Ostern ist – wie so viele andere Feste auch – eine Zeit der Traditionen. Das ist in Schweden nicht anders als im Rest der Welt. Aber was sind die typischen Ostertraditionen in Schweden? Wird dort Ostern ähnlich gefeiert wie in Deutschland? Wir stellen die wichtigsten Ostertraditionen vor.
So grundlegend unterscheiden sich die Traditionen und Rituale in Schweden an Ostern nicht, wenn man sie mit Deutschland vergleicht. Das liegt zum einen natürlich daran, dass Ostern wie in allen christlich geprägten Ländern zu einem der höchsten religiösen Feste zählt. Man gedenkt Christi Leiden, Tod und Auferstehung. Gewisse kirchliche Rituale sind daher ähnlich. Zum anderen hängt es aber auch damit zusammen, dass einige Traditionen aus Deutschland übernommen wurden.
Die Kirche spielt in Schweden jedoch keine allzu große Rolle mehr. Für viele ist Ostern daher vor allem ein Familienfest und ein Fest, das den kommenden Frühling genießt.
1. Die Stille Woche (Karwoche)
Jeder Schwedischlernende kennt das: In der Karwoche trägt jeder Wochentag irgendeinen bestimmten Namen, die gar nicht so einfach zu lernen sind. Da ist nichts mehr mit einfach nur måndag, tisdag, onsdag ….
Die Karwoche selbst heißt stilla veckan, die stille Woche. Sie beginnt wie im Deutschen auch mit dem Palmsonntag, dem palmsöndagen.
Es folgt der blåmåndagen, der blaue Montag. Wahrscheinlich rührt der Name aus dem Deutschen, denn besonders in Süddeutschland war es früher wohl üblich, an Montagen in der Fastenzeit die Kirchen mit blauen Tüchern zu schmücken.
Danach kommt der vita tisdagen, der weiße Dienstag, auf welchen der dymmelonsdagen folgt. Dymlar sind Holzstäbe, die an diesem Tag in den Kirchenglocken die Eisenstäbe ersetzten, um einen gedämpfteren Klang zu erhalten.
Der Gründonnerstag heißt im Schwedischen skärtorsdagen. Dies ist der Tag der Reinigung, der Erneuerung. Das Wort „skär“ leitet sich aus dem Altnordischen ab und bedeutet „rein, schön, klar“.
Der Karfreitag ist der Långfredagen, der Ostersamstag, also der Vortag zu Ostern, heißt påskafton, und der Ostersonntag påskdagen.
Der Ostermontag ist eigentlich wie der Ostersonntag nicht mehr Teil der Karwoche, soll hier der Vollständigkeit halber aber dennoch aufgeführt werden. Er heißt annandag påsk.
2. Gottesdienst an Ostern
Da Ostern zu den höchsten christlichen Festen zählt, werden natürlich auch viele Gottesdienste gefeiert. Der wichtigste ist vielleicht die påsknattsmässan, die Osternacht, die man so auch aus Deutschland kennt. Ist die Kirche anfänglich noch dunkel, wird sie während des Gottesdienstes immer heller und mit Kerzen erleuchtet.
3. Påskkärringar – die Osterhexen
Für jüngere Kinder sind die påskkärringar sicherlich eines der österlichen Highlights. Meist am Gründonnerstag (weißt du noch, wie er auf Schwedisch heißt, ohne nach oben zu scrollen?) verkleiden sich Kinder als Hexen mit Kopftuch auf dem Kopf, Hexenkleidung und natürlich einem Besen, auf dem sie reiten können. So ausgestattet ziehen sie durch die Nachbarschaft, klopfen und klingeln, verteilen selbstgemachte Osterkarten und erwarten im Gegenzug reiche Süßigkeitenbeute.
Seit wann es diese wirklich süße Tradition gibt, ist nicht ganz klar. Belegt sind die påskkärringar jedenfalls seit Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts.
Sie sollen die Hexen darstellen, die auf dem Weg zum Hexenberg, dem Blåkulla, sind. Am Ostersonntag sollen sie dann schließlich wieder zurückkehren. Um sie zu vertreiben, entzündet man Osterfeuer, aber dazu weiter unten mehr.
4. Påskris, der traditionelle Osterschmuck
Rund um Ostern wirst du vor und in vielen Häusern in Schweden geschmückte Birkenzweige sehen. Meist sind sie mit bunten Federn und bemalten Eiern verziert. Der sogenannte Osterzweig, der påskris. Er ist ein Symbol der Fruchtbarkeit, der Neugeburt, auch des Anfangs, was sowohl auf Jesus‘ Auferstehung als auch auf den Frühling bezogen werden kann.
