Schwedisch lernen

Schwedisch-Lehrbücher im Test: „Schwedisch mit System“ von Langenscheidt

Langenscheidt Schwedisch mit System

Das Langenscheidt Schwedisch-Wörterbuch befindet sich wahrscheinlich im Besitz der meisten Schwedisch-Lerner. Seit vielen Jahren gibt es auch einen Sprachkurs aus dem Hause Langenscheidt: Schwedisch mit System. Wir haben die Box bestehend aus einem Buch, einem Begleitheft und drei CDs getestet. Das Lehrbuch führt zu B1.

Angaben des Verlags

Das Lehrwerk aus dem Langenscheidt-Verlag heißt nicht nur Schwedisch mit System, auf der Verpackung wird zudem noch verkündet: „Mit System zum Erfolg“! Die Sprache soll also systematisch erlernt werden. Folgerichtig wird im Vorwort angekündigt, dass neben 1900 Vokabeln, die man mit diesem Werk erlernen kann, sämtliche grammatikalischen Strukturen des Schwedischen abgedeckt werden. Das klingt einerseits trocken, ist andererseits aber vielleicht gerade für diejenigen Lerner, die klare Strukturen beim Erlernen einer Sprache benötigen, etwas Gutes. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was sich hinter dem Lernen „mit System“ verbirgt.

Layout / Gestaltung sowie Handhabung von Schwedisch mit System

Der Sprachkurs ist in eine schicke Box eingepackt. Ein schönes Stockholm-Bild begrüßt den Lerner auf der Box sowie auf den Büchern und CDs. Die Bücher sind sehr schwedisch gestaltet, denn alles ist in den Farben Gelb und Blau gehalten (selbst die Schriftfarbe). Es werden nur wenige Fotos, dafür umso mehr Zeichnungen, die zu den Inhalten passen, verwendet. Grundsätzlich ist die Gestaltung auf den Text fokussiert, wodurch das Layout recht schlicht, teilweise auch etwas blässlich wirkt, es dafür aber auch nicht davon ablenkt, um was es geht: ums Lernen.

Blick ins Buch „Schwedisch mit System“

Im Vorwort wird erklärt, wie das Buch aufgebaut ist und angewendet werden sollte. Auch gibt es Tipps zum Lernen. Mithilfe dieser Hinweise und aufgrund der klaren Struktur der einzelnen Lektionen ist die Orientierung im Buch sehr einfach und nicht verwirrend. Auch die Aufgaben sind klar formuliert. Sie werden zudem nochmals auf der Hör-CD vor jeder Übung wiederholt. Die Aufteilung auf den CDs ist hingegen etwas ungeschickt gelöst. Während auf der ersten und teilweise noch auf der zweiten CD alle Dialoge zu finden sind, sind die zweite und dritte CD mit Hör- und Sprechübungen gefüllt. Das führt dazu, dass man bei der Arbeit mit einer Lektion die CDs wechseln muss.

Aufbau von Schwedisch mit System 

Ehe es richtig losgeht, erfährt der Lerner erst einmal etwas über die Aussprache und Betonung im Schwedischen. Auch auf der CD kommen zunächst Übungen zur Aussprache und zum Alphabet. Sich damit gleich von Anfang an auseinanderzusetzen, ist sicherlich sehr sinnvoll. Ein wenig ist dies natürlich wie eine Trockenübung beim Schwimmenlernen. Man springt nicht einfach ins Wasser und versucht, irgendwie zurechtzukommen. Das Lernen erfolgt also nicht intuitiv, sondern „mit System“.

Das Langenscheidt-Lehrbuch umfasst 15 Lektionen, die stets dem gleichen Bauprinzip folgen: Auf eine Einführungsseite, die über die zu erwerbenden Kompetenzen informiert und einen einführenden Text inklusive Übersetzung anbietet, folgt die Rubrik „Vad är nytt?“ (Was wird neu eingeführt?), ehe sich der Haupttext (stets ein Dialog), eine Vokabelliste, Sprachtipps, Grammatikregeln und Übungen anschließen. Nach jeweils fünf Lektionen folgt ein kleiner Test, mit dem man sein Wissen überprüfen kann.

Tests in Schwedisch mit System
Gut – regelmäßige Tests

Während beim einführenden Text die deutsche Übersetzung gleich nebendran abgedruckt ist (Vorsicht: Spickgefahr!), kommt die Übersetzung der Haupttexte erst im Anhang. Diese dialogischen Haupttexte befinden sich zudem auf CD, damit man sie sich anhören kann. Schöne Idee: Alle Texte wurden zweimal eingesprochen – einmal in normalem und ein zweites Mal in einem langsamen Tempo. So kann man sich langsam herantasten. Schade ist allerdings, dass selbst die Texte in „normaler“ Geschwindigkeit recht langsam gesprochen sind. Wer also nur mit diesem Lehrwerk arbeitet, wird wohl eine böse Überraschung erleben, wenn er das erste Mal mit der Sprechgeschwindigkeit eines waschechten Schweden konfrontiert wird.

