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15 besondere Naturerlebnisse in Schweden

Natur in Schweden erleben

8. Idyllische Natur – das Glaskogens Naturreservat

Für mich ist genau das Schweden: Ich stehe am Ufer des Sees Stora Gla, die Oberfläche ist spiegelblank, leichter Dunst hängt über dem Wasser, der aber bald von der aufsteigenden Sonne vertrieben sein wird. Am anderen Ufer dichte Wälder, ein Paddler zieht schon einsam seine Runden. Ich werde ihm gleich folgen.

Endlose Wälder und Seen, Ruhe und Abgeschiedenheit, Natur und Genuss – so verzaubert mich Schweden immer wieder. Es gibt mehrere solche Landstriche im ganzen Land und vor allem hier in Dalsland und Värmland. Der Glaskogen, Värmlands größtes Naturreservat, soll stellvertretend für diese stehen.

See in Glaskogen
Schweden pur in Glaskogen

Hier kannst du alles erleben, was das Outdoor-Herz begehrt (außer vielleicht hochalpine Wanderungen). Paddeln, Wandern, Radfahren, Angeln – alles ist hier möglich und alles in einfach wunderschöner und ungestörter Natur. Dem Jedermannsrecht sei Dank, kannst du dein Zelt irgendwo am See aufstellen und in völliger Einsamkeit den värmländischen Abend genießen.

Bevorzugst du etwas mehr Komfort, so gibt es in Lenungshammar auch einen gemütlichen Campingplatz. Gemütlich ist auch das Café Carl, das nur wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt ist. Der ideale Ort für die Fika-Pause. Und Glaskogen der ideale Ort für Schweden pur.

9. Eine Perle unter Perlen: der Kosterhavets Nationalpark

Wer mich kennt, weiß, dass Bohuslän meine absolute Lieblingsregion in Schweden ist. Die Region zwischen Göteborg und norwegischer Grenze mit ihrer felsigen, zerklüfteten und einfach unglaublich romantischen Küste, mit den vielen urgemütlichen Küstenorten, den Schären und unendlich viel Meer ist nicht nur wunderschön, sondern bietet auch enorm viel. Vor allem natürlich alles, was mit Wasser zu tun hat: Kajak fahren, segeln, baden, schnorcheln.

Eigentlich ist es gar nicht so wichtig, wohin es dich in Bohuslän verschlägt – ob Marstrand, Lysekil, das romantische Ramsvikslandet oder Fjällbacka. Es ist überall verdammt schön. Ganz im Norden von Bohuslän befindet sich aber ein ganz besonders schöner Flecken Schärenwelt: der Kosterhavets Nationalpark.

Von Strömstad geht es mit dem Boot entweder auf die Nordkoster- oder die Südkosterinsel. Beide sind herrliche Schärenidylle, mal windumtost, mal bräsig in der Sommersonne liegend. Mehrere Wanderwege führen über die Inseln, an den steinigen Küsten entlang und durch die beschaulichen Siedlungen. Immer wieder laden Badeplätze im Sommer zu einem Sprung ins Wasser ein. Und natürlich bietet es sich an, die Schärenwelt hier vom Kajak aus zu genießen.

Inselwelt des Kosterhavets Nationalpark, Foto: Emelie Asplund / imagebank.sweden.se

Die Kosterinseln sind ein maritimer Nationalpark. Unter der Wasseroberfläche tummeln sich unzählige seltene Schwämme, Pflanzen und Tiere. Besonders ist das Kaltwasserkorallenriff. Hier kannst du tauchen und schnorcheln. Sogar ein eigener Schnorchelweg wurde eingerichtet mit Infoschildern, die sich in einem bis eineinhalb Metern Tiefe befinden. Eintauchen kannst du bei Rörvik auf der Südinsel.

Es gibt mehrere Übernachtungsmöglichkeiten auf den Kosterinseln. Die für mich schönste ist der einfache Campingplatz auf der Nordinsel, der allerdings nur von Ende Mai bis Ende Juli / Anfang August geöffnet hat. Vorbuchen ist hier Pflicht, denn insbesondere während der Hochsaison sind die Plätze hier heißbegehrt. Wen wundert’s.

10. Kinnekulle – vielfältige Natur am Vänern

Ein Hauch von Nangijala weht über die Mönchswiesen am Kinnekulle, wenn im Mai der Bärlauch strahlend weiß blüht und die Buchenwälder zu einem leuchtenden Paradies verwandeln.

Aber nicht nur im Frühjahr sind die Munkängarna bei Råbäck am Vänernsee paradiesisch für Naturliebhaber und Fotografen, sondern auch im Sommer und besonders im Herbst.

Der Kinnekulle ist ein Plateauberg, der sich 300 Meter über den Meeresspiegel erhebt. Von Råbäck geht es über die Mönchswiesen hinauf auf den Berg, zunächst an einem alten Steinbruch vorbei, in dem sich ein großer und ziemlich blau schimmernder See gebildet hat. Nach weiteren Höhenmetern ist dann der rote Aussichtsturm erreicht, von dem sich eine herrliche Aussicht über den Vänern, hinüber zum Läckö-Schloss und bis nach Marieberg eröffnet.

