Nordschweden

Kiruna – eine Stadt wird untergraben und zieht um

Kiruna mit Bergbau im Hintergrund

Kiruna ist eine besondere Stadt. Nicht, weil sie besonders schön ist. Nein. Recht kreativlose Zweckbauten reihen sich hier aneinander. Schön ist die Stadt – betrachtet man nur die Gebäude – nicht. Kiruna ist aus anderen Gründen besonders: Zum einen liegt die Stadt inmitten der endlosen, fantastischen Weite Lapplands, zum anderen wird das Zentrum gerade umgezogen. Das ist einzigartig.

Kiruna wurde erst im Jahr 1900 gegründet, ist somit eine noch sehr junge Stadt. Auch ist sie Schwedens nördlichste Stadt. Als Gründer gilt Hjalmar Lundbohm, leitender Angestellter des Grubenunternehmens LKAB, das kurz zuvor damit begonnen hatte, Eisenerz im Berg Kiirunavaara abzubauen. Von Anfang an war Kiruna somit ein Ort für die Grubenarbeiter. Bis heute wird die nördlichste Stadt vom Eisenerz und der riesigen Grube dominiert.

Kiruna: vom Bergbau geprägt und untergraben

Wenn du mit dem Auto über die E10 oder mit der Bahn nach Kiruna kommst, fällt der vom Bergbau gestaltete bzw. verunstaltete Berg Kiirunavaara sofort ins Auge. Hier sowie im etwas weiter nördlich gelegenen Berg Luossavaara wurden vor weit mehr als hundert Jahren große Vorkommen an bestem Eisenerz gefunden. Auch heute noch werden über 20 Millionen Tonnen pro Jahr in Kiruna gefördert.

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Im Lauf der Jahrzehnte trieben die Bergarbeiter die Minenschächte immer tiefer in die Erde und damit auch unter die Stadt. So tief und so umfassend, dass die Stadt darüber immer mehr auf unsicheren Füßen stand. Kiruna hatte zwei Möglichkeiten: Entweder wird der Bergbau eingestellt, damit die Stadt nicht gefährdet ist. Da der Ort aber ohne den Erzabbau wirtschaftlich ruiniert wäre, war das ausgeschlossen. Die andere Möglichkeit war, das Zentrum zu verlegen. Die Entscheidung fiel auf diese Option. Bis spätestens 2040 soll die gesamte Stadt nun einige Kilometer weiter ostwärts wandern.

neues Rathaus Kiruna Kristallen
Kristallen – das neue Rathaus; Foto: Kiruna kommun

Eine Stadt zieht um

Die meisten Gebäude sollen abgerissen und neu gebaut werden. Dafür hat man teilweise sogar den Denkmalschutz aufgehoben. So wird das alte Rathaus abgerissen. Das neue steht bereits seit 2018 – anfangs noch etwas einsam mitten im Nirgendwo, aber bald füllte sich das neue Zentrum, das am 1. September 2022 eingeweiht wurde, mit Leben. Wenn vom „Zentrum“ gesprochen wird, muss man daher immer hinzufügen, welches man denn meint: das „gamla“ oder das „nya centrum“? Im alten ist momentan viel abgesperrt, da hier die Abbrucharbeiten in vollem Gang sind. Geschäfte und Restaurants gibt es kaum mehr welche, diese sind fast alle ins neue Zentrum umgezogen.

Manche Gebäude wurden bzw. werden nicht abgerissen. Beispielsweise die alte Kirche mit ihrem wunderschönen Glockenturm. Sie wird – ebenso wie einzelne andere Häuser – umgezogen. Dafür muss sie sorgfältig abgebaut, transportiert und an neuer Stelle wieder aufgebaut werden.

Umzug eines Hauses in Kiruna
Manche Häuser werden im Ganzen umgezogen, Foto: Kiruna kommun

In den nächsten Jahren wird Kiruna daher eine spannende Baustelle sein. Wenn du in dieser Zeit die Möglichkeit hast, in den Norden zu reisen, empfehlen wir dir das sehr. Schließlich sieht man nicht alle Tage, wie eine Stadt ihren Standort wechselt. Das Unternehmen LKAB informiert übrigens auf seiner Webseite über alle aktuellen Bau- und Umzugsprojekte.

Ab in die Grube!

Kiruna ist aber auch losgelöst von umziehenden Gebäuden ein tolles Reiseziel beziehungsweise Ausgangspunkt für Unternehmungen im lappländischen Fjäll.

Die Grube – weltweit die größte Eisenerzgrube – kann natürlich besichtigt werden. Tief unter der Erde erwartet dich das LKAB Visitor Centre. Hier erfährst du alles über den Bergbau und dessen Geschichte, du siehst die fahrerlosen Züge und andere mächtige Maschinen. Zwar ist der Eintritt mit 450:- Kronen für einen Erwachsenen nicht ganz billig. Aber die Führung dauert fast drei Stunden – und zudem sind Kaffee und Kuchen inklusive.

Kiruna in Lappland, Schweden
Im Schatten des Bergwerks: Kiruna; Foto: Jonatan Stålhös / imagebank.sweden.se

Unternehmungen rund um Kiruna

Die weite Landschaft Lapplands mit ihren unzähligen Seen, den ungebändigten Flüssen und hohen Bergen ist einfach fantastisch. Kiruna ist der ideale Startpunkt für Wanderungen, Touren mit dem Mountainbike, zum Angeln oder im Winter für Scooter-Touren.

Dabei bist du immer in der Kommune Kiruna unterwegs. Die Gemeinde ist riesig, ja, sogar flächenmäßig die zweitgrößte auf der Welt. Bis hinauf in die Berge an die norwegische Grenze erstreckt sich die Gemarkung der Kommune Kiruna. Innerhalb der Kommune gibt es unzählige Möglichkeiten für fantastische Outdoor-Erlebnisse.

Mit dem Bus kannst du dich beispielsweise weiter nach Nikkaluokta bringen lassen. Von hier aus bieten sich Wanderungen auf Schwedens höchsten Berg, den Kebnekaise, oder über den Kungsleden nach Abisko an.

Im Herbst und Winter leuchtet der nächtliche Himmel über Kiruna, wenn Polarlichter übers Firmament wandern. Dann lohnt sich auch ein Abstecher nach Jukkasjärvi, wo das weltberühmte Eishotel steht. Eine Übernachtung bei Minusgraden und umgeben von faszinierender Eiskunst ist ein ganz besonderes Erlebnis.

Gute Anbindung

Das Tolle an Kiruna ist, dass die Stadt zwar weit im Norden liegt, aber dennoch ziemlich gut zu erreichen ist. Zum einen hat sie einen eigenen Flughafen, der mehrmals täglich von Stockholm aus angeflogen wird. Zum anderen gibt es seit mehr als hundert Jahren eine Eisenbahnverbindung. Mehrere Züge fahren von Göteborg und Stockholm jeden Tag in Richtung Norden. Besonders entspannt ist die Reise mit dem Nachtzug.

Und wenn du schon einmal mit dem Zug unterwegs bist, dann empfehlen wir dir, von Kiruna noch weiter bis nach Narvik zu fahren. Zunächst führt die Strecke durch die Weiten Lapplands, dann geht sie hinauf in die norwegischen Berge, ehe sie dann steil abbricht und du auf einer spektakulären Fahrt nach Narvik hinunterfährst.

Kiruna hat es in unsere Top15 der schönsten Städte Schwedens geschafft.

Ebenso spannend wie die Grube in Kiruna ist das eingestürzte Kupferbergwerk in Falun.

Beitragsbild: Kiruna kommun

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