Menschen und Gesellschaft

Swimrun – die Trendsportart aus Schweden

Swimrun Ötillö; Foto: Jakob Edholm / Ötillö WC

WERBUNG   Das müssen Verrückte sein …! Sie kommen durchs Meer gekrault, waten in Höchsttempo an Land und joggen dann munter die Klippen hinauf. Verrückte! Eindeutig! Aber diese skurrile Szene auf den Göteborger Schären vor drei Jahren hatte meine Neugier geweckt – wenig später wusste ich, dass diese Leute gar nicht so verrückt, sondern im Gegenteil verdammt sportlich waren. Sie betrieben Swimrun. Den neuen Trendsport aus Schweden. Jährlicher Höhepunkt ist der Ötillö-Worldcup – sicherlich einer der härtesten Sportwettkämpfe überhaupt.  

„Ö till ö“ – von Insel zu Insel. Der Name des Worldcups steht für das Programm. 75 Kilometer werden im Stockholmer Schärengarten zurückgelegt. 65 Kilometer zu Fuß über verschiedene Inseln. Zehn Kilometer schwimmend, um von einer Schäre zur nächsten zu kommen. Startpunkt ist Sandhamn, Ziel das Värdshuset auf der Insel Utö.

Swimrun; Foto: Jakob Edholm / Ötillö WC

Eine verrückte Wette stand am Anfang

Genau dort – im Värdshuset auf Utö – wurde der Insellauf 2002 erfunden. Und zwar mit einer ziemlich verrückten Wette: Restaurantbesitzer Anders Malm, sein Freund Janne Lindberg und zwei Mitarbeiter saßen eines Abends an der Bar zusammen und forderten sich gegenseitig heraus. Am folgenden Tag wollten sie sich in Zweierteams schwimmend und rennend auf den Weg nach Sandhamn machen. Es gab nur eine Regel: Drei Restaurants mussten unterwegs passiert werden. Das spätere Team musste das trinken und bezahlen, was das schnellere Team für es geordert hatte.

24 Stunden brauchten sie, bis sie Sandhamn erreichten. Im Jahr darauf wiederholten sie ihre etwas eigenartige Challenge. Ja, eigenartig war sie. Aber sie machte andere neugierig.

Die Geburt einer neuen Sportart: Swimrun

2006 wurde aus der ursprünglich ziemlich verrückten Idee ein kommerzielles Rennen. In den ersten Jahren nahmen lediglich elf Teams teil, wobei nur die wenigsten innerhalb der vorgegebenen Zeit das Ziel erreichten. Dann erkannten die Teams, dass sie keine Pausen mehr einlegen durften, sondern nonstop schwimmen und laufen mussten.

Swimrun war geboren.

Swimrun – „one of the toughest endurance challenges in the world“

Seitdem gewinnt die Sportart enorm an Popularität. Beim Ötillö-Worldcup-Rennen Anfang September 2018 nahmen 160 Teams aus der ganzen Welt teil. Auch die CNN ist auf die neue Sportart aufmerksam geworden. Sie bezeichnet Swimrun als „one of the toughest endurance challenges in the world“. Und das zu Recht:

26 Inseln müssen überquert werden, 50 Mal wechseln die Teams zwischen Schwimmen und Laufen, das Wasser der Ostsee ist gerade einmal 10 bis 15 Grad warm. Die Teampartner müssen dabei extrem gut aufeinander eingestellt sein, denn nie dürfen sie weiter als zehn Meter voneinander entfernt sein.

Swimrun; Foto: Pierre Mangez / Ötillö WC

Gute Vorbereitung und Ausrüstung enorm wichtig

Das erfordert eine gute Vorbereitung und viel Training. Und eine gute Ausrüstung, die zugleich aber knapp bemessen sein muss. Denn die Teilnehmer dürfen nur das mitnehmen, was sie vom Start bis zum Ziel mit sich tragen können.

Ein strapazierfähiger Neopren-Anzug ist bei den kalten Wassertemperaturen natürlich Pflicht. Eine breite Auswahl findest du bei Planet Sports. Ebenso wichtig wie der Neopren-Anzug sind leichte Schuhe, die ein gutes Profil haben, nass werden können, aber dennoch als Laufschuhe geeignet sind.

Daneben muss jedes Team zwingend einen Kompass, zwei Pfeifen für Notfälle und ein wasserdicht verpacktes Erste-Hilfe-Set bei sich tragen. Ein Erste-Hilfe-Set sollte ohnehin bei jedem Urlaub dabei sein.

In Schuhen schwimmen und im Neopren-Anzug laufen

Neben diesem verpflichtenden Gepäck solltest du – wenn du mit dem Gedanken spielst, ins Swimrun-Training einzusteigen – auch an geeignete Socken, eine Neopren-Kappe, eine Schwimmbrille und eventuell an spezielle Hydrationsdrinks bzw. -tabletten denken.

So ausgerüstet kannst du dich ans Training machen. Denn das muss sein. Schließlich muss man in Schuhen schwimmen und im Neopren-Anzug laufen.

Wenn du an einem Rennen teilnehmen willst, musst du nicht zwingend nach Stockholm reisen. Sicher hat der Original-Ötillö-Wettlauf viel Charme. Mit der zunehmenden Popularität der Sportart nahm aber auch die Zahl der Wettkämpfe zu. Die Ötillö Swimrun World Series wird mittlerweile auch beispielsweise im Engadin und Ende September 2018 zum ersten Mal an der Mecklenburgischen Seenplatte durchgeführt. Daneben gibt es noch viele weitere Rennen.

Swimrun Ötillö; Foto: Pierre Mangez / Ötillö WC

75 Kilometer schwimmen und laufen in acht Stunden – Wahnsinn!

Alles, was du tun musst, ist, dich gut auszurüsten und dann ganz wortwörtlich ins kalte Wasser zu springen. Vielleicht kannst du dann irgendwann auch mit den besten der Welt mithalten. 2018 war das Jahr der Rekorde: Der Rekord bei den Männern wurde auf 7:39:25 gestellt (2018 vom schwedischen Team Fredrik Axegård und Alex Flores), der der Frauen liegt nun bei 8:56:26 (aufgestellt ebenfalls von einem rein schwedischen Team: Kristin Larsson und Annika Ericsson 2018). Im Mixed Team-Wettbewerb war nie jemand schneller als der Schwede Martin Flinta zusammen mit der Tschechin Helena Erbenova Karaskova. Sie schafften im Jahr 2018 die 75 Kilometer Swimrun in 8:16:15.

Beitragsbild: Jakob Edholm / Ötillö WC 2018; https://www.flickr.com/photos/otillorace/albums/72157697685946442

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