Du willst Schwedisch lernen? Oder deine Schwedisch-Kenntnisse auffrischen? Bequem, schnell und einfach soll es gehen? Sprachlern-Apps wie Babbel, Duolingo und Mondly versprechen genau das. Aber wie gut sind sie wirklich? Nachdem wir Babbel und Duolingo schon unter die Lupe genommen haben, schauen wir uns heute das Schwedisch-Programm von Mondly genau an.
Mondly ist noch gar nicht so lange am Markt, zählt aber zu den großen Aufsteigern und will Platzhirsch Babbel gehörig Konkurrenz machen. Aber kann es das auch? Wie gut ist Mondly? Wo liegen die Stärken und die Schwächen? Und ist die App für dich geeignet? Schauen wir uns die App einmal genauer an:
Benutzerfreundlich und übersichtlich
Mondly kann sowohl auf dem Laptop oder Desktop als auch auf dem Smartphone genutzt werden. Die App ist leicht zu installieren und ebenso leicht zu bedienen. Alle Lektionen sind gleich nach dem Start auf einer Art mentalen Karte verortet und problemlos zu finden. Sich in dieser App zurechtzufinden, ist daher ein Kinderspiel.
Nachdem du dich das erste Mal eingeloggt hast, kannst du deine Niveaustufe wählen und schon geht es los.
Auch die Bedienung der Aufgaben erfolgt sehr intuitiv.
Wie ist Mondly (Schwedisch) aufgebaut?
Wie gerade erwähnt, hast du im Schwedisch-Lernprogramm von Mondly die Wahl zwischen drei Niveaustufen: Anfänger, Mittelstufler und Fortgeschrittener. Es erfolgt aber kein Einstufungstest, das heißt, es kommt auf deine eigene gute Einstufung an. Andererseits ist die korrekte Einstufung gar nicht so entscheidend, da nach meiner Erfahrung die Unterschiede zwischen den Levels und damit die Lernprogression nicht sonderlich groß ist. Das bekommen Duolingo und Babbel besser hin.
Nach der Wahl des Levels siehst du eine Karte, auf der die verschiedenen Themen angezeigt sind. Als Anfänger empfiehlt es sich, mit den Lektionen ganz links zu beginnen und nicht gleich auf der Karte weiter nach rechts zu wandern. Hast du bereits Vorkenntnisse, kannst du relativ frei das Thema wählen, das dich interessiert.
Die Themen sind beispielsweise Familie, Jahreszeiten & Wetter, Öffentlicher Nahverkehr, Essen & Getränke, Schule, Notfälle und viele mehr. Sie orientieren sich also stark am Alltag in Schweden und wollen dir helfen, ganz konkrete Kommunikationssituationen zu bestehen. Sie sind damit besonders an Anfänger gerichtet.
Daneben gibt es auch einige wenige Grammatik-Themen. Diese sind aber deutlich unterrepräsentiert. Und es werden auch Zusatzlektionen für spezielle Berufsgruppen, wie Restaurantpersonal oder Pflege- und Gesundheitsberufe angeboten. Diese sind zwar nicht sonderlich umfangreich, aber immerhin.
Insgesamt erscheint die Themenauswahl groß und breit. Der Vorteil – insbesondere im Vergleich zu Duolingo – ist, dass alle sofort verfügbar sind und sie nicht erst durch das Absolvieren anderer Übungen freigeschaltet werden müssen.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Themen erhalten ständig Zuwachs. Und: Es gibt täglich eine neue Lektion, welche zwar nicht umfangreich ist, aber das stetige, tägliche Lernen unterstützt.
Jedes Thema besteht meist aus sechs bis acht Lektionen, welche wiederum etwa zwanzig Übungen enthalten. Das ist ordentlich, geht allerdings nicht sonderlich in die Tiefe.
Wie lernt man mit Mondly?
Jedes Thema ist ungefähr gleich aufgebaut. Es kommen zunächst die sechs bis acht Lektionen, auf die ein Gespräch und die Wiederholung der gelernten Vokabeln folgen.
Die Übungen der Lektionen versuchen zu variieren, sind letztlich aber doch meist ziemlich ähnlich. Ein Wort oder Satz wird vorgelesen und man muss ihn entweder übersetzen, schreiben oder nachsprechen. Manchmal gibt es auch Sätze mit Lücken, die man füllen muss, oder es erscheinen Bilder, zu denen man das passende Wort zuordnen muss. Hier schenken sich die verschiedenen Sprach-Lernapps nicht sonderlich viel, da das Grundmuster der Übungen recht ähnlich ist.
Mondly setzt tendenziell mehr auf ganze Sätze als auf einzelne Wörter, was ich als positiv empfunden habe. Die Sätze trainieren die kommunikative Situation und können einem für den Alltag hilfreich sein, da sie sich sehr an alltäglicher Kommunikation orientieren.
