Menschen und Gesellschaft

Die bedeutendsten Schweden aller Zeiten

Gustav Vasa, der große schwedische König, musste sich mit Platz 9 zufriedengeben. Hinter Fußballstar Zlatan Ibrahimovic. Die Bedeutung, die Gustav Vasa für das heutige Schweden hat, scheint zu verblassen. Zumindest konnten in unserer – zugegebenermaßen nicht repräsentativen – Umfrage „Wer sind die bedeutendsten Schweden aller Zeiten?“, die wir in der Facebook-Gruppe „Schwedenfreunde HEJ“ durchgeführt haben, andere Schwedinnen und Schweden mehr Stimmen einheimsen.

Vor zehn Jahren gaben die Autoren Niklas Ekdal und Petter Karlsson das Buch „Historiens 100 viktigaste svenskar“ („Die hundert wichtigsten Schweden der Geschichte“) heraus. Hier stand König Gustav Vasa an der Spitze der Liste. Immerhin führte Vasa Schweden aus der Kalmarer Union und damit heraus aus der dänischen Vorherrschaft. Für die Herausbildung des schwedischen Nationalstaats kommt Gustav Vasa dadurch eine herausragende Bedeutung zu. Seine Wahl zum König ist bis heute schwedischer Nationalfeiertag. Außerdem führte er die Reformation durch.

Und nun landet er hinter Zlatan.

Die Platzierung mag damit zusammenhängen, dass wir keine Schweden befragt haben, sondern hauptsächlich Deutsche. Für sie haben natürlich diejenigen Schwedinnen und Schweden eine größere Bedeutung, die über die Landesgrenzen hinausgestrahlt haben. Die fünf mit den meisten Stimmen stellen wir dir hier vor:

1. Die bedeutendste Schwedin aller Zeiten: Astrid Lindgren (1907-2002)

Wohl kaum jemand hat unser Bild von Schweden geprägt wie Astrid Lindgren. Sie hat Bullerbü erschaffen, hat Figuren wie Michel von Lönneberga und Pippi Langstrumpf Leben eingehaucht und hat damit tausende und abertausende Kinder- (und Erwachsenen-)Herzen erobert. Weltweit wurden ihre Bücher ungefähr 150 Millionen Mal verkauft.

Näs in Vimmerby – hier wurde Astrid Lindgren geboren.

Astrid Lindgrens Bücher sind mehr als nur nette Kindergeschichten. Viele ihrer Heldinnen und Helden sind Kinder und Jugendliche, die es nicht leicht im Leben haben. Pippis Mutter ist gestorben, ihr Vater räubert irgendwo auf den Weltmeeren herum. Krümel Löwenherz ist ein schwächlicher, todkranker Junge. Bosse aus „Mio, mein Mio“ wächst ohne Eltern auf, während Rasmus in einem Kinderheim lebt und darauf hofft, adoptiert zu werden. Aber sie alle sind stark und geben so schnell nicht auf. Wie vielen Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt hat Astrid Lindgren mit diesen Figuren wohl Mut gemacht?

Mut zieht sich durch Lindgrens Leben und ihre Werke.

Mut hatte auch Astrid Lindgren. Sie brachte einen unehelichen Sohn zur Welt und trotzte der gesellschaftlichen Ausgrenzung. Und sie war ihrer Zeit stets einen Schritt voraus. Wie schimpften nur die konservativen Politiker der CDU, als „Pippi Langstrumpf“ in Deutschland herauskam? Ein freches Mädchen, das ohne seine Eltern allein in einem Haus lebt und sich keinen Deut um irgendwelche Regeln scherte – das verstieß gegen sämtliche Konventionen und außerdem gegen das damalige konservative Familienbild. Den Kindern war’s egal – sie liebten Pippi!

Lindgren mischte sich auch in politische Debatten ein. Besonders der Schutz der Kinder und von Tieren lag ihr am Herzen, aber sie bezog auch gegen Kernkraft deutlich Stellung und engagierte sich für Flüchtlinge.

Astrid Lindgrens Wohnung in Stockholm, inzwischen ein Museum; Foto: Jann Lipka / imagebank.sweden.se

Als Astrid Lindgren 2002 starb, wurde der Wagen mit ihrem Sarg durch Stockholm gefahren. An den Straßen huldigten tausende Stockholmer der großen Schriftstellerin ein letztes Mal. Ein Mädchen führte einen weißen Schimmel hinter dem Sarg her. Während des Gottesdienstes wurden „Idas sommarvisa“ und „Fattig bonddräng“, beides Lieder aus „Michel aus Lönneberga“ gesungen. Denn auch das hat Astrid Lindgren uns hinterlassen: Kinderlieder, die ins Herz gehen und bleiben.

Wahrlich eine große, nein, die größte Schwedin!

2. Der bedeutendste Schwede aller Zeiten: Alfred Nobel (1833-1896)

Den ersten Platz muss Alfred Nobel einer Frau überlassen. Aber er kann sich rühmen, in unserer Umfrage als bedeutendster männlicher Schwede vom Platz zu gehen.

