Feste und Bräuche Geschichte

Süßes zum Gustav-Adolfs-Tag

Gustaf-Adolfstorg in Göteborg

Märtyrer oder Machtpolitiker?

Aber heute können wir das etwas differenzierter beurteilen: Wir wissen, dass es ihm vor allem um die weltliche Macht, um Einfluss und die Ausdehnung seines Territoriums ging. Auch wissen wir, dass die schwedischen Truppen alles anders als zimperlich vorgingen. Für die Erfindung des „Schwedentrunks“ können sie sich jedenfalls nicht rühmen.

Und einem solchen Herrscher wird noch heute geflaggt und es werden zu seiner Erinnerung süße Backwaren verkauft?

Es muss noch mehr an diesem König sein. Dass er die Galeone Vasa bauen ließ, um damit gegen Polen in den Krieg zu ziehen, wird’s wohl nicht sein. Zwar hat er der Nachwelt damit ein wahres Prunkstück hinterlassen; dass sie aber gleich auf der Jungfernfahrt nach nur wenigen hundert Metern sank, weil sie falsch konstruiert wurde, ist dann doch eher ein wenig peinlich.

Förderer von Universitäten, Handel und Städten

Gustav II Adolf reorganisierte das Land mit vielen Reformen. Er reformierte das Gerichtswesen und die Landesverteidigung, wodurch er Schweden nach und nach zu einem modernen Staat formte. Der schwedische König förderte die Universität in Uppsala massiv, gründete in Estland die Tartu Universität und ließ Gymnasien einrichten. Er förderte den Bergbau und den Handel, gründete 15 neue Städte, darunter auch Göteborg im Jahr 1621.

Göteborg mit Herz
Gibt’s nur dank Gustav II Adolf: Göteborg, 1621 vom König gegründet

Für Schweden, vor allem für Uppsala und Göteborg, hat Gustav II Adolf daher ganz unabhängig von seinen Taten im Dreißigjährigen Krieg große Bedeutung. Daher sind die Feierlichkeiten in diesen beiden Städten am 6. November auch am größten.

Backwaren am Gustav-Adolfs-Tag

Als 1854 in Göteborg die mächtige, bronzene Gustav II Adolf-Statue auf dem Hauptmarkt (der anschließend den Namen Gustav-Adolfs-Platz erhielt) eingeweiht wurde, kam ein findiger Konditor auf die Idee, spezielle Bonbons und andere Süßigkeiten zu Ehren des Königs herzustellen. Das waren sozusagen die frühesten Vorfahren der heutigen Gustav-Adolfs-Gebäckstückchen.

1909 schuf dann der Bäcker Emil Bräutigam, der ein Café in der Göteborger Innenstadt betrieb, die ersten wirklichen „Gustav-Adolfs-bakelser“. Kleine, viereckige Kuchen, die getoppt werden von einer meist schokoladigen Silhouette des legendären Königs. Seitdem verbreitete sich die Tradition im ganzen Land, wobei sie in und um Göteborg bis heute am stärksten vertreten ist.

Ein typisches Gustav-Adolfs-bakelse; Foto: Hannes R., www.flickr.com/photos/malter/4081441170/, Lizenz: CC BY 2.0

Ein einheitliches Rezept für die Gedenkbackwaren gibt es übrigens nicht. Wichtig ist, dass das Antlitz des Gustav II Adolf obenauf ist. Was darunter ist? Da sind alle nur erdenklichen Zutaten möglich. Meist sind die Kuchen viereckig, aber selbst das ist kein Muss.

Das Pferd des Königs

Solltest du also am 6. November in Göteborg oder woanders in Schweden unterwegs sein, dann futtere solch ein Gustav-Adolfs-Gebäckstückchen und fühl dich königlich dabei.

Das ganze Jahr über kannst du in der Livrustkammaren, einem Museum innerhalb des Stockholmer Schloss, Gustav Adolf nachspüren. Es ist das älteste Museum der Stadt, gegründet 1628 von – ja – Gustav II Adolf. Hier ist das Untergewand aufbewahrt, das der König während der Schlacht bei Lützen trug – Durchstoß eines Panzerstechers inklusive. Noch beeindruckender aber: sein Pferd Streiff, das Gustav in Lützen ritt. Das Pferd überlebte zwar die Schlacht, starb aber ein Jahr später. Es wurde ausgestopft, sodass du ihm noch heute, fast 400 Jahre nach seinem Tod, Auge in Auge gegenüberstehen kannst.

Streiff, das Pferd Gustav Adolfs
Streiff, das ausgestopfte Pferd Gustav Adolfs in der Livrustkammaren

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