Dalarna Geschichte

1520: Gustav Vasas abenteuerliche Flucht nach Dalarna, Teil 1

Gustav Vasa auf seiner Flucht in Isala

16. Dezember: Gustav Vasa ist in Rättvik, Kristian II. bleibt seinem Ruf treu

Am 16. Dezember erreicht der Schlitten des Mats Olsson Rättvik am Siljansee – mit einer bedeutenden Fracht. Denn gut versteckt unter mehreren Decken kriecht Gustav Eriksson (Vasa) hervor und steigt vor der Kirche ab. Auf direktem Weg begibt er sich zum Pfarrer. Wie Mats Olsson vorausgesagt hat, empfängt ihn der Pfarrer mit offenen Armen. Gleich nach dem Gottesdienst solle Gustav zur Gemeinde sprechen.

Gustav ist nervös. In Marnäs waren es nur eine Handvoll Leute, jetzt sind es viele. Jetzt muss er sie überzeugen, wenn er Erfolg gegen Kristian II. haben will. „Bewohner von Rättvik, stolze Dalkarlar“, beginnt er seine Rede, während die Frauen und Männer ihn skeptisch, aber auch ein wenig neugierig betrachten. Gustav erzählt vom Blutbad in Stockholm, von all den Grausamkeiten, die sich ereignet haben. „Nun ist es an der Zeit, dass wir aufstehen gegen diesen fremden König. Es ist an euch, Männer von Dalarna, mit dieser Unterdrückung, mit dieser Fremdherrschaft Schluss zu machen! Schließt euch mir an! Erhebt euch mit mir gegen diesen Mann, der auf unserem schwedischen Thron sitzt. Jagt ihn fort! Für unsere Heimat, für unsere Kinder!“


Ein Misserfolg

Gustav hat die Hand zur Faust geballt, als er endet, aber die Zuhörer tun es ihm nicht gleich. Zwar nicken einige von ihnen, andere schauen aber betreten zu Boden. „Nie zuvor von einem Gustav Eriksson gehört. Warum soll ich ihm trauen“, hört Gustav einen Mann murmeln. Ein anderer fragt: „Der König soll Bischöfe hinrichten lassen? Das glaube ich nicht.“ Andere diskutieren und meinen, dass sie ebenfalls keinen dänischen König haben wollen, dass sie Gustav es aber nicht zutrauen, dass er diesen König stürzen könne. Wie wolle er denn das schaffen? Er habe ja nicht einmal ein Heer? Manche lachen da.

Wenig später hat Gustav Rättvik verlassen. Richtung Norden. Richtung Mora. Das ist seine letzte Chance. Enttäuscht lässt er Rättvik hinter sich. Wenn niemand etwas gegen Kristian II. unternimmt, dann werden sie bald alle spüren, zu was dieser Tyrann in der Lage ist.


Das traurige Ende des Hemming Gadh

Hemming Gadh bekommt das an eben jenem 16. Dezember zu spüren. Der hochrangige Theologe und Politiker, der lange für Sten Sture gearbeitet hat, dann aber während der Gefangenschaft zum dänischen König übergelaufen ist, befindet sich an diesem Tag in Finnland. 70 Jahre ist er mittlerweile alt. Vom dänischen König ist er nach Finnland geschickt worden, um dort an der Eroberung des Landes, das zu Schweden gehört, mitzuwirken. Gadh war durchaus erfolgreich. Kristian II. misstraut Überläufern aber wohl. Denn nach dem Stockholmer Blutbad lässt der Dänenkönig einen Eilboten nach Finnland schicken. Die Nachricht ist eine tödliche. Hemming Gadh soll gefangen genommen und hingerichtet werden. So geschieht es. Der 70-Jährige wird gefasst, aufs Schloss Raseborg verschleppt und dort geköpft.

Keine gute Zeit für Kollaborateure.




Ist das alles wahr? Quellenkritik

Sind diese Abenteuer wirklich wahr? Wohl eher nicht. Ein Großteil der Sagen ist Peder Svarts Chronik über Gustav Vasa entnommen. Peder Svart schrieb diese etwa 1560 und wohl im Auftrag Gustav Vasas. Da wird also einiges ausgeschmückt und hinzuerfunden worden sein. Im 17. Jahrhundert kamen dann weitere Sagen hinzu, zum Beispiel die mit der Flucht im Heuwagen. Ein Mann namens Jakob Brandberg, Besitzer des Ornäshofes in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, trug diese Sagen zusammen. Eine weitere Ausschmückung erfuhren die Abenteuergeschichten 1914, als Anna Maria Roos das Lesebuch für die Volksschule „Gustav Vasas Abenteuer in Dalarna“ veröffentlichte. Der historische Wahrheitsgehalt dieser Geschichten ist also – vorsichtig ausgedrückt – diskutabel.

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  1. Hallo Jo, ich habe deine Reihe über Gustav Vasa in einem Rutsch gehört und fand sie superspannend! Vielen Dank für die fundierte und differenzierte Aufarbeitung dieser historisch wichtigen Figur für Schweden. Grüße von Anja

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