Seine Berühmtheit weit über die schwedischen Grenzen hinaus hat der Chemiker und Erfinder weniger seinen Erfindungen zu verdanken, auch wenn diese zum Teil revolutionär waren. Insgesamt 355 Patente ließ er anmelden, darunter auch seine wichtigste Erfindung, das Dynamit. Das eigentliche Verdienst Nobels liegt aber in seinem Nachlass begründet. Denn in seinem Testament verfügte er, dass fast sein gesamtes Vermögen in die neu gegründete Nobel-Stiftung fließen sollte. Die Zinsen aus dem Vermögen sollen jedes Jahr als Preis an Menschen vergeben werden, die sich in besonderem Maße für die Menschheit eingesetzt haben. Der Nobel-Preis war geboren.

Nobel und der Tod

Der Einsatz für den Frieden und die Menschheit steht in engem Zusammenhang mit Nobels Erfindungen. Zunächst einmal wirkt es wie ein Widerspruch: Wie kann der Erfinder des Dynamits, der Sprenggelatine und vor allem des Ballistits (ein rauchschwaches Pulver, das die Schusstechnik im 19. Jahrhundert revolutionierte) einen Friedenspreis auslosen? Wie passt das zusammen?

Der Meister des Explosiven als Gründer eines Preises für die Menschlichkeit?

Das hat viel mit dem Tod zu tun.

Nobel experimentierte viel mit Nitroglycerin. Dabei kam es mehrfach zu verheerenden Unfällen und Explosionen. 1864 wurde sein Labor zerstört und fünf Mitarbeiter verloren ihr Leben, darunter auch Emil, Alfreds Bruder. Seitdem war Nobel besessen davon, Nitroglycerin so zu verarbeiten, dass es handhabungssicher wurde. 1867 gelang ihm der entscheidende Durchbruch: Er tränkte Kieselgur mit dem leicht explosiven Sprengstoff ­– das Dynamit war geboren. Und es machte Alfred Nobel unermesslich reich.

1888 starb Alfreds anderer Bruder, Ludvig. Eine französische Zeitung verwechselte Ludvig und Alfred und schrieb einen Nachruf auf den quicklebendigen Alfred. Die Überschrift lautete: „Le marchand de la mort est mort“ – „Der Kaufmann des Todes ist tot“. Diese Bezeichnung erschütterte Nobel wohl derart, dass er sich intensiv darüber Gedanken machte, wie die Nachwelt ihn sehen würde.

Als „Kaufmann des Todes“ würde Alfred Nobel heute wahrscheinlich niemand mehr bezeichnen. Sein Name ist aufs Engste mit dem gleichnamigen Preis verknüpft: dem Nobelpreis, der jedes Jahr für herausragende Leistungen im Sinne der Menschlichkeit in den Gebieten Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Frieden vergeben wird.

Nicht das Dynamit, sondern der von ihm gestiftete Nobelpreis machen Nobel zu einem der bedeutendsten Schweden

3. Einer der bedeutendsten Botaniker und Forscher weltweit: Carl von Linné (1707-1778)

Der Nobelpreis wird (mit Ausnahme des Friedensnobelpreises) von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften vergeben. Diese wurde 1739 gegründet; ihr erster Vorsitzender war sogleich ein Hochkaräter: Carl von Linné.

Zu diesem Zeitpunkt war der Forscher schon weit herumgekommen. Er hatte Lappland und Dalarna bereist, in Holland gelebt und England und Frankreich kennengelernt. Überall, wo er hinkam, beobachtete und sammelte er. Mineralien, Pflanzen, Tiere. All seine Studien flossen in mehrere Werke ein. So beschrieb er in den Büchern „Flora Suecica“ und „Fauna Suecica“ als Erster ausführlich, umfassend und vor allem strukturiert die Pflanzen- und Tierwelt Schwedens.

Linnés Lebensleistung: die Systematisierung der Natur

In seinen späteren Hauptwerken „Species Plantarum“ und „Systema Naturae“ setzte er seine Forschungsarbeit fort. Darin systematisierte er die Tier- und Pflanzenwelt und unterteilte sie in Ordnungen, Gattungen, Arten … Jedes Lebewesen, welches er studierte, erhielt einen zweiteiligen Namen: Der erste Teil ist der Gattungsname, der zweite ein näher beschreibendes Beiwort. Damit war die binäre Nomenklatur geboren, bis heute das Grundprinzip der botanischen und zoologischen Systematik.

Beispielsweise erhielt der Wolf den Namen „Canis Lupus“. Canis bedeutet, dass das Tier aus der Gattung der Hunde kommt. Lupus ist die nähere Beschreibung für Wolf. Oder ein Beispiel aus der Pflanzenwelt: Das einjährige Gänseblümchen heißt „Bellis annua“. Bellis ist die Bezeichnung für die Gattung der Gänseblümchen, annua die Beschreibung dafür, dass es nur ein Jahr lang wächst.

Durch diese Systematik ist Linné Bedeutsames gelungen, weshalb er als einer der Begründer der modernen Naturwissenschaften gilt.

Linné genießt Weltruhm; hier das Denkmal für ihn in Chicago, Illinois
  1. Bedeutendste Schwedin aller Zeiten – für die Ewigkeit – ist für mich Greta Garbo.

  2. und für mich Zlatan Ibrahimovic

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