Die Vokabelliste ist übersichtlich gestaltet. Die wichtigen Wörter sind extra fett gedruckt. Alle Vokabeln befinden sich zudem in alphabetischer Reihenfolge am Ende des Buchs. Hier findet man auch eine sehr knappe Übersicht über manche grammatikalischen Phänomene sowie eine Liste mit unregelmäßigen Verben.

Sehr positiv ist, dass es sich bei dem Werk von Langenscheidt tatsächlich um ein Komplettpaket handelt: Lösungen, Begleit-Übungsheft und CDs sind alle inklusive und es muss nichts zusätzlich erworben werden. Die Lösungen befinden sich hinten im Buch bzw. für die zusätzlichen Aufgaben im Begleitheft. Dieses dünne Heft enthält eine Reihe an Übungen zum Hör- und Sprechtraining. Die entsprechenden Hördateien findet man ebenso wie die eingesprochenen Texte auf den mitgelieferten CDs.

Ausrichtung und Zielsetzung

Der Sprachkurs Schwedisch mit System von Langenscheidt ist ganz klar auf den Selbstlerner, der zu Hause ohne Lehrer lernt, ausgerichtet. Das Vorwort betont dies explizit. Außerdem wird hier angekündigt, dass das Lehrbuch sich an denjenigen richtet, der „sich über die bloße Verständigungsmöglichkeit hinaus intensiv mit der Fremdsprache beschäftigen“ will. Diese klare Zielsetzung schlägt sich in der Form der Übungen nieder. Kommunikative Übungen fehlen (wie soll man diese auch alleine ausführen?), Hörverständnis und Grammatik erhalten hingegen größeres Gewicht.

Betrachtet man die gewählten Themen, zeigt sich zudem tendenziell eine stärkere Ausrichtung auf den Schweden-Touristen als auf denjenigen, der in Schweden leben und arbeiten will. Es geht vor allem um Dinge, die für Reisende wichtig sind (sich vorstellen, Hotelzimmer buchen, nach dem Weg fragen, einkaufen usw.). Gleichwohl kommen auch andere Bereiche vor; so beschäftigt sich beispielsweise eine Lektion mit Bewerbungen (allerdings eher oberflächlich).

Texte und Textauswahl

Entsprechend der Orientierung an Touristen und Reisenden ist auch die Textauswahl ziemlich klassisch. Es geht darum, sich vorzustellen, im Restaurant zu bestellen usw. Die Haupttexte sind dabei stets als Dialog konzipiert. Das ist grundsätzlich gut und sinnvoll, schließlich will man Schwedisch ja vor allem sprechen und in Gesprächen anwenden. Andererseits fallen die Texte dadurch manchmal etwas kurz, simpel und stellenweise auch künstlich aus, weil auch noch die entsprechende Grammatik integriert ist. Auch wenn sie „aus dem Leben gegriffen“ sein wollen, sind sie das nicht immer. Gleichwohl enthalten sie viele Phrasen, die man so in Gesprächen einsetzen kann.

Auch die einführenden Texte sind alle ziemlich kurz, was jedoch nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Bei diesen ist aber die Übersetzung gleich nebendran abgedruckt, was wir als ungeschickt empfunden haben. Die Gefahr, schnell mal zu spicken, ist doch recht hoch. Besser ist es, wenn man gezwungen ist, unbekannte Wörter selbst zu erschließen.

Landeskundliche Themen kommen eher am Rande vor, was schade ist. Schön wäre es, wenn man ganz nebenbei noch etwas mehr über Land und Leute erfahren würde. Die gewählten Themen sind allerdings interessant, zum Beispiel über Bandy. Leider sind diese Texte stets auf Deutsch und nicht in die Dialoge integriert.

Aufgaben und Lösungen

Die Aufgabenstellungen in Schwedisch mit System sind stets klar und gut verständlich. Auf der CD werden sie zudem vor jeder Übung nochmals wiederholt. Die Übungen zielen vor allem auf die Grammatik sowie im Begleitheft auf das Hören und Sprechen. Kommunikative Übungen kommen nicht vor, was der Ausrichtung auf den Selbstlerner geschuldet ist.