Die Region ist seit langem besiedelt und war besonders im Mittelalter ein Zentrum. Viele alte Kirchen zeugen bis heute davon. Sehenswert ist die in Husaby aus dem 11. Jahrhundert, in der sich angeblich der schwedische König Olof Skötkonung, der erste christliche König Schwedens, taufen ließ.

Natur und Kultur am Kinnekulle
Eine alte Brücke am Kinnekulle

11. Die Kraniche bitten zum Tanz am Hornborgasjön

Jedes Jahr im März und April erwartet den Hornborgasee südlich von Skara ein Spektakel. Tausende Kraniche bitten hier zum Tanz. Teilweise werden bis zu 20.000 Kraniche an nur einem Tag gesichtet. Sie sammeln sich vor allem im südlichen Teil des Sees, der passenderweise Trandansen (der Tanz der Kraniche) heißt.

Tagsüber tummeln sich die Vögel, die hier einen perfekten Rastplatz auf ihrem Weg vom Festlandeuropa zu ihren Brutplätzen weiter im Norden finden, am Seeufer. Abends fliegen sie davon, um einen Platz zum Schlafen zu suchen. Daher ist der Abend oder der Morgen, wenn sie wieder einfliegen, besonders magisch.

Tanz der Kraniche
Wenn die Kraniche zum Tanz bitten, Foto: Staffan Widstrand / imagebank.sweden.se

Aber warum tanzen die Kraniche überhaupt? Ist das ein Paarungstanz?

Nein, der Tanz dient der Intensivierung der Beziehung zwischen Männchen und Weibchen vor der anstehenden Brutzeit. Er ist also kein Paarungstanz. Aber das macht ja nichts. Faszinierend, dabei zuzuschauen, ist es dennoch.

12. Fårö: Zuflucht in der Kargheit

Auf Fårö ist die Zeit stehen geblieben. So scheint es zumindest, wenn man über die Insel im Nordosten Gotlands streift. Häuser sind noch mit Reet gedeckt, die Äcker winzig, die Siedlungen verstreut. Die Kulturlandschaft hat sich in den vergangenen zweihundert Jahren nicht sonderlich geändert.

Rau ist es auf der Insel. Karg und ziemlich einsam. Vor allem wenn die Sommergäste, die während der Hauptsaison sich auf der Insel tummeln, verschwunden sind. Zur Einstimmung auf eine Reise nach Fårö empfiehlt sich das Buch vom traurigen Busfahrer von Håkan Nesser, in dem die Stimmung im Herbst eindrücklich beschrieben wird.

Ingmar Bergman, der wohl berühmteste schwedische Regisseur, fand in der Einsamkeit Fårös seine Zufluchtsstätte. 1965 verlagerte er seinen Hauptwohnsitz auf die Insel und hier starb er auch im Jahr 2007. Auf dem Friedhof bei der Fårö-Kirche erinnert ein Gedenkstein an den Filmemacher.

Fischerhütten auf Fårö, Foto: Jerker Andersson / imagebank.sweden.se

Ganz im Süden der Insel haben einige englische Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Sie waren während des Krimkriegs hier stationiert und starben an der Cholera. In unmittelbarer Nähe zum Gräberfeld steht eine besonders schöne Schafshütte, von denen es noch einige auf Fårö gibt. Das reetgedeckte Dach dieser kleinen steinernen Hütte fällt hier beinahe bis zum Boden ab. Ein Platz zum Verweilen.

Schafe gibt es durchaus einige auf Fårö. Dennoch leitet sich der Name der Insel wohl nicht vom schwedischen Wort für Schaf „får“ ab. Es ist also nicht wie die Färöerna eine Schafsinsel. Wohl kommt der Name von „far“, was Fahrwasser bedeutet.

Die meisten Besucher kommen wohl auch nicht wegen der Schafe oder der „lambgift“ (die Schafhütten), sondern wegen Bergman oder wegen der Raukar, die sich an mehreren Stränden majestätisch und zugleich oft auch alterskrumm erheben. Besonders eindrückliche stehen im Gamla Hamn Naturreservat, beim Digerhuvud und in der Langhammars Küste. Seit tausenden Jahren stehen die Kalksteinsäulen bereits hier und harren stoisch der Dinge.

13. Tief in Gotlands Unterwelt – die Lummelundagrottan

Allein der Name klingt verlockend und irgendwie nach großem Kinderspielplatz. Und das ist die Höhle wenige Kilometer von Visby auf Gotland auch – ein Platz für Abenteuer, für Kinder, aber auch für Erwachsene.

Der Lummelundafluss fließt die letzten Kilometer, bevor er ins Meer mündet, unterirdisch. Dabei hat er im Lauf der Zeit ein imposantes Höhlensystem ausgewaschen. Es waren drei Jungen, die in den 1940er und 1950er Jahren die Höhle erforschten. Sie entdeckten den Gang, der in die Tiefe führt und heute den Namen „Pojkarnas gång“ („Der Gang der Jungen“) trägt. Ebenso die Säle „Bergakungens sal“ und „Kapellet“. In der Standardführung kannst du diesem Weg der Jungen in die Lummelundagrottan folgen.

Du willst es lieber etwas abenteuerlicher? Dann gibt es auch die Abenteuerführungen, bei denen du dich mit kleinen Booten noch tiefer in die Unterwelt begibst. Ausgerüstet mit Stirn- und Taschenlampen watest du durch das Flussbett, kriechst durch enge Stellen und erforschst die Höhle dort, wo nur wenige hinkommen. Am Ende bist du fast 500 Meter tief in die Höhle vorgedrungen. Schon ziemlich weit. Aber doch nur ein Anfang, denn die gesamte Höhle misst vier Kilometer.

In der Lummelundagrotte auf Gotland; Foto: lummelundagrottan.se

14. Öland – Natur mal ganz anders

Hohe Eichen, tausend Schafe, weidende Kühe, hier und da ein Hirsch und Vögel ohne Ende. Landstriche, die fast schon steppenartig und baumlos sind, dann eine nachgebaute Burg aus dem 4. Jahrhundert (!). Karge Landschaften, feuchte Böden und herrliche Strände liegen hier dicht beieinander.

Kurzum: Das südliche Ende der Insel Öland ist extrem vielseitig und einzigartig.

Die ganz besondere Kultur- und Naturlandschaft, die Spuren der Bewirtschaftung aus unterschiedlichsten Zeitaltern zum Vorschein bringt, ist aus diesem Grund auf Teil des schwedischen Weltkulturerbes.

Um diese Landschaft zu entdecken, lass das Auto irgendwo stehen und tausche es gegen Wanderschuhe oder ein Fahrrad! Ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung ist der Leuchtturm Långe Jan ganz im Süden. Hier informieren auch das Naturum und die Vogelstation über die Landschaft und das Tierleben. Von hier aus kannst du über ein altes Gräberfeld aus Wikingerzeiten und am Strand entlang nach Ottenby wandern, dabei dir den Seewind um die Ohren fegen lassen und Vögel beobachten.

Natur und Landschaft auf Öland
Irgendwo auf Öland, Foto: Tina Stafrén / imagebank.sweden.se

Etwas weiter nördlich bei Eketorp erhebt sich der faszinierende Nachbau einer Burg aus dem 4. Jahrhundert. Sie steht am Rand der kargen Landschaft „Stora alvaret“, in der kaum ein Baum wächst, dafür aber viele andere Pflanzen, zum Beispiel Orchideen im Frühsommer.

Mit dem Rad lässt sich die Natur hier besonders gut entdecken. Oder natürlich zu Fuß. Lass dir aber Zeit dafür. Denn eines passt überhaupt nicht in diese faszinierende Gegend: Hektik.

15. Ganz schön unschonisch: der Kullaberg

Schonen, die südlichste Region Schwedens, ist flach, topfeben. So denkt man. So dachte auch ich, als ich mal mit dem Rad durch Skåne fuhr. Und dann musste ich mich plötzlich die steilen Hänge des Kullabergs hochquälen. Bis zu 187 Metern erhebt sich die Landzunge nördlich von Helsingborg aus dem Meer.

Der Kullaberg ist komplett unschonisch. Steile Klippen, Grotten und Höhlen entlang der Küstenlinien und eine Rauheit, die für die Gegend wirklich untypisch ist.

Mit dem Auto kannst du fast bis ans äußerste Ende der Halbinsel fahren. Von dort sind es nur noch wenige hundert Meter zu Fuß bis zum Leuchtturm. Spannender ist es aber, die Gegend wandernd zu erkunden, hinabzusteigen ans Ufer, dort die teils spektakulären Felsformationen und die Grotten aufzusuchen oder ins surreale Nimis zu wandern.

Nimis ist ein riesiges hölzernes Kunstwerk, das vor 40 Jahren seinen Anfang nahm, als der Künstler Lars Vilks aus angeschwemmtem Holz Türme und Gerüste baute. Um dieses Kunstwerk entbrannte ein teils skurriler Rechtsstreit zwischen dem Künstler und der Region Skåne, aus dem der noch skurrilere Mikrostaat Ladonien resultierte. Nimis gehörte seit 1984 Joseph Beuys und nach dessen Tod dem Künstler Christo und dessen Frau. Man kann also sagen, dass hier Kunst von Weltrang steht.

Klippe auf dem Kullaberg
Klippe auf dem Kullaberg

15 besondere Naturerlebnisse in Schweden haben wir hier vorgestellt. Eines ist klar: Es gibt natürlich weit mehr als nur 15. Viele paradiesische, abenteuerliche, spannende, gemütliche, wunderschöne Ecken mit traumhafter Natur sind wir einfach übergangen. Ergänze gerne in den Kommentaren, wo du Natur in Schweden ganz besonders intensiv erleben konntest. Dann entsteht hier hoffentlich eine Sammlung, von der viele profitieren können.

Beitragsbild: Fredrik Broman / imagebank.sweden.se

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