaffee und Kanelbullar auf die Besucher.

Karlstad – Stadt des Wassers und der Statuen

Der Herrenhof liegt nur wenige Kilometer von Karlstad, der mit 65.000 Einwohnern größten Stadt Värmlands, entfernt. Der Ort am Ufer des Vänern hieß im Mittelalter noch Tingvalla, wurde allerdings von König Karl IX zur Stadt erhoben und trägt seitdem seinen Namen. Da der Klarälven in einem Delta hier in den Vänern mündet, fließen mehrere Flussarme durch die Stadt. Wasser prägt die Stadt. Wasser und Statuen, von denen einige in Karlstad herumstehen. Und so kann man auch hier auf zwei der berühmtesten Värmländer treffen: Selma Lagerlöf und Gustaf Fröding.

Mündung des Klarälven in den Vänern
Der Klarälven in Karlstad kurz vor der Mündung in den Vänern

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