Die Anzahl der Übungen erscheinen uns angemessen. Klar kann es nie genug Übungen geben. Dem Umfang des Buchs entsprechend reichen sie allerdings aus, um das Wesentliche von grammatikalischen Strukturen zu erfassen. Wer noch mehr üben will, muss sich nach einem ergänzenden Übungsbuch umschauen.

Die Lösungen befinden sich im hinteren Teil des Buchs bzw. des Begleithefts und sind klar und verständlich. Ein klarer Pluspunkt!

Das sagt die Schwedischlehrerin Carina Middendorf von Svenska Intensiv

Ich bin beeindruckt, was alles dabei ist! Die Box ist klein, aber oho – sie beinhaltet tatsächlich alles, was der Lernende bis zum B1-Niveau wissen muss. Mit den didaktischen Ansätzen bin ich aber nicht immer einverstanden. Der Lernende könnte sich bald langweilen, wenn in jedem Kapitel erst mal erklärt wird, was gelernt wird, bevor man überhaupt damit anfängt. Zusammenhänge entdecken und selbst herausfinden? Fehlanzeige! Alles wird sehr genau erklärt – außer in der Kurzgrammatik am Ende; da fehlt so einiges.

Ich finde die Tests zur Überprüfung nach jedem fünften Kapitel sehr gut. Die Vokabellisten sind sehr ausführlich und hilfreich. Die Lösungen sind dabei, was sehr wichtig ist für Selbstlerner.

Ich kann mir jedoch keinen perfekten Studenten hierfür vorstellen:

  • Schwedentourist? Zu wenig kommunikative Übungen. Sprechen und Verstehen wird in diesem Lehrwerk kaum geübt.
  • Austauschstudent? Der geübte Student wird viel lernen und hat bestimmt kein Problem mit den zahlreichen Übungen, findet aber zu wenige Themen, die Studenten bewegen.
  • Einwanderer? Zu wenig über Alltag in Schweden, z.B. arbeiten und wohnen.“

 

Plus und Minus von Schwedisch mit System im Überblick

Plus:

  • Klare Struktur; man wird an der Hand genommen
  • Guter und übersichtlicher Anhang mit Grammatikübersicht, Vokabeln, Lösungen
  • ausführliches Kapitel zur Aussprache zu Beginn
  • Texte auf CD zweimal eingesprochen: einmal in normaler und einmal in langsamer Geschwindigkeit
  • Umfangreiche zusätzliche Hör- und Sprechübungen im Begleitheft bzw. auf CD. Mit diesen Übungen werden nicht nur Hörverständnis und Aussprache trainiert, sondern auch beispielsweise Satzbau, Zeitformen u.a.

Minus:

  • Übersetzung der einführenden Texte direkt neben dem schwedischen Text
  • Gesprochene Texte etwas langsam
  • Recht kurze und manchmal künstlich wirkende Texte
  • ziemlich grammatiklastig
  • wenig Landeskunde

Fazit

Der Langenscheidt-Verlag verspricht nicht zu viel, wenn er damit wirbt, man lerne mit diesem Sprachkurs Schwedisch mit System. Wer eine Sprache über ihre Struktur und ihre Grammatik erlernt, wer also die Sprache tatsächlich verstehen will, der kann mit diesem Lehrwerk sicherlich glücklich werden. Die Grammatik wird umfassend abgebildet und in entsprechenden Übungen trainiert.

Wer mit modernen, anspruchsvollen Texten und/oder mit anderen zusammen Schwedisch lernen will, der ist hingegen bei Langenscheidt falsch, denn die Texte sind kurz und manchmal künstlich und auf kommunikative Übungen wird verzichtet. Es ist eben ein Sprachkurs für den Selbstlerner.

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Dem Langenscheidt-Verlag ein ganz herzliches Dankeschön für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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  1. Christian Ihme

    Einer der wenigen Kurse zum Selberlernen. Wer keinen Schwedischkurs in der Nähe findet ist hier richtig – wenn er die Fachausdrücke der Linguisten kennt. Die Autoren kommen aus dem Elfenbeinturm und haben anscheinend wenig Kontakt zu „Lieschen Müller“ .
    Wie man mit 1900 Vokabeln das Niveau B1 erreichen soll, ist mir nicht ganz klar. Andere Kurse haben schon bei A1 2500 Vokabeln.

  2. Habe mich nach langem Überlegen auch für diesen Kurs entschieden, u.a. auch weil ich ihn recht günstig gebraucht kaufen konnte und weil ich vor einigen Jahren schon mal Langenscheidt für Spanisch und Französisch genutzt habe. Bin gespannt auf das Schwedisch lernen und freue mich darauf, eine neue Sprache kennenzulernen. 😃

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