Sie liefern Bilder für die Medien dieser Welt – rührende, familiäre, imposante. Sie sind Ursprung für viele Geschichten, teils auch Lügengeschichten. Und sie füllen ganze Seiten in den Frauenzeitschriften. Die Mitglieder der schwedischen Königsfamilie sind aber mehr als Lieferanten für Tratsch und Klatsch – das schwedische Königshaus ist vielmehr ein Aushängeschild Schwedens, man könnte fast sagen, es ist Teil einer sehr erfolgreichen Imagekampagne für das Land Schweden.
Wir stellen das schwedische Königshaus zunächst allgemein und anschließend die einzelnen Mitglieder vor.
Schweden ist eine sehr liberale und offene Demokratie. Auf den ersten Blick scheint es daher ein Widerspruch zu sein, dass ein König Staatschef ist, der auf Kosten der Steuerzahler in prunkvollen Schlössern wohnt und eine Apanage erhält. Daher hört man in Schweden auch immer mal wieder Stimmen, die für die Abschaffung des Königshauses sind. Sie sind aber in der Minderheit.
Schweden ist zwar offiziell eine konstitutionelle Monarchie. Das heißt, dass der Monarch an eine Verfassung gebunden ist. In Schweden hat die Verfassung die Möglichkeiten des Königs jedoch so weit beschnitten, dass er zwar noch Staatschef ist, in politischer Hinsicht aber keine Macht hat. In allen Fragen, die Parteipolitik betreffen, hält sich die königliche Familie fein raus. Das Parlament hat das Sagen. Hier werden Gesetze verabschiedet. Schweden ist bei Betrachtung der politischen Realität daher eine parlamentarische Demokratie, die sich eben noch einen Monarchen leistet.
Mehr Glanz durch das Königshaus
Die Aufgaben des Königshauses sind nur repräsentativer und zeremonieller Natur. Wenn eine Veranstaltung von einem Mitglied der Königsfamilie eröffnet wird, wenn ein Gebäude von einer Prinzessin oder einem Prinzen eingeweiht wird, wenn die Royals beim Festbankett des Nobelpreises glänzen, dann ist das eben doch ein wenig prunkvoller, ein bisschen glanzvoller als „nur“ ein schnöder Politiker.
Könige sind in Schweden seit dem frühen Mittelalter nachgewiesen, wodurch das Land zu einer der ältesten Monarchien weltweit zählt. Wurden im Mittelalter die Könige noch gewählt, besteht seit 1544 eine Erbmonarchie. Die heutige Königsfamilie entstammt dem Hause Bernadotte und geht auf Jean Baptiste Bernadotte zurück, der als Karl XIV Johan 1818 den schwedischen Thron bestieg. Carl XVI Gustaf, der derzeitige König, ist der siebte Monarch aus diesem Herrscherhaus.
In der seit 1810 bestehenden Sukzessionsordnung wird geregelt, wer in der Erbmonarchie den Anspruch auf die Thronfolge hat. 1980 wurde diese Ordnung abgeändert: Prinzessin Victoria, das erstgeborene Kind des Königspaares, war wenige Jahre zuvor geboren. Nun wurde beschlossen, dass auch weibliche Thronfolger zugelassen sind und dass die Thronfolger vom aktuell lebenden König abstammen müssen. Ansonsten hätten eventuell irgendwelche weit entfernten Familienmitglieder, die von den Töchtern Jean Baptiste Bernadottes abstammen, Ansprüche stