Der Assimil-Verlag legt eine Methode des Fremdsprachenlernens zu Grunde, die sich von anderen Lehrbüchern deutlich unterscheidet. Die Assimil-Methode geht auf den französischen Hauslehrer Alphonse Chérel (1882-1956) zurück. Sprachen lerne man am besten durch intuitives Assimilieren – ähnlich wie ein Kind, das seine Muttersprache erwirbt, indem es lange Zeit nur passiv aufnimmt, sich Regeln intuitiv aneignet und dann nach und nach die Sprache selbst anwendet. Schwedisch ohne Mühe ist dieser Methode verpflichtet, wodurch sich das Lehrwerk von anderen unterscheidet. Wir haben die Multimedia-Box getestet, die ein Buch und eine CD-ROM enthält und die Niveaustufen A1 bis B2 abdeckt.
Wichtige Anmerkung: Die Version für den PC ist nicht für MacOS geeignet! Wer keinen Windows-PC besitzt, muss also auf die Ausgabe mit Hör-CDs zurückgreifen.
Angaben des Verlags und Zielsetzung von Schwedisch ohne Mühe
Wie der Name des Verlags sagt und wie wir im Vorspann bereits erwähnt haben, setzt Schwedisch ohne Mühe darauf, dass der Lerner die Sprache intuitiv aufnimmt, also assimiliert. Pauken von Vokabeln und grammatischen Regeln fällt damit weg. Daher auch der Zusatz „ohne Mühe“. Ob man eine Sprache aber tatsächlich ohne Mühen erlernen kann, sei mal dahingestellt.
Wie bei einem Kind, das seine Muttersprache erwirbt, so ist auch das Assimil-Programm in zwei Phasen aufgeteilt: eine Passivphase, in der man hauptsächlich zuhört, zu verstehen versucht und nachspricht, und eine Aktivphase, in der das zuvor Erworbene aktiviert wird. Nun spricht man also selbst, baut eigene Sätze, sodass das Gelernte ins Langzeitgedächtnis übergeht.
Laut Verlag genügen etwa 20 Minuten pro Tag aus, um in weniger als einem Jahr sich Schwedisch anzueignen. Es wird betont, dass man dann die Sprache keineswegs perfekt kann – darauf komme es auch nicht an –, sondern dass man Schwedisch anwenden und in Gesprächen mitreden kann.
Konzipiert für den Autodidakten
Alle Assimil-Programme und somit auch Schwedisch ohne Mühe richten sich an den Autodidakten, an den Selbstlerner. Daher sind alle Übungen alleine problemlos zu meistern. Interagierende Aspekte kommen folgerichtig natürlich zu kurz, aber das ist ja klar.
Zudem will Assimil, dass man die Sprache versteht und selbst sprechen kann. Dadurch steht eher die mündliche Kommunikation im Fokus. Durch die Lückentexte wird zwar auch das Schreiben geübt, aber eher nur am Rande.
Wer eine Sprache über deren Strukturen und über die Grammatik erlernen will und wer Schwedisch perfekt und fehlerfrei können möchte, der ist aufgrund der zugrundeliegenden Methode bei Assimil falsch.
Layout / Gestaltung sowie Handhabung von Schwedisch ohne Mühe
Wir öffnen die Box, auf der uns eine schwedische Fahne und ein Bild vom Schloss in Kalmar begrüßen. Darin finden wir die CD-ROM und das Begleitbuch, das ziemlich klein (irgendwas zwischen DIN A5 und A6), aber dafür ziemlich dick (über 600 Seiten) ist.
Wir installieren das Programm, was kinderleicht erfolgt. Auch die Handhabung des Programms ist sehr einfach. Auf der Startseite wird alles Wichtige angezeigt: Hinweise zur Arbeit mit dem Programm, die Lektionen, die Lernstatistik und einige andere Funktionen. Klickt man auf die Lektionen, dann öffnet sich zunächst eine Übersicht. Vor jeder Lektion befindet sich eine Art Ampelsystem, das anzeigt, welche Abschnitte man bereits bearbeitet hat und wo man noch nicht auf „Grün“ steht, also noch Fehler gemacht hat.
Auch die Navigation innerhalb einer Lektion ist denkbar einfach und die Buttons selbsterklärend. Hier findet sich wirklich jeder schnell und zügig zurecht.
Das Begleitbuch ist hingegen etwas sparsam gestaltet: nur schwarzweiß, keine Bilder, nur ab und zu eine Karikatur. Das wirkt dann doch etwas eintönig. Andererseits ist auch das Buch nicht überladen, was eine leichte Orientierung ermöglicht. Es macht aber den Anschein, dass möglichst viel Inhalt in dieses Büchlein gepresst werden sollte.
Aufbau von Schwedisch ohne Mühe
Schwedisch ohne Mühe umfasst 106 (!) Lektionen und einen Wortschatz von ungefähr 4000 Vokabeln. Diese imposante Zahl reduziert sich allerdings ein wenig, wenn man sieht, dass die Lektionen teils sehr kurz sind und immer nur wenige Übungen enthalten.
