Jährlich am 6. November ist es wieder so weit: Überall im Land wird geflaggt und die Schweden stopfen kleine, meist viereckige Gebäckstückchen mit einer königlichen Silhouette aus Schokolade oder Marzipan in sich hinein. Es ist Gustav-Adolfs-Tag. Aber was wird da eigentlich genau gefeiert? Und warum mit diesen süßen Stückchen, den Gustav-Adolfs-bakelser?
Der 6. November ist der Todestag des legendären und ziemlich kriegerischen Königs Gustav II Adolf. Neben dem aktuell auf dem Thron sitzenden König und Gustav Vasa ist dieser König wahrscheinlich einer der wenigen, die auch in Deutschland bekannt sind. Immerhin starb Gustav II Adolf auch in Deutschland – in den Nebeln auf dem Schlachtfeld bei Lützen im Jahr 1632.
Wir befinden uns mitten im Dreißigjährigen Krieg, der in den deutschen Ländern bereits für viel Zerstörung, Hunger und Millionen Tote gesorgt hat. Mehrere Länder haben sich in diesen Konflikt, der um Religion, aber noch viel mehr um Macht geht, eingemischt. In den 1620er Jahren machen die katholischen, kaiserlichen Truppen unter der Führung Wallensteins im Norden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation große Fortschritte. Das ist aber das Einflussgebiet des aufstrebenden Schwedens, das seine Macht im Ostseeraum ausbauen möchte.
Gustav II Adolf – der „Löwe aus Mitternacht“ mischt sich ein
Das ist der entscheidende Grund, weshalb sich der schwedische König Gustav II Adolf 1630 dazu entscheidet, in den Krieg einzugreifen. Es geht vor allem um Macht. Die Frage der Religion ist durchaus auch wichtig, aber sie ist eher ein Vehikel, um den eigenen Einfluss auszubauen. Gustav kämpft also für den Protestantismus – und vergrößert zugleich seine eigene Machtsphäre.
Der schwedische König ist zu diesem Zeitpunkt noch jung, gerade einmal 35 Jahre alt. Aber er sitzt schon 19 Jahre auf dem Thron. Mit 16 hat er ihn bestiegen. Schweden ist da ein verarmtes Land, das sich inmitten verschiedener Konflikte befindet. Gleich mit drei kriegerischen Auseinandersetzungen – mit Russland, Polen und Dänemark – sieht sich der junge König konfrontiert. Gustav gelingt es, diese Konflikte einigermaßen zu lösen.
Nun schwingt er sich dazu auf, zu einem der ganz großen Herrscher Europas zu werden, als er über die Ostsee übersetzt und in Mecklenburg einmarschiert. Bald wird er als der „Löwe aus dem Norden“ oder „Löwe aus Mitternacht“ bekannt sein, der den Protestantismus vor dem Untergang bewahrt. Und wahrlich – die ersten Kriegsjahre sind ein einziger Siegeszug. Bei Breitenfeld nördlich von Leipzig schlägt er das kaiserliche Heer unter der Führung Tillys vernichtend. Er erobert Würzburg, besetzt weite Teile Frankens und Bayerns. Schon wird gemunkelt, ob er der neue Kaiser des Heiligen Römischen Reichs werden könnte.
Der 6. November wird zum Gustav-Adolfs-Tag
Wallenstein aber gelingt es, den bisher so siegreichen Schwedenkönig bei Nürnberg zu blockieren, sodass dieser nach Norden ausweichen muss. Bei Lützen, wenige Kilometer südlich von Leipzig, kommt es dann am 6. November zur Schlacht. Gustav II Adolf, der oft aktiv ins Kampfgeschehen eingreift, verliert im Nebel und Pulverrauch den Kontakt zu seinen Reitern und trifft auf kaiserliche Reiter, die ihn erschießen. So stirbt der schwedische König auf dem Schlachtfeld. Dass das Gefecht bei Lützen am Ende noch knapp von den Schweden gewonnen werden kann, ist dabei dann nur eine unwichtige Nebensache.
Während Gustav II Adolf in der Riddarholmskirche in Stockholm beigesetzt wird, geht der Krieg für die Schweden weiter. 1648 endet er mit dem Westfälischen Frieden, in dem Schweden große Territorien an der deutschen Ostseeküste zugeschlagen werden.
Gustav II Adolf ist der einzige schwedische König, dem ganz offiziell der Beiname „der Große“ verliehen wurde. Zweifelsohne war er ein kriegerischer und dabei sehr erfolgreicher Herrscher.
Aber es bleibt dann doch die Frage: Warum wird noch heute einem Kriegsfürsten gedacht? Warum ist sein Todestag ein offizieller Beflaggungstag?
Klar, lange Zeit wurde Gustav verklärt als Kämpfer und Verteidiger des Protestantismus. Durch seinen Tod auf dem Schlachtfeld wurde er quasi zum Märtyrer. Und, ja, es ist nicht abzustreiten, dass er einen entscheidenden Beitrag leistete, dass der Protestantismus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation überlebte.