Geschichte Småland

Die Skurugata und das Gewehr, das dich reich macht

Skurugata in Småland, Schweden

Mitten in den tiefen Wäldern Smålands, schwer zugänglich, dunkel und düster, liegt seit Urzeiten die Skurugata. Eine Schlucht mit steilen Wänden aus Fels. Das ideale Versteck für einen Dieb wie Tjuva-Jösse.

Vor langer Zeit trieb der Dieb sein Unwesen in Eksjö und Umgebung. Die småländischen Bauern hassten ihn. Ständig verschwanden eine Ziege von der Weide, ein Huhn aus dem Stall, ein Sack Mehl, ein Beutel voller Münzen oder eine wertvolle Kette. Doch was die Bauern auch unternahmen, den Dieb erwischten sie nie.

„Er muss mit dem Teufel im Bund stehen“, sagten die Menschen hinter vorgehaltener Hand.

Troll und Dieb – ein schreckliches Gespann

„Oder mit dem Troll, der in den Wäldern herrscht.“ Das erzählten wiederum die Bauern aus Bjässarp, einer kleinen Siedlung ganz in der Nähe der Schlucht Skurugata. Sie sagten, dass jeder, der in der Nähe der Skurugata lebe, ganz genau wisse, dass man sich abends nicht mehr in den Wäldern rund um die Schlucht aufhalten dürfe. Denn in der Skurugata wohne ein Troll. Und wehe, man fiel ihm in die Hände.

Tief unten in der Skurugata
Wohnt hier ein Troll?

Sollten der Troll und Tjuva-Jösse im Bund stehen, dann wären sie wirklich ein schreckliches Gespann.

Eines Morgens machte ein Bauer eine Entdeckung. Nicht nur das Schmuckkästchen seiner Frau war verschwunden, sondern auch ein Sack Mehl. Aber der Sack hatte offensichtlich ein Loch, denn eine dünne Mehlspur führte von dem Fleck, an dem der Sack stand, durch die Scheune und durchs Tor hinaus ins Freie. Rasch trommelte der Bauer seine Nachbarn zusammen. Sie bewaffneten sich mit Dreschflegeln, Äxten und Mistgabeln und zogen los. Immer der Spur aus Mehl hinterher.

Überwältigt in der Skurugata

Die Spur führte sie in den Wald, immer tiefer hinein. Auf dem Grün des Mooses war das Mehl gut zu sehen. Die Bäume standen dichter, kaum Sonnenlicht drang mehr hindurch. Plötzlich blieben die Männer stehen, denn vor ihnen brach eine Felswand steil nach unten ab. Sie waren an eine Schlucht gekommen. An die Skurugata. Alles war still. Kein Windchen regte sich. Nur hin und wieder tropfte ein Wassertropfen von der feuchten Wand hinab in die Schlucht. Felsbrocken lagen verstreut und aufeinandergetürmt auf ihrem Grund. Und auf diesen Felsbrocken entdeckten die Männer eine feine weiße Spur aus Mehl.

Tief unten in der Skurugata
Tief unten in der Skurugata

Nur die Mutigsten stiegen hinab in die Schlucht. Schließlich wusste jeder von dem Troll. Und selbst wenn dieser nicht dort unten lauerte, selbst der Dieb Tjuva-Jösse war ziemlich gefährlich. Die Bauern, die hinabgestiegen waren, kletterten über die Felsen und gingen so immer tiefer in die Schlucht hinein. Am unteren Ende befand sich ein kleiner Tümpel, und am Rand des Wasserlochs kniete ein Mann, der sich gerade wusch: Tjuva-Jösse.

Sie haben ihn gefasst – zumindest für kurze Zeit

Die Bauern konnten ihr Glück kaum fassen. Sie stürzen auf den Dieb zu, schlugen auf ihn ein und, obwohl er sich mit Leibeskräften wehrte, überwältigten ihn nach kurzem Kampf. Doch seinen Beuteschatz fanden sie nicht. Nicht einmal sein Gewehr.

Unter dem Applaus der Bürger brachten sie ihn nach Eksjö, wo er vor Gericht gestellt wurde. Tjuva-Jösse gab alles zu, jeden einzelnen Raub, aber wo er seinen Schatz versteckt hatte, das verriet er nicht. Oder zumindest nicht ganz: „In Tjuva-Jösses Grotte findet ihr alle Schätze. Am Eingang der Grotte liegt mein Gewehr. Wer es findet, wird glücklich und reich werden.“ Aber als der Richter wissen wollte, wo sich die Grotte befand, antwortete der Dieb lediglich: „Dort, wo die Skurugata am tiefsten, am dunkelsten und am unzugänglichsten ist, dort findet ihr mein Gewehr. Vielleicht weckt ihr aber auch den Troll.“

Tjuva-Jösse wurde zu hundert Peitschenhieben verurteilt. Die Strafe sollte auf einem Übungsplatz des Militärs ausgeführt werden. Mannshohe Strohpuppen standen dort herum, an denen die Soldaten den Nahkampf übten. Als Tjuva-Jösse dorthin geführt wurde, verzauberte er mit Trollmagie die Augen aller Anwesenden, sodass sie kaum mehr etwas sahen. Der Mann, der die Peitsche führte, erhob sie und ließ sie mit lautem Knall auf sein Opfer niederfahren. Hundertmal wiederholte er dies. Dann sah er plötzlich wieder normal – und erkannte, dass er nicht den Dieb, sondern eine Strohpuppe ausgepeitscht hatte. Tjuva-Jösse war hingegen längst über alle Berge und seitdem nicht mehr gesehen.

Finde das Gewehr und du wirst reich!

Niemand hat bisher sein Gewehr und seinen Schatz gefunden.

Aber wer weiß, vielleicht bist du ja der/die Glückliche. Wenn du also die Skurugata besuchst, dann halte Ausschau nach einer Grotte und einem Gewehr.

Skuruhatt oberhalb der Skurugata
Fantastische Aussicht vom Skuruhatt

Zum Glück ist die Schlucht nordöstlich von Eksjö in Småland heutzutage nicht mehr so schwer zugänglich wie früher. Vom Parkplatz sind es ungefähr 500 Meter auf einem guten Wanderweg bis zur Schlucht. Festes Schuhwerk solltest du aber dennoch mitbringen, da es in der Schlucht feucht und rutschig werden kann. Nach der Durchquerung der Skurugata kannst du dann zum Skuruhatt aufsteigen, wo du mit einer fantastischen Aussicht belohnt wirst. Außerdem gibt es hier eine Grillstelle, sodass du eine gemütliche Rast einlegen und vielleicht sogar einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen kannst.

Wenn es dunkel ist, solltest du aber wieder beim Auto sein. Du weißt ja, der Troll …

Dich interessieren weitere Sagen aus Schweden? Dann lies hier weiter: die Geschichte vom fetten Mats aus Falun

Mystisch geht es in Småland auch auf dem Autofriedhof Kyrkö Mosse zu.

Weitere Infos zur Skurugata findest du hier.

  1. Michael Buch

    … Ich war im Sommer 1994 dort und bin durch die Schlucht gewandert … nun ja , sie ist ja nicht besonders lang , aber unten ist es doch recht feucht , nass und kühl , was angenehm ist wenn man im Hochsommer sich dort aufhält …

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