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Reisen in Schweden mit Rollstuhl

Im Rollstuhl nach Schweden reisen

In Schweden wird Gleichberechtigung groß geschrieben. Niemand soll benachteiligt werden. Daher müssen alle öffentlichen Einrichtungen behindertengerecht mit Rollstuhlrampen, entsprechenden Toiletten usw. ausgestattet sein. Aber wie sieht es in der freien Natur aus? Wegen ihr reisen viele ja nach Schweden. Kann man sie auch im Rollstuhl genießen?

Vorbemerkung:

Eines gleich vorneweg: Ich sitze selbst nicht im Rollstuhl, habe daher keine eigenen Erfahrungen. Ich habe intensiv recherchiert und Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, befragt. Das ist aber natürlich nicht dasselbe wie eigene Erfahrungen.

Im letzten Sommer war ich in den Stockholmer Schären unterwegs. Alle Boote sind mit Rampen ausgestattet und dadurch grundsätzlich für alle offen. Dachte ich. Als ich dann aber einen Mann sah, der mit einem schweren und breiten elektrischen Rollstuhl ankam, wurde ich eines Besseren belehrt. Der Mann konnte nicht an Bord genommen werden, da er nicht über die Rampe passte und sein Gefährt zu schwer war, um über die Reling gehievt zu werden.

Das sind solche Momente, die man ohne eigene Erfahrungen gerne übersieht. Sollte etwas Ähnliches auch im Artikel auftauchen, dann schreib mir und korrigiere mich gerne. Auch wenn du weitere Tipps hast, hinterlasse einen Kommentar, dann nehme ich diese gerne in den Text auf.

Umgang mit Behinderungen in Schweden

Das Land setzt auf Inklusion. Niemand soll ausgegrenzt werden. Das bedeutet natürlich, dass Museen, Schulen, der öffentliche Nahverkehr usw. auch mit Rollstuhl nutz- und erreichbar sein müssen. Von irgendwelchen winzigkleinen Museen vielleicht abgesehen, haben daher alle Rampen oder Aufzüge. Auch Bahnhöfe – sowohl für Züge als auch für U-Bahnen – sind allesamt mit Aufzügen versehen. Jedenfalls ist mir bisher noch keiner aufgefallen, bei dem ein Bahnsteig nur über Treppen zu erreichen ist.

Auch Restaurants und Cafés verfügen über „handikappanpassande“, also behindertengerechte Toiletten. Viele Hotels sind ebenfalls zumindest mit einzelnen Zimmern gut vorbereitet. Wenn du über booking.com buchst, kannst du bei der Suche einen Haken im Feld „behindertenfreundlich“ setzen.

Gerade in den Städten ist daher ein Urlaub mit Rollstuhl normalerweise kein Problem.

Hinweis:

Wenn du auf schwedischen Webseiten suchst, dann musst du nach Bezeichnungen wie personer med funktionshinder oder med funktionsnedsättning Ausschau halten. Oft tauchen auch Begriffe wie handikappvänligt oder tillgänglighetsanpassat auf.

Aber wie es nun mit dem Urlaub mit Rollstuhl in der Natur?

In der freien Natur ist der Urlaub mit Rollstuhl nicht ganz so unkompliziert zu realisieren wie in den größeren Städten. Schmale Wanderwege, die über Stock und Stein führen, sind unmöglich zu befahren. Aber auch schon bei Schotterwegen kann es schwierig werden. Die Möglichkeiten sind daher eingeschränkt. Doch es gibt Möglichkeiten – und gar nicht mal wenige!

Unterwegs in Nationalparks und Naturreservaten

Bei den Naturreservaten kann ich keine allgemeine Aussage treffen, da es einfach viel zu viele mit zu unterschiedlichen Voraussetzungen gibt. Manche sind rollstuhlfreundlich, andere nicht. Wenn du eines besuchen möchtest, ist es also ratsam, zuvor auf der entsprechenden Webseite nachzuschauen.

Im schönen Naturreservat Fagertärn nördlich des Sees Vättern kannst du nicht nur Seerosen bestaunen, sondern auf gut geschotterten Wegen dich im Rollstuhl fortbewegen. Das gilt nicht für alle Wege, aber für den Hauptweg. Beim Eingang gibt es auch eine angepasste Toilette.

Das Naturreservat Tåkern an der Ostseite des Vättern ist ein absolutes Vogelparadies. Beim Naturum Glänås steht ein Vogelbeobachtungsturm, der über eine Rampe auch mit dem Rollstuhl erreichbar ist.

