Lange Zeit prägte Nora mein Bild von schwedischen Städten. Hier in der Nähe machte ich als kleines Kind mit meiner Familie oft Urlaub. Nora war für mich eine typische schwedische Stadt: klein, gemütlich und vor allem mit vielen Holzhäusern. Erst Jahre später erkannte ich, dass Nora mit diesem Stadtbild eine wahre Perle und alles andere als „gewöhnlich“ ist. Nur in wenigen anderen Städten sind die alten Holzhäuser so gut bewahrt wie hier. Eksjö und Hjo sind zwei weitere Beispiele. Diese drei – Nora, Eksjö und Hjo – gelten als die Holzstädte, „de tre trästäderna“.
Die alten Holzstädte, wie sie im späten Mittelalter gewachsen waren, galten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem in der Nachkriegszeit als Sinnbild für „Lort-Sverige“ – das dreckige Schweden. Dicht an dicht aneinander gebaut, etwas heruntergekommen, dreckig. Das passte nicht ins Bild des modernen Schweden. Brannten alte Holzhäuser ab, wurden sie ersetzt durch Steingebäude. Oder sie wurden einfach abgerissen.
De tre trästäderna – die drei Holzstädte
Was damals als schmutzig und unmodern galt, ist heute pittoresk und Sinnbild für Gemütlichkeit. Einigen Städten gelang es, nicht mit dem damals vorherrschenden Zeitgeist zu gehen und die alten Holzhäuser zu bewahren. Darunter die drei „Holzstädte“: Inmitten der tiefen Wälder Smålands liegt Eksjö, weiter nördlich am Westufer des Vättern die Stadt Hjo und noch weiter im Norden, in Bergslagen, die vom Bergbau geprägte Stadt Nora.
Auch wenn sie weiter auseinander liegen, haben sie viele Gemeinsamkeiten: Sie haben ihr altes Stadtbild mit Holzhäusern bewahren können. Für diesen Einsatz erhielten sie von „Europa Nostra“ die Medaille für die Erhaltung der Kultur in Europa. Alle drei Städte sind zudem recht klein, durch die Holzarchitektur extrem gemütlich und laden zum Bummel und Entspannen ein.
Eksjö in Småland
65% der Häuser in der Altstadt von Eksjö stammen aus der Zeit vor 1900. Aber nur im nördlichen Teil stehen Häuser, die bereits im 17. und 18. Jahrhundert gebaut wurden. Denn 1856 ereilte Eksjö dasselbe Schicksal, das viele andere Holzstädte ebenfalls nicht erspart blieb: Ein Haus ging in Flammen auf. Und da die Häuser dicht beieinander standen, breitete sich das Feuer rasend schnell aus. Indem die Bewohner Eksjös eine Brandschneise schlugen und einfach ein Haus zur Hälfte abrissen, konnten sie verhindern, dass der Brand auch auf den nördlichen Teil übergriff. Bis heute kann man die Unterschiede in der Stadtarchitektur gut erkennen, wobei der nördliche Teil der Altstadt der deutlich sehenswertere ist.
Nicht nur die Altstadt von Eksjö ist sehenswert. Entdecke auch die Wälder der Umgebung: urig, verzaubert, mystisch. Vielleicht findest du sogar den Schatz des Tjuva-Jösse in der Schlucht Skurugata.
Gemütliches Hjo am Ufer des Vättern
Hjo ist nicht nur wegen seiner Holzhäuser ein Ziel wert. Denn auch an den Stränden des Vättern lässt es sich ganz gut aushalten. Die Stadt ist ziemlich klein und überschaubar, keine Frage, aber auch richtig schön. Besonders gut lässt es sich im Stadtpark aushalten. Früher war dies ein Wasserkurort. Zwar gibt es die Kuranstalt nicht mehr, im Stadtpark mit seinen herrlichen Holzhäusern aus der Zeit der Jahrhundertwende spürst du aber bis heute, dass dies einfach der perfekte Platz zum Abschalten ist.
Nora – Bergbau, Eisenbahn und Eis
Ebenfalls wunderschön am See liegt Nora in Bergslagen. Wie die gesamte Region war auch Nora lange Zeit vom Bergbau geprägt. 1731 brannte die Stadt nahezu vollständig nieder. Sie wurde wieder aufgebaut und konnte seitdem ihr Stadtbild bewahren. Die meisten der alten Holzhäuser stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Nora hat – wie Eksjö und Hjo auch – viel Charme. Das liegt nicht nur an den Häusern, den gepflasterten Straßen, den kleinen Butiken und den Cafés, sondern auch an den Märkten (besonders der Noramarkt Ende August) und der alten Eisenbahn.
1856 wurde zwischen Nora und Ervalla die erste Eisenbahn in Schweden mit normaler Spurweite gebaut, um Kohle und Eisen zu transportieren. Heute lockt ein Eisenbahnmuseum die Besucher. Hier kannst du nicht nur alte Dampf- und Dieselloks sowie alte Waggons bestaunen, sondern auch mit der historischen Eisenbahn fahren. Und: Du kannst in alten Waggons auch übernachten, denn die Jugendherberge „Nora Tåghem” ist in Wägen aus dem Jahr 1931 untergebracht.
Bei einem Besuch der Holzstadt musst du zudem unbedingt ein Eis essen. Seit fast hundert Jahren wird hier Noraglass hergestellt, und dieses Eis ist einfach lecker.
Wenn du noch Zeit für einen kleinen Ausflug hast, solltest du nach Pershyttan fahren, das einige Kilometer südlich der Stadt liegt. Schon im 14. Jahrhundert wurde hier Eisen hergestellt. Die alte Eisenhütte gehört zum Kulturerbe Schwedens und will erforscht und entdeckt werden.
Die Holzstädte, drei Perlen
Nora, Eksjö und Hjo – die drei Holzstädte – sind besondere Städte. Vor hundert Jahren waren sie nur drei von unzähligen Holzstädten. Heute sind sie drei Perlen.
Daher gehören sie unserer Meinung nach auch auf die Liste der 15 schönsten Städte Schwedens.