Ein Mann wandert durch das verschneite Stockholm. Er hat Glück und überlebt den gefährlichen Ausflug. Alle Weihnachtsbäume, die aus den Fenstern fliegen, verfehlen ihn nur knapp. Am Schluss stolpert er zwar über einen Baum. Das war’s aber. Puh! Den Knut-Tag überlebt! 1996 bewarb IKEA mit diesem amüsanten Werbespot die Rabattangebote an Knut, dem 13. Januar. Und sorgte für Irritationen: Werfen die Schweden wirklich ihre Weihnachtsbäume aus den Fenstern?
Seit 1996 erlebte der Werbespot Jahr für Jahr ein Revival. Zwar ist er immer anders gestaltet und erzählt eine andere kurze Geschichte – ein Inhalt bleibt aber gleich: Die Schweden werfen an diesem Tag, an Knut, den Weihnachtsbaum einfach aus dem Fenster. Es soll Deutsche gegeben haben, die diese Idee so umwerfend fanden, dass sie auch mit dem Herauswerfen begannen – definitiv keine gute Idee.
Wobei eines natürlich stimmt: Am 13. Januar, am Knut-Tag, ist in Schweden und Finnland die Weihnachtszeit beendet. Traditionell wird der Weihnachtsbaum abgeschmückt, die letzten Weihnachtssüßigkeiten werden genascht – das sog. „julgransplundring“, das Plündern des Weihnachtsbaums. Und wenn er dann so leer und geplündert herumsteht, dann kann er ja auch gleich aus der Wohnung „geworfen“ werden. Weihnachten wird quasi rausgeschmissen.
Knut segnete eigentlich am 7. Januar das Zeitliche.
In anderen Ländern ist die Weihnachtszeit bereits am 7. Januar, am Tag nach dem Dreikönigsfest, zu Ende. Ursprünglich war das auch in Schweden so, denn eigentlich ist der Knut-Tag der 7. Januar. An diesem Tag im Jahr 1131 wurde Knut Lavard, ein dänischer Prinz und späterer Heiliger, ermordet. Bis ins 17. Jahrhundert wurde am 7. Januar dem heiligen Knut gedacht und Weihnachten abgeschlossen. Aus nicht ganz geklärten Gründen wurde im 17. Jahrhundert der Knut-Tag verlegt und mit ihm das Ende der Weihnachtszeit. Seitdem ist in Schweden und auch in Finnland am 13. Januar Schluss mit „jul“.
Bei den Finnlandschweden und auf den Åland-Inseln gibt es bis heute die Tradition, dass an diesem Tag Weihnachten aus der Wohnung gefegt wird. Gefegt, aber nicht geworfen! Den Weihnachtsbaum einfach aus dem Fenster zu werfen, war weder in Finnland noch in Schweden jemals Tradition, sondern eine Erfindung des schwedischen Möbelhauses. Die Werbemacher des Unternehmens haben einfach die Redensart „att kasta ut julgranen“ (den Weihnachtsbaum hinauswerfen) wortwörtlich genommen – und damit eine angebliche schwedische Tradition begründet, die es in dieser Form aber gar nicht gibt.
Knut – wenig anarchisch
Im Gegenteil: Knut und die Entsorgung des Weihnachtsbaums haben in Schweden nichts Anarchisches. Vielmehr ist klar geregelt, wie der Baum zu entsorgen ist – nämlich über den Sperrmüll oder über spezielle Weihnachtsbaumeinsammlungen (wenn diese von der Kommune organisiert werden). Den Baum einfach auf einem Recyclingplatz (återvinningscentral) abzustellen, wo Plastik, Papier und Glas gesammelt werden, ist strikt verboten. Und den Baum aus dem Fenster zu werfen und auf der Straße liegen zu lassen, ist mindestens eine Ordnungswidrigkeit oder sogar eine Straftat. Die Folgen? Geldbuße und – wenn’s schlimm kommt – bis zu einem Jahr Gefängnis.
Lass dir also vom großen schwedischen Möbelhaus nichts einreden … ?
Wir schmeißen den Baum schon immer aus dem Wohnzimmer auf das Trottoir. Das ist besser als den radelnden Baum durch den Treppengang zu tragen. Natürlich steht unten eine Person, die schaut, dass niemand gerade vorbei läuft. 😂
Hej Bille!
Ja, so lange man aufpasst, kann das natürlich schon ein großer Spaß sein! 🙂
Schön auch dein Tippfehler: Ich stelle mir gerade vor, wie der (vielleicht auch nadelnde) Baum durchs Treppenhaus radelt… 😀
Beste Grüße,
Jo