Die Wörter und Sätze wiederholen sich oft, was den Vorteil hat, dass diese dann irgendwann sitzen, aber auch den Nachteil der schnell aufkommenden Langeweile mit sich bringt.
Schön ist, dass die Sätze von Muttersprachlern in einem angenehmen Tempo (nicht zu langsam, nicht zu schnell) eingesprochen worden sind. Störend ist allerdings, dass manches überdeutlich betont und damit nicht so wie in Schweden üblich ausgesprochen wird. Beim Demonstrativpronomen „det“ (das) spricht man das „t“ eigentlich nicht, bei Mondly lernt man es jedoch mit „t“. „Någonting” (etwas) wird bei Mondly „nogonting“ ausgesprochen, was nicht falsch ist. Fast alle Schweden sagen aber einfach nur „nonting“.
Schöne Idee: Gespräche mit dem Bot
Was uns gut gefällt, ist die Option, Gespräche zu führen. Zum einen gibt es am Ende eines jeden Themas die Lektion „Gespräch“. Hier werden die zuvor geübten Lektionen zusammengefasst und vertieft. Dabei hört man zunächst zwei Gesprächspartnern zu und spricht jeden Satz nach. Dieses Nachgesprochene wird aufgenommen. Am Ende kann man dann einen Gesprächspartner auswählen, den man durch die eigene Sprachaufnahme ersetzen möchte. Nun hört man das Gespräch erneut, nur ist man nun selbst Teil des Dialogs und spricht die Redeanteile des einen Gesprächspartners. Es gibt hier zwar keine Kontrolle, ob das Eingesprochene wirklich richtig ist. Dennoch kann man so schnell erst Gespräche führen, was definitiv Spaß macht und motivierend wirkt.
Die zweite Gesprächsoption ist der Chatbot. Hier stellt dir der Bot Fragen auf Schwedisch und präsentiert unterschiedliche Antwortmöglichkeiten, die alle richtig sind. Man muss nun eine auswählen und diese einsprechen, woraufhin der Chatbot entsprechend reagiert. Das Schöne hierbei: Es gibt nicht nur eine richtige Antwortmöglichkeit, sondern mehrere richtige Lösungen, was tatsächlichen Kommunikationssituationen entspricht. Den Chatbot gibt es für die Themen Begrüßung, Restaurant, Hotel, Kartenzahlung, Alltagsgespräch, Einkaufen, Verabredung und Taxi.
Ganz am Ende eines Themas werden die Vokabeln wiederholt, was aber oft allzu trivial erfolgt. Meist werden zwei Antwortmöglichkeiten angeboten und man muss die richtige Übersetzung auswählen. Die Trefferwahrscheinlichkeit liegt also auch bei völligem Nichtkönnen bei 50%. Das langweilt und fordert kein bisschen. Ein separater Vokabeltrainer wie beispielsweise bei Babbel wird leider nicht angeboten.
Eine sehr großzügige Spracherkennung
Wie Duolingo und Babbel bietet auch Mondly eine Spracherkennung an. Du musst also Lösungen einsprechen und die App überprüft, ob du etwas korrekt ausgesprochen hast. Wie auch bei den anderen beiden Apps kommt auch die Mondly-Spracherkennung nicht ansatzweise an das heran, was ein Sprachlehrer in einem Sprachkurs zu bieten hat. Die Spracherkennung hat also noch deutliches Entwicklungspotenzial.
Das Problem der Mondly-Spracherkennung ist, dass sie eindeutig zu großzügig ist. Anfangs denkt man vielleicht noch: Toll, ich spreche ja alles auf Anhieb richtig aus. Das mag motivierend sein. Dumm aber, wenn auch eine falsche Aussprache als richtig anerkannt wird. Motivation hin oder her, dann lernt man etwas Falsches.
Ich habe bewusst Wörter falsch ausgesprochen. Zum Beispiel musste ich einen Satz nachsprechen, in dem das Wort „köpa“ (kaufen) vorkam. Dieses „k“ wird als „ch“ ausgesprochen. Ich sagte aber „köpa“, also mit „k“. Der grüne Haken erschien, meine falsche Aussprache wurde belohnt. Das Gleiche geschah bei der Aussprache von „hejdå” (tschüss). Der Buchstabe ”å” wird im Schwedischen als „o“ gesprochen. Ich sagte aber „a“ – auch das war laut App richtig.
Die allzu großzügige Spracherkennung von Mondly ist also ein echter Minuspunkt, an dem die Appentwickler dringend weiterarbeiten sollten.
