Ich habe meinen Lieblingsplatz gefunden: Ein kleiner Bach wird von einem steinernen Mäuerchen gestaut, bahnt sich in einem niedrigen Wasserfall seinen Weg und fließt dann unter schief stehenden Rhododendron-Bäumen weiter. Oberhalb des gestauten Miniaturteichs führen verwitterte Stufen einer Treppe nach oben und verschwinden dann im Buschwerk. Ein Ort wie aus dem Märchenbuch entschlüpft. Und doch ist es nur einer von vielen magischen Plätzen im Schlosspark von Sofiero nördlich von Helsingborg. Ein unglaublich schöner Park, der nicht nur Botanikerherzen höher schlagen lässt, sondern für jeden etwas bietet.
Auf den ersten Blick klingt der Name des Schloss – Sofiero – beinahe spanisch. Aber er ist ganz schwedisch und leitet sich von „Sofie-Ro“ ab, ist also ein Ort, an dem Sofie Ruhe findet. Sprich: eine Sommerresidenz. Errichtet wurde das Schloss 1876 von Prinz Oscar, der Ururgroßvater des heutigen schwedischen Königs, und seiner Gemahlin Sofia von Nassau.
Man kann es ihnen nicht verdenken, dass sie sich genau dieses Fleckchen Erde für den Sommersitz ausgesucht haben. Sofiero liegt erhaben über dem Öresund und das Meer ist in wenigen Schritten zu erreichen; das dänische Schloss Helsingør (das Hamlet-Schloss) auf der anderen Seite des Sunds befindet sich in Sichtweite.
2010 wurde der Park zum schönsten in ganz Europa gewählt.
Das Schloss an sich ist hübsch, wenngleich nichts Besonderes – eben ein Sommersitz. Aber die Parkanlage, die im Lauf der Jahre um das Schloss herum entstanden ist, ist eine wahre Pracht und wunderschön. So schön, dass der Schlossgarten im Jahr 2010 sogar zum schönsten in ganz Europa auserkoren wurde.
Ich muss zugeben, dass ich eigentlich kein allzu großer Fan von Schlossparks bin. Oft sind sie zwar prächtig und schick, auf Dauer aber auch etwas eintönig, weil alles demselben Stil folgt. In Sofiero ist das gänzlich anders. Der Park hat so viele höchst unterschiedliche Ecken, dass Eintönigkeit oder gar Langeweile nicht aufkommen können. Im Gegenteil, der Park fasziniert immer wieder aufs Neue.
Wendet man sich beim Eingang rechts, gelangt man in den Teil des Parks, den man vielleicht von einem Schlosspark erwartet. Bunte Blumen wachsen hier entlang gerader Wege, die sich an einem Brunnen kreuzen. Man kann durch den Rosengang wandeln, unzählige Dahlien bewundern oder die Orangerie besuchen. Blumenfreunde kommen voll auf ihre Kosten, wenn sie die Kronprinsessan Margaretas Blomstergata entlanggehen. Die „Blumenstraße“, benannt nach Margareta von Großbritannien, Kronprinzessin und Gemahlin des späteren Königs Gustav IV. Adolf.
Sofiero – Rhododendren in Hülle und Fülle
Es ist vor allen Dingen ihr Verdienst gewesen, dass Sofiero zu dem geworden ist, was es ist. Sie und Gustav Adolf, damals noch Kronprinz, bekamen das Schloss 1905 zur Hochzeit geschenkt. Margareta war eine Frau mit großem Interesse für die Anlage von Parks und Gärten. Sie weckte Sofiero, das in den Jahren zuvor etwas verkommen war, aus seinem Dornröschenschlaf und legte den Grundstein für die Parkanlage. Ihr Mann konnte sich ebenso für den Park begeistern. Zusammen gestalteten sie die Anlage, ließen Gewächshäuser errichten, stellten Gärtner ein und ließen die unzähligen Rhododendren pflanzen.
10.000 Rhododendron-Bäume von 300 verschiedenen Arten wachsen mittlerweile im Park. Die meisten von ihnen in den beiden kleinen Tälern, die nördlich und südlich des Schlosses verlaufen. Hier ist es schattig, kühl und überhaupt nicht mehr so geordnet wie in der Anlage rund um die Blomstergata. Ich mag diesen Teil des Parks ganz besonders. Auf schmalen gewundenen Pfaden suche ich meinen Weg durch die Täler. Es herrscht eine ganz andere, eine magische Stimmung. Hier finde ich auch meinen Lieblingsplatz, den ich eingangs beschrieben habe.
