Dalarna Schweden vor 500 Jahren

1520: Gustav Vasas Abenteuer in Dalarna, Teil 2

Gustav Vasas Abenteuer in Dalarna: Ansprache in Mora

Rede an die Bewohner Moras

Jetzt ist die Gelegenheit da, sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Es ist Weihnachtsabend, die Bauern und Handwerker aus Mora gehen zur Kirche. Und auf einem kleinen Hügel vor dem Gotteshaus steht Gustav Vasa und spricht mit lauter Stimme zu den Kirchenbesuchern. Wie in Rättvik erzählt er vom Blutbad in Stockholm, davon, wie sein eigener Vater und sein Schwager geköpft worden sind. Die Reaktionen sind verhalten. Gustav erinnert die Dalkarlar, wie sie sich schon in früheren Zeiten beim Engelbrechtsaufstand und unter Sten Sture dem Älteren rebellisch gezeigt haben und gegen den Dänenkönig aufgestanden sind. Sicher, sicher, sagen die Dalkarlar, da habe er schon Recht. Aber dennoch. Die ganze Geschichte mit dem Blutbad scheint ihnen übertrieben. Und warum sollten sie ihm trauen, wo sie ihn überhaupt nicht kannten?

Frustriert verlässt Gustav die Kirche, besorgt sich ein Paar Skier und macht sich bereit zum Aufbruch. Er hat aufgegeben. Es würde keinen Aufstand gegen Kristian II. geben. Der König hatte gewonnen. Gustavs Schicksal wartete irgendwo oben in den Bergen Richtung Norwegen. Entlang des zugefrorenen Österdalälven zieht er in die winterliche Einsamkeit. Vorbei an Spjutmo, Gopshus und Oxberg. Hier wendet er sich nach Westen, kommt irgendwann an der kleinen Kapelle in Evertsberg vorbei. Er übernachtet auf verschiedenen Höfen, manchmal auch einfach nur in einsamen Heuschobern. An Neujahr erreicht er das Tal des Västerdalälven. Bald ist er in Sälen. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur norwegischen Grenze.

Was er nicht weiß, ist, dass sich zeitgleich in Mora Entscheidendes ereignet.

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Die Geburt des Vasalaufs

Wenige Tage nach Weihnachten erreicht der Adlige Lasse Olsson Mora. Er berichtet vom Blutbad in Stockholm und beweist damit, dass Gustav die Wahrheit erzählt hat. Aber dennoch: Das Blutbad mag schlimm für die betroffenen Adligen gewesen sein. Warum sollten sie sich aber hier im fernen Dalarna deswegen mit dem Dänenkönig anlegen?

Kurz darauf kommt ein weiterer Mann nach Mora: Ingel Mickelsson. Er ist kein Adliger und er hat noch weitere Neuigkeiten. Er erzählt nicht nur vom Blutbad, sondern auch davon, wie man Sten Stures Leiche ausgraben und auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ. Aber damit nicht genug: Kristian II. plane, die Bevölkerung zu entwaffnen, vor allem in den Regionen, in denen es schon früher Aufstände gab, also in Dalarna. Außerdem wolle er Extrasteuern erheben und den schwedischen Außenhandel einschränken. Das würde für Dalarna mit seinen reichen Eisenerz- und Kupfervorkommen massive Verluste bedeuten.

Jetzt ist die Wut der Mora-Bewohner geweckt. Einen solchen König wollen sie nicht. Sie erinnern sich an Gustav Vasa, der vor wenigen Tagen zu ihnen gesprochen hat. Die beiden besten Skiläufer, Lars von Kettilbo und Engelbrekt aus Mora, werden ausgesucht und ihm hinterhergeschickt. Sie sollen nicht eher ruhen, bis sie ihn gefunden und zurückgebracht haben. 90 Kilometer lang eilen die beiden durch die Winterlandschaft, bis sie Gustav bei Sälen erreichen. Die Geburtsstunde des Vasalaufs. Sie berichten Gustav von den Geschehnissen und überreden ihn, mit ihnen umzukehren. Eilig machen sie sich auf den Rückweg. Gustav Vasa ist voll neuer Hoffnung. Vielleicht wendet sich ja endlich das Blatt.

Ist das alles wahr? Quellenkritik

Sind diese Abenteuer wirklich wahr? Wohl eher nicht. Ein Großteil der Sagen ist Peder Svarts Chronik über Gustav Vasa entnommen. Peder Svart schrieb diese etwa 1560 und wohl im Auftrag Gustav Vasas. Da wird also einiges ausgeschmückt und hinzuerfunden worden sein. Im 17. Jahrhundert kamen dann weitere Sagen hinzu, zum Beispiel die mit der Flucht im Heuwagen. Ein Mann namens Jakob Brandberg, Besitzer des Ornäshofes in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, trug diese Sagen zusammen. Eine weitere Ausschmückung erfuhren die Abenteuergeschichten 1914, als Anna Maria Roos das Lesebuch für die Volksschule „Gustav Vasas Abenteuer in Dalarna“ veröffentlichte. Der historische Wahrheitsgehalt dieser Geschichten ist also – vorsichtig ausgedrückt – diskutabel.

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