Passive und aktive Lernphase
Bis Lektion 49 lernt man passiv, anschließend tritt das aktive Lernen hinzu. Das bedeutet, dass es anfangs etwas dauert, bis man die Sprache auch tatsächlich anwenden kann. Wer also schnell noch kurz vor dem Schwedenurlaub sich ein paar Fetzen Schwedisch antrainieren will, sollte zu einem anderen Buch greifen. Die Assimil-Programme sind hingegen eher so konzipiert, dass man sich Zeit lässt und die Sprache allmählich verinnerlicht wird. Ausdauer und Geduld braucht man also, weshalb wir der Ansicht sind, dass der Zusatz „ohne Mühe“ nicht ganz stimmt.
Bevor die einzelnen Lektionen beginnen, ist ein ausführliches Kapitel zur Aussprache vorgeschaltet. Dies ist sicherlich sehr sinnvoll, da die Aussprache vielen Schwedischlernern anfangs große Mühe bereitet. Schade ist hingegen, dass es hierzu keine Hörbeispiele gibt. Gerade bei der Aussprache wären sie doch sehr sinnig.
Die Lektionen sind meist gleich aufgebaut: Zuerst kommt der Lektionstext. Meist sind dies recht kurz Dialoge. Im Buch ist der Text links auf Schwedisch und rechts in der deutschen Übersetzung abgedruckt. Darunter steht der Text in vereinfachter Lautschrift. Diese wirkt auf uns sehr gekünstelt und umständlich. Warum nicht die gebräuchliche Lautschrift verwendet wird, erschließt sich uns nicht ganz. Ergänzt werden die Texte durch Anmerkungen zur Verwendung einzelner Wörter, aber auch mit landeskundlichen Informationen.
Viele Lektionen, wenige Übungen
Danach folgen die Übungen. Es gibt immer eine Textverständnisaufgabe und einen Lückentext. Pro Lektion gibt es also nur zwei Übungen, was dann doch etwas dürftig ist. Ab Lektion 50 folgt noch eine dritte Übung, die zur aktiven Phase gehört. Nun soll man zu einer vorhergehenden Lektion zurückspringen und diese aktiv durcharbeiten. Das bedeutet, dass man sich die deutsche Übersetzung durchlesen und diese ins Schwedische übersetzen soll.
Jede 7. Lektion ist eine Vertiefungslektion. Hier folgen aber keine vertiefende Übungen, sondern Hinweise zur Grammatik und zur Landeskunde.
Hinten im Buch findet sich zudem eine Grammatikübersicht mit den gängigen grammatikalischen Phänomenen. Das Wichtigste kann man hier nachschlagen; vollständig ist die Grammatik aber nicht. Diese Übersicht befindet sich auch im PC-Programm. Dort gibt es als zusätzliches Gadget eine Lernstatistik, die ganz nett ist.
Da man laut der Assimil-Methode keine Vokabeln pauken soll, gibt es auch keine Vokabellisten. Ob das so sinnvoll ist, erscheint uns fraglich. Sich ein Wörterbuch, in dem man hin und wieder nachschlagen kann, zu besorgen, kann also ganz nützlich sein.
Texte, Aufgaben und Lösungen
Bei den Texten handelt es sich meist um kurze und relativ einfache Dialoge. Im Lauf der Zeit werden sie aber etwas komplexer und schwerer, sodass eine angenehme Progression vorherrscht. Anfangs sind die Themen sehr lebens- und realitätsnah, später kommen aber auch Texte, die für alltägliche Kommunikationen nicht ganz so wichtig sind. Auch machen sie manchmal den Eindruck, aus dem vergangenen Jahrhundert zu stammen. Die verwendete Sprache wirkt immer wieder etwas angestaubt. Das bedeutet aber nicht, dass die Texte frei von Humor wären. Teilweise sind sie sogar ganz witzig, zum Beispiel in der Lektion 74 „Skvallret går vidare“.
Die Texte sind am Anfang sehr langsam eingesprochen, wobei die Betonung auf „sehr“ liegt. Das hat sicherlich den Vorteil, dass der Lerner, der bei Null beginnt, es leicht hat, etwas zu verstehen. Das übertrieben langsame Tempo kann aber auch nerven und wirkt manchmal etwas albern. Im Verlauf der Lektionen nähert sich das Sprechtempo aber immer mehr dem echten Schwedisch an und fordert dann den Lerner auch heraus.
Gut ist, dass die Sätze in den Hörverstehensübungen stets zweimal eingesprochen wurden. Eine Pause zwischen den Sätzen ermöglicht es dem Lernenden, den Satz selbst auszusprechen.