Das nördliche Rhododendron-Tal kann man auch von oben aus begutachten, denn eine geschwungene Brücke führt darüber und eröffnet einen faszinierenden Blick in das wilde Grün.
Ein liebevoll gestalteter Park für Kinder: Barnens Sofiero und der Sagenwald
Aber wo nun weitergehen? Es gibt noch so vieles anzuschauen. Ständig taucht wieder etwas Spannendes auf. Mal eine Skulptur, dann ein kleines Steinlabyrinth, in dem das Märchen von der Ratte und dem Löwen erzählt wird, schließlich „Barnens Sofiero“, das Sofiero der Kinder. Wenn die königliche Familie ihre Zeit auf Sofiero verbrachte, war dies der Ort, an dem die Kinder ungestört spielen konnten. In den zwei kleinen Häuschen hat vielleicht auch schon der heutige König gespielt. Wer selbst König spielen will, der kann das tun, denn in einem Schränkchen hängen Kostüme, um sich als Prinzessin oder König zu verkleiden. Der Spielplatz Drachenburg, der gleich daneben liegt, ist zwar neuer, aber für Kinder mindestens ebenso spannend.
Spannend ist das beste Adjektiv, um den Sagenwald („Sagoskog“) zu beschreiben, der seit 2017 neben der Drachenburg steht. Er ist das Taufgeschenk der Stadt Helsingborg an Prinz Oscar. Knorrige Bäume stehen hier dicht an dicht und verdrängen das Tageslicht. Hörst du die Stimmen? Das spricht doch wer! Ja, es dringen Stimmen aus den Bäumen. Kleine Wesen leben hier und sie erzählen Geschichten. An manchen Stämmen und auf einigen Ästen kann man sogar ihre Häuschen entdecken.
Blick ins königliche Bad
Dieser Park ist so abwechslungsreich, schön und liebevoll gestaltet, dass das Schloss und dessen Innenleben fast ein wenig verblassen. Das Schlossgebäude ist nicht dominant, fügt sich dadurch aber bestens in den Park ein. Im ersten Stock befinden sich zum einen wechselnde Ausstellungen und zum anderen die königlichen Wohnräume. So kann man sehen, wie die Königsfamilie hier vor 100 Jahren gelebt hat. Und ich finde, auch der Blick ins königliche Bad ist ganz aufschlussreich. Denn es sieht ganz normal aus und zeigt, dass Könige eben auch nur Menschen sind.
Der Besuch in Schloss und Park kann nun allmählich ausklingen. Dazu bietet sich entweder das Restaurant im Schloss an oder eine Picknickdecke und ein gutes Buch, mit dem man sich irgendwo im Park ein schönes Plätzchen sucht und noch ein wenig die Seele baumeln lässt.
Die Seele baumeln lassen, abschalten, entspannen – das funktioniert ausgezeichnet in Sofiero.
Doch das war noch nicht alles. Denn Sofiero bietet auch ein umfassendes kulturelles Programm: Feste, Malerwochen, Theater, Kurse und Konzerte. So spielten schon schwedische Stars wie Roxette, Gyllene Tider, Ulf Lundell oder das Benny Andersson Orchester hier. Es lohnt sich also, vor dem Besuch das aktuelle Programm anzuschauen.
Sofiero – das ist definitiv mehr als nur eine frühere königliche Sommerresidenz. Ein Besuch lohnt sich absolut. Im Frühsommer, wenn alles blüht, ist es natürlich am schönsten. Aber auch zu anderen Zeiten hat der Park seinen Reiz.
Öffnungszeiten:
In der Hauptsaison von April bis September von 10 bis 18 Uhr. Der Park kann aber auch noch nach 18 Uhr verlassen werden.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 120:- SEK
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: gratis
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Vielen Dank für die wunderbare Zusammenarbeit mit
Super beschrieben … ich war auch begeistert und es klingt noch nach … man sollte viel Zeit und Muse mitbringen , nicht durchrennen, um alles aufnehmen zu können!
Vielen Dank! Ja, Zeit braucht man für diesen Park, denn es gibt so viele wunderschöne Ecken.