Es gibt noch viele weitere Naturreservate, die einen erleichterten Zugang haben. Schau einfach auf den entsprechenden Webseiten nach.

Die schwedischen Nationalparks sind noch besser vorbereitet. In fast allen gibt es zumindest gewisse Bereiche, die mit Rampen, asphaltierten oder gut geschotterten Wegen oder Holzwegen ausgestattet sind. Der Vogelturm im Nationalpark Storemosse in Småland verfügt sogar über einen Aufzug. Auch im Åsnen, in Hamra, ja, sogar im lappländischen Abisko-Nationalpark gibt es angepasste Rastplätze und geteerte Wege. Sicherlich, viele Wege sind nicht für Rollstühle geeignet, aber es gibt überall zumindest gewisse, die speziell präpariert sind.

Auf der Seite sverigesnationalparker.se findest du gute und umfassende Informationen. Da die Nationalparks wirklich ein gutes Angebot für Rollstuhlfahrer bereithalten, sind sie also lohnenswerte Ziele (natürlich nicht nur für Rollstuhlfahrer).

Ausgewählte andere Orte in der Natur

Wenn du gerne angelst, dann ist das Naturschutzgebiet Malingo-Kloten in Bergslagen vielleicht etwas für dich. Diese wald- und seenreiche Region ist herrlich abgeschieden und perfekt zum Fischen. Am Seeufer wurden ein paar rollstuhlgerechte Rampen angebracht, sodass du mit dem Rollstuhl bis ans Ufer gelangst.

Rast bei einem Kanu-Tripauf einem Zeltplatz bei Kloten, Schweden

Weiter im Norden lockt der Storforsen, Europas größter nicht-regulierter Wasserfall. Es ist schon imponierend, wenn sich die Wassermassen den Fall hinunterstürzen. Auf Holzbohlen gelangst du auch mit Rollstuhl zur Aussichtsplattform. Und auch das Café ist gut erreichbar.

Du willst Wildnis pur erleben und wilde Tiere beobachten? Wild Jämtland bietet Fotografen und allen, die gerne Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten wollen, die Gelegenheit, in kleinen Hütten genau dies zu tun. Diese Verstecke sind ziemlich klein, haben wenig Komfort und verfügen meist über vier Schlafkojen. Eine Hütte ist behindertengerecht mit Rampe ausgestattet. Da sie über einen befahrbaren Weg erreichbar ist, steht also diesem intensiven Naturerlebnis nichts im Weg.

In Hagfors in Värmland kannst du mit einer entsprechend umgebauten Draisine fahren. Selbst das ist also möglich.  

Draisine geht auch mit Rollstuhl.

An vielen Orten wurden beleuchtete Joggingrunden bzw. Loipen angelegt. Diese Wege führen oft durch schöne Natur und sind normalerweise gut geschottert. Mit der entsprechenden Bereifung sind viele dieser Wege auch für Rollstühle geeignet. Halte also nach diesen beleuchteten Joggingstrecken Ausschau!

Ins Fjäll mit dem Rollstuhl

Oben ist es schon angeklungen, als ich von den geteerten Wegen im Abisko-Nationalpark sprach: Selbst das Fjäll, also das schwedische Gebirge, das ja vor allem für einsame, kleine Pfade, für Bäche, die plötzlich den Weg kreuzen, für schwankende, schmale Hängebrückchen bekannt ist, kannst du mit dem Rollstuhl erleben.

So ist in Sälen in Dalarna ein Teil des Kungsleden geteert. Die Strecke ist zwar nur 2,3 Kilometer lang, aber immerhin. Es schließt sich noch ein zwei Kilometer langes Wegstück an, das relativ gut geschottert ist. Der Weg beginnt beim Sälens Högfjällshotell.

In Idre, ebenfalls in Dalarna, kannst du sogar im Fjäll reiten. Eine ausgebildete Krankenschwester begleitet dich dabei.

Und wenn du dich auch einmal auf speziellen Skis den Abhang hinunterstürzen willst, dann geht selbst das. Die Totalskischule in Åre hat sich komplett der Inklusion verschrieben und bietet für Menschen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen Skikurse an.

  1. Ich buche viel über Booking.com immer mit der Suchfunktion barrierefrei, ich rate aber trotz allem das Hotel vorher zu kontaktieren den die Ausstattungen sind sehr unterschiedlich. Ich z.B. brauche Haltegriffe rechts und links am WC und das ist ganz oft nicht gegeben.

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