Übungen hauptsächlich Lückentexte
Die Aufgaben mit Lückentexten sind einerseits nett, da sie Verstehen und richtiges Schreiben miteinander kombinieren. Andererseits haben sie das Problem, dass es immer nur eine richtige Lösung geben kann. Manchmal gäbe es aber mehrere richtige Lösungen, wodurch etwas Richtiges als falsch markiert wird. Zudem wird man nicht dazu motiviert, etwas zu umschreiben, wenn man ein bestimmtes Wort nicht weiß. Dieses Problem haben aber alle Lernprogramme am PC. Hierin liegt sicherlich der große Vorteil von Sprachkursen mit einem Lehrer.
Die Lösungen sind klar und übersichtlich, sodass man sich schnell überprüfen kann.
Leider haben sich ein paar kleinere Fehler in die Aufgaben geschlichen. Diese sind zwar nicht sonderlich schlimm, aber dennoch nicht unbedingt von Vorteil: So lautet eine häufige Arbeitsanweisung: „Fylla in utelämnade ordet!“. Der Imperativ von „fylla“ lautet aber „fyll“. An anderer Stelle soll ein deutscher Satz, der im Perfekt steht, übersetzt werden. Die schwedische Lösung steht jedoch im Imperfekt / Präteritum.
Plus und Minus von Schwedisch ohne Mühe im Überblick
Plus:
- Einfache Bedienung, nicht überladen, klare Struktur
- Fängt ganz langsam an; für den Selbstlerner ohne jegliche Vorkenntnisse sicherlich von Vorteil
- Sinnvolle Progression (anfangs sehr einfache Texte, die sukzessive komplexer und schwieriger werden)
Minus:
- Texte anfangs sehr langsam eingesprochen
- Zwar viele Lektionen, aber nur wenige Übungen in jeder Lektion
- Texte wirken teilweise etwas angestaubt; keine sonderlich moderne, junge Sprache, die angewendet wird
- Keine Vokabellisten
Fazit
Die Assimil-Methode weicht von anderen Lehrbüchern ab. Wer mit dieser Methode nichts anfangen kann, der wird auch mit Schwedisch ohne Mühe nicht glücklich werden. Ausführliche Übungen zur Grammatik oder Vokabellisten fehlen beispielsweise. Wer sich allerdings darauf einlässt, wird als Selbstlerner sicherlich langsame, aber stetige Fortschritte machen. Assimil ist nicht für Gruppen geeignet, sondern richtet sich an den Selbstlerner. Es kann aber auch sinnvoll sein als Ergänzung beispielsweise zu einem VHS-Kurs.
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Dem Assimil-Verlag ein ganz herzliches Dankeschön für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
* Affiliate-Link
Was mich beeindruckt ist, das in Schweden versucht wird bereits in unteren Klassen digitale Medien einfliessen zu lassen. Da sind wir hier in der Schweiz noch lange nicht soweit. Wir sind schon froh, das man die Theorie bzw. auch die Theorieprüfung für den Führerausweis, egal ob Auto oder Motorrad, online machen kann, und sich somit hierbei den Weg in die Fahrschule erspart
Dass die Lektionstexte des Assimil-Schwedischkurses kurz sein sollen, wie hier behauptet wird, kann ich nicht nachvollziehen. Im Gegenteil, die Dialoge der etwas fortgeschrittenen Lektionen sind ausgesprochen umfangreich und dauern oft mehrere Minuten (die Tonaufnahmen umfassen acht CDs).
Die Tonaufnahmen zur Einführung in die Aussprache findet man zwar nicht im Programm, wohl aber auf der ersten CD.
Dafür findet man die Tondateien ab Lektion 50 nicht mehr auf den beiliegenden vier CDs (in der Software aber schon). Die restlichen CD muss man recht teuer hinzukaufen.
In das Buch wurde in der Tat recht viel hineingequetscht: Der Schwedischkurs bestand früher aus zwei Bänden. Wie schön, jetzt ist er billiger.
Um das Buch didaktisch im Sinn der Rezension aufzuwerten, empfehle ich, die Karikaturen bunt auszumalen oder den Text farbig zu unterstreichen. Das macht den Kurs weit weniger eintönig. (Funktioniert auch bei Romanen, die sind ja auch eher öde mit all diesen Buchstaben und so.)
Hej Stef!
Vielen Dank für deine Rückmeldung! Wir haben geschrieben, dass die Texte vor allem anfangs sehr kurz sind, später aber auch etwas komplexer werden. Also genau das, was du auch wahrgenommen hast. Worauf wir aber vor allem raus wollten, ist die Tatsache, dass die einzelnen Lektionen sehr kurz sind. Und ich denke, das sollte man wissen, denn ansonsten kann der Hinweis, dass das Lehrwerk 106 Lektionen umfasst, missverständlich sein. Vergleicht man die Länge einer Lektion mit der in anderen Lehrwerken, dann fallen sie bei Assimil sehr kurz aus. Das liegt aber weniger an den Texten als vielmehr an den wenigen Übungen, die dazu angeboten werden.
Bei der Gestaltung des Buchs gebe ich dir vollkommen recht. Ein wenig Farbe hätte ihm gut getan. 🙂
Beste Grüße,
Jo