Küken sieht man in Schweden fast häufiger als den Hasen.
Neben dem Osterzweig schmücken die Schweden auch mit anderen Dingen ihre Wohnungen und Häuser. Eier und Küken sind gewöhnlich, der Hase kommt auch vor, wenngleich nicht so dominant wie in Deutschland. Die Osterhasentradition schwappte aus Deutschland nach Schweden über, konnte sich aber nicht so ganz durchsetzen.
Mehr über Ostern in Schweden im Podcast:
5. Påskägg
Wie die Osterzweige sind auch die Ostereier Symbole der Fruchtbarkeit und der Neugeburt. Sie werden bunt bemalt, wie man das auch aus Deutschland kennt. Nicht ganz so häufig wie in den deutschsprachigen Ländern werden die Ostereier vom Osterhasen versteckt. Aber auch das gibt’s. Dann müssen die Kinder im Garten nach den Eiern suchen. Oder das Versteckspiel wird mit einem Osterspaziergang verknüpft.
6. Påsklekar (Osterspiele)
Sie sind sicherlich keine feste Tradition, werden aber hier und da gespielt. Zum Beispiel das Spiel äggpickning. Hier erhält jeder ein hartgekochtes Ei und muss nun versuchen, mit dem eigenen Ei andere Eier aufzuschlagen, ohne dass dabei aber die Schale des eigenen Eies zerbricht.
7. Kein Ostern ohne Süßigkeiten – Påskgodis
Schweden ohne Süßigkeiten? Undenkbar! Folgerichtig ist auch Ostern in Schweden ohne Süßigkeiten undenkbar. Godis müssen sein! Und das nicht zu knapp: Laut einem Artikel von Sveriges Radio aus dem Jahr 2018 vertilgen die Schweden 7000 Tonnen Süßigkeiten in den Tagen rund um Ostern. Das entspricht ungefähr 700 Gramm pro Person.
Neben lösgodis, den unverpackten Süßigkeiten, die man sich im Supermarkt selbst zusammenstellen kann, sind Osterhasen und Ostereier aus Schokolade beliebt.
8. Das Påskbuffé, das Osterbuffet
Es gibt so ein paar Dinge, die für mich ganz eng mit Schweden verbunden sind. Eine Sache ist, dass es die Schweden verstehen, nicht nur, aber vor allem an Festtagen die Mahlzeiten zu zelebrieren. Es wird gemeinsam gegessen, oft gibt es ein Buffet, das festlich und schön angerichtet wird und allein schon optisch Appetit macht.
Ostern macht da keine Ausnahme.
Das Osterbuffet ist ein klassischer smörgåsbord mit Eiern, Lachs, Hering, Käse … Wenn dann das Wetter noch gut ist und das Buffet draußen aufgebaut werden kann, ist das Oster-Frühlings-Familienglück perfekt.
9. Julmust, påskmust? Hauptsache Most
Jedes Jahr trinken die Schweden etwa 50 Millionen Liter Most. Ein Großteil davon rinnt an Weihnachten die Kehlen hinunter. Das ist dann der julmust. Praktisch, dass man einfach nur das Etikett ändern muss, um aus dem Weihnachts- den Ostermost zu machen. 12 Millionen Liter påskmust, also etwas mehr als ein Liter pro Person, wird rund um Ostern getrunken. Der Most ist normalerweise alkoholfrei, manchmal kann er einen ganz geringen Alkoholanteil haben.
10. Påskbrasa, die Osterfeuer
Wie oben bereits erwähnt, kehren am Ostersonntag beziehungsweise in der Nacht zuvor die Hexen vom Blåkulla zurück. Um sie zu vertreiben, entzündet man große Feuer, die weithin sichtbar sind.
Diese Tradition existiert aber nur in manchen Landesteilen. Besonders im Westen, zum Beispiel in Bohuslän, ist sie öfters anzutreffen. Insgesamt brennen an Ostern aber deutlich weniger Feuer als in der Nacht zum 1. Mai, der Walpurgisnacht.
Kennst du noch weitere typische Ostertraditionen aus Schweden? Welche magst du besonders? Welche zelebrierst du intensiv? Hinterlasse gerne einen Kommentar!
Wir von Elchkuss wünschen dir GLAD PÅSK – Frohe Ostern!
Beitragsbild: Ulf Lundin / imagebank.sweden.se