Menschen und Gesellschaft

Die bedeutendsten Schweden aller Zeiten

4. Olof Palme (1927-1986): Politiker mit Charisma

Nach einem Kinobesuch zusammen mit seiner Frau schlenderte Olof Palme am Abend des 28. Februar 1986 durch das menschenleere, nächtliche Stockholm nach Hause. An der Ecke Tunnelgatan / Sveavägen geschah es: Ein Mann kam auf das Paar zu, hob eine Waffe und schoss auf den schwedischen Premierminister. Dann verschwand er wieder in der Dunkelheit. Der beliebte Regierungschef starb wenig später im Krankenhaus; der Täter wurde bis heute nicht gefasst. Ein nationales Trauma.

Es klingt zynisch. Aber wahrscheinlich wäre Olof Palme in dieser Liste nicht auf dem vierten Platz, wenn er nicht ermordet worden wäre. Seine bis heute andauernde Berühmt- und Beliebtheit nur auf seinen tragischen Tod zurückzuführen, würde ihm jedoch auch nicht gerecht werden.

Olof Palme im Jahr 1974; Foto: Bert Verhoeff / Anefo; Nationaal Archief

Denn Olof Palme war ein außergewöhnlicher Politiker.

Der Vollblutpolitiker arbeitete sich in den 1950er und 1960er Jahren Schritt für Schritt in der schwedischen sozialdemokratischen Partei nach oben, bis er 1969 sowohl Partei- als auch Regierungschef wurde.

Während seinen zwei Regierungszeiten (1969-1976 und 1982-1986) prägte er die schwedische Politik, indem er die Gleichstellung von Mann und Frau vehement vorantrieb. Doch es war die internationale Bühne, auf der Olof Palme sich zu Hause fühlte.

Von Anfang an setzte er sich für Entwicklungsländer, für Gerechtigkeit und den Frieden weltweit ein. Unabhängigkeitsbewegungen in den afrikanischen Ländern unterstützte er bzw. die von ihm geführte Regierung finanziell. Hart ging er mit dem südafrikanischen Apartheidsregime ins Gericht. Auch den amerikanischen Einsatz im Vietnamkrieg kritisierte er dermaßen scharf, dass die USA ihren Botschafter aus Schweden zeitweise abzogen. Die Diktaturen in Spanien, Chile und Griechenland wurden ebenso kritisiert wie die Sowjetunion.

Ein Mann klarer Worte

Palme bezog stets deutlich Stellung. Manchmal lag er damit aber auch ziemlich daneben. Beispielsweise als er den Sieg der Roten Khmer in Kambodscha, den etwa 2 Millionen Kambodschaner mit dem Tod bezahlten, als großen Sieg des Volkes feierte. Oder als er die Behandlung palästinensischer Kinder in Flüchtlingslagern in Israel mit der jüdischer Kinder in den nationalsozialistischen KZs verglich.

Olof Palme war aber nicht nur der große Kritiker. Er war immer auch um Frieden und Ausgleich bemüht. So vermittelte er beispielsweise im Auftrag der UNO im Irak-Iran-Krieg 1980 bis 1982.

Die klaren Positionierungen machten aus Palme einen extrem kontrovers diskutierten Politiker. Die einen liebten und verehrten ihn, andere hassten ihn. Einer offensichtlich so sehr, dass er selbst vor Mord nicht zurückschreckte.

Die Ermittlungen nach dem Mord an Olof Palme sind eine Reihe von Fehlern und Skandalen. Das führte und führte bis heute dazu, dass unzählige Verschwörungstheorien rund um den Mord kursieren. Die CIA könne dahinterstecken, das paramilitärische Netzwerk Stay Behind, der KGB oder die PKK; andere sahen die schwedische Sicherheitspolizei oder südafrikanische Apartheidsanhänger als Hintergrundmänner; wie andere einen verrückten Alleingänger.

Ein solcher Einzeltäter könnte Christer Pettersson sein, der 1988 verhaftet und angeklagt wurde. Lisbeth Palme, Palmes Frau und die einzige direkte Zeugin des Mordes, erkannte ihn angeblich wieder. Die Beweislage war jedoch so dünn und unsicher, dass das Urteil ein Jahr später revidiert wurde.

Seitdem wird nach dem Mörder gesucht. Bis heute sind 50 Millionen Kronen für den entscheidenden Tipp ausgeschrieben. Schon 130 Menschen haben ausgesagt, sie seien der Mörder, doch alle wollten sich wohl nur wichtig machen.

Olof Palme hat seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof bei der Adolf Fredriks-Kirche gefunden. Ruhe um den Mord an ihm wird es aber wohl noch lange nicht geben.

