Manchmal können die Schweden komisch sein. Die schwedische Alkoholpolitik ist restriktiv. Alkohol mit mehr als 3,5% Alkohol darf nur in den staatlichen Alkoholgeschäften Systembolaget oder in Restaurants und Bars mit einer entsprechenden Schanklizenz verkauft werden. Ansonsten ist der Verkauf strikt verboten. Nur alkoholische Getränke, die weniger als 3,5% haben, zum Beispiel das folköl, können in Supermärkten angeboten werden. Dadurch hat der Staat das Alkoholmonopol und kann den Verkauf und in gewisser Weise auch den Konsum kontrollieren.
Jetzt aber verändert sich das System. Eine Reform soll in Kraft treten, eine Reform, die Regierungschef Ulf Kristersson gar als frihetsreform, als Freiheitsreform preist. Dreimal wurde diese Reform bereits gründlich untersucht, die Folgen abgewogen, wieder verworfen und erneut aufgenommen. Jetzt endlich soll es konkret werden.
Wie groß ist die große Freiheitsreform?
Das alles klingt nach einer großen Reform, nach einer, die das bisherige System auf den Kopf stellt.
Nun, dem ist nicht ganz so. Was soll sich also verändern? Gemeinsam mit Ulf Kristersson stellte Sozialminister Jakob Forssmed am vergangenen Mittwoch die Reform vor. Erlaubt werden soll nun auch der sog. gårdsförsäljning, der Hofverkauf. Die Produzenten sollen demnach direkt auf dem Betriebsgelände ihre alkoholischen Getränke verkaufen können, egal, wie viel Alkohol in ihnen steckt. Betroffen sind davon ungefähr 600 Produzenten, die nun also auf einen weiteren Absatzmarkt hoffen können.
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Wer eine wirkliche „Freiheitsreform“ erwartet hat, der dürfte enttäuscht sein. Das staatliche Alkoholmonopol von Systembolaget wird nicht angetastet. Und der Verkauf direkt beim Produzenten darf nur erfolgen, wenn der Käufer Eintritt gezahlt hat und beispielsweise eine Führung mitgemacht hat. Außerdem dürfen maximal 0,7 Liter Schnaps oder Hochprozentiges und jeweils drei Liter Wein und Bier gekauft werden. Der Freiheit werden also recht enge Fesseln angelegt.
In Kraft treten soll die Reform 2025. Zuvor muss sie aber noch von der EU-Kommission gebilligt werden. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn die Reform bevorzugt einseitig die schwedischen Produzenten, ausländische Hersteller werden somit benachteiligt.
Bis dahin bleibt folglich nur der Weg ins Systembolaget, die Bar oder man hofft auf Freunde aus Deutschland, Polen und anderso, die in ihrem Auto noch etwas Platz haben…