Gamification
Gamification bedeutet, dass spielerische Elemente ins Lernen eingebaut werden. Während Duolingo damit eindeutig übertrieben hat, da es zig unterschiedliche Wettbewerbe, Dinge, die man sammeln muss, und und und gibt, fährt Mondly hier erfreulicherweise einen moderaten Kurs. Es gibt Bestenlisten, mit denen man sich mit anderen messen kann. Entweder man wählt die globale Bestenliste oder man erstellt sich eine mit seinen Freunden. Dann kann man sich ein wenig mit Freunden batteln und schauen, wer schneller bestimmte Lektionen schafft. Das motiviert sicherlich und ist ein angenehmes Maß der Gamification.
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Was kostet Mondly?
Eine Sprache einen Monat lang zu lernen, kostet 9,99 Euro. Nimmst du das Jahresabo, zahlst du 47,99 Euro, umgerechnet auf den Monat sind das also 3,99 Euro, was fair ist.
Ein richtig gutes Angebot ist aber der dauerhafte Zugang, in dem alle verfügbaren Sprachen – aktuell sind das 41 – freigeschaltet werden. Immer mal wieder gibt es dieses Angebot für 89,99 Euro einmalig. Du zahlst also einmal und hast dann das lebenslange Zugriffsrecht auf alle Sprachen. Dieses Angebot ist aber nicht immer verfügbar. Es lohnt sich, hin und wieder auf die Webseite schauen, bis das Angebot wieder vorhanden ist.
Meines Wissens nach gibt es das Angebot nur über die Webseite, nicht über die App. Buche also auf jeden Fall über die Homepage von Mondly.
Für wen bietet sich Mondly besonders an – und für wen nicht?
Mondly ist für Einsteiger geeignet. Wer täglich eine kleine Portion lernen möchte, ist hier absolut richtig. Für Fortgeschrittene oder für diejenigen, die sehr systematisch lernen oder sich eine Sprache über grammatikalische Strukturen erschließen, ist die App hingegen weniger geeignet.
Mondly sagt auf der Homepage über sich selbst: „Fließend eine neue Sprache sprechen … Du bist dem Ziel näher, als du denkst.“ Hier muss man ganz klar sagen: Mondly setzt zwar stark auf die kommunikativen Kompetenzen, fließend wird man Schwedisch mit dieser App aber nicht lernen.
Letztlich ist es wie bei Duolingo und Babbel auch: Die Apps sind wunderbare Lernbegleiter und vielleicht auch mal Lernerinnerer. Für Anfänger können sie sicherlich geeignet sein. Und auch für alle, die vor dem Urlaub ein paar wenige Brocken lernen wollen. Die Sprache wirklich gut und fließend lernt man aber nur im Land selbst oder in einem Sprachkurs mit Sprachlehrer.
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Vorteile:
- Umfangreich und viele Übungen im Einsteigerbereich
- Übersichtlich und schön gestaltet, einfach zu bedienen
- Alltagsnahe Sprache und Texte
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und die Möglichkeit, auch andere Sprachen zu lernen (im größten Paket im Preis enthalten)
- Gesprächsfunktion –> stärkt kommunikative Kompetenzen
- Spezielle Lektionen für einzelne Berufsgruppen
Nachteile:
- Spracherkennung deutlich zu großzügig
- Wenige Übungen für Fortgeschrittene, insgesamt recht geringe Progression
- Vielfalt der Übungen begrenzt
- Kein separater Vokabeltrainer
- Reicht nicht, um die Sprache fließend zu lernen
Auch die Apps von Duolingo und Babbel sind schon getestet. Hier findest du den Testbericht zu Duolingo. Und hier geht’s zum Babbel-Test.
Lernst du auch mit Mondly? Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Womit bist du zufrieden, womit weniger? Oder empfiehlst du eine andere Lern-App? Erzähle uns gerne von deinen Erfahrungen und hinterlasse eine Kommentar!
Beitragsbild: Screenshot mondly.com
Ich hätte einen ergänzenden Hinweis zu Eurem Test: die Nutzerbedingungen und die Datenschutzhinweise sind ausschließlich in Englisch verfügbar. Es gibt keine direkte mir ersichtliche Möglichkeit, seinen Account wieder löschen zu lassen. Bei duolingo geht das. Aus meiner persönlichen Sicht sind die „AGB“ bei duolingo kundenfreundlicher.
Was ich bei allen getesteten Sprach-Apps schade finde, ist die Blankovollmacht der Abonements. Programmiertechnisch ginge das auch anders (Abo muss aktiv wieder bezahlt werden, bevor wieder voll nutzbar) bzw. wäre eine „händische“ Bezahlvariante schön.
Hej Regina!
Vielen Dank für deine Ergänzungen. Das sind gute und wichtige Hinweise. Und ja, du hast recht, Abos, die man selbst aktiv verlängern muss, sind deutlich sympathischer. 🙂
LG, Jo