Olof Palme-Gedenkstätte auf der Insel Fårö; Foto: Jerker Andersson / imagebank.sweden.se

5. Ein Schwede prägt unsere Wohnzimmer: der Gründer von IKEA, Ingvar Kamprad (1926-2018)

In seinen letzten Jahren war er wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Auf dem Bölsö Gård in Liatorp bei Älmhult in Småland starb er schließlich am 27. Januar 2018. Ganz in der Nähe war er 91 Jahre zuvor geboren und auf dem Hof Elmtaryd bei Agunnaryd aufgewachsen. So schloss sich in gewisser Weise der Kreis.

Ingvar Kamprad konnte beim Blick zurück auf sein Leben von sich behaupten, dass er das Leben der Menschen verändert hat. Unzählige Wohn- und Kinderzimmer, Küchen und Bäder weltweit haben ihm ihr Gesicht zu verdanken. Ihm und seinem Unternehmen IKEA.

IKEA ist ein Akronym. Das E und das A verweisen auf Elmtaryd und Agunnaryd. I und K sind die Initialen des Gründers. Bereits 1943 gründete Kamprad das Unternehmen. Zunächst wurde alles Mögliche verkauft: Fisch, Zahnstocher und anderer Krimskrams. Die Möbel kamen 1947 hinzu, 1951 erschien der erste Möbelkatalog.

IKEA prägt unsere Inneneinrichtung; Foto: ikea.com

Welterfolg mit einer durchschlagenden Idee

1955 begann dann das, was IKEA berühmt machte und das Einkaufsverhalten von Millionen Menschen verändern sollte. Verkauft wurden nicht mehr die Möbel am Stück, sondern sie wurden in Einzelteile in flachen Paketen verpackt. Jeder konnte nach Älmhult zu IKEA kommen, dort die Möbel anschauen und dann selbst mitnehmen. So ein Paket passte ins oder aufs Auto, manche sogar aufs Fahrrad. Zuhause wurde dann geschraubt und gesteckt, bis das Möbelstück aufgebaut war.

Flache Plakete als Erfolgsrezept; Foto: Simon Paulin / imagebank.sweden.se

Diese Idee war der Grundstein für IKEAs weltweiten Erfolg. Und natürlich das Design: schlicht, praktisch, aber eben auch raffiniert. Dabei orientierten sich die IKEA-Designer stets am nordischen Stil. Die Inneneinrichtung des Künstlerpaars Larsson wurde ebenso Vorbild für die IKEA-Möbel wie der ländlich-traditionelle Einrichtungsstil in Småland und Dalarna.

1963 eröffnete in Oslo das erste IKEA-Möbelhaus im Ausland. Unzählige in ganz Europa, Asien, Nordamerika und Australien sollten folgen. Eine beispielslose Erfolgsstory. Heute zählt das Unternehmen weltweit ungefähr 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ein echter Smålänning: immer sparsam

Die bedeutendsten Schweden: Ingvar Kamprad gehört dazu, auch wenn er immer wieder Kritik hervorruft; Foto: Hasse Karlsson

Ingvar Kamprad blieb sich in dieser Zeit meist treu. Sparsam, einfach, zielstrebig, ideenreich. Aber trotz seines Erfolgs sah er sich immer wieder auch Kritik ausgesetzt: So war er in jungen Jahren Mitglied einer neonazistischen Organisation und nannte deren Gründer noch 2010 einen „großen Menschen“. Auch Kamprads Steuermoral wurde immer wieder heftig kritisiert. IKEA ist längst ein holländisches Unternehmen und zahlt in den Niederlanden deutlich geringere Steuern als in Schweden; Kamprad selbst schleuste viele Milliarden Kronen, die er eigentlich in Schweden an Steuern hätte zahlen müssen, mittels komplizierter Eigentümerverhältnisse und Stiftungen an der Staatskasse vorbei.

Ingvar Kamprad hatte somit als Mensch sicherlich deutliche Schwächen. Als Unternehmer aber veränderte er die Welt, weshalb er mit Recht zu den bedeutendsten Schweden aller Zeit zählt.

Die bedeutendsten Schweden auf den weiteren Plätzen:

  1. Selma Lagerlöf, Schriftstellerin (1858-1940)
  2. Benny Andersson (*1946) und Björn Ulvaeus (*1945), Musiker
  3. Henning Mankell, Schriftsteller (1948-2015)
  4. Zlatan Ibrahimovic, Fußballer (*1981)
  5. Gustav Vasa, schwedischer König (1496-1560)
  6. Raoul Wallenberg, Geschäftsmann und Diplomat (1912-1945)
  7. Ingmar Bergman, Regisseur (1918-2007)
  8. Carl Larsson, Künstler (1853-1919)
  9. Björn Borg, Tennisspieler (*1956)
  10. Gustav II. Adolf, schwedischer König (1594-1632)
  11. Ellen Key, Reformpädagogin (1849-1926)
  12. Anders Celsius, Wissenschaftler (1701-1744)

Wer ist für dich der wichtigste und bedeutendste Schwede aller Zeiten?

  1. Bedeutendste Schwedin aller Zeiten – für die Ewigkeit – ist für mich Greta Garbo.

  2. und für mich Zlatan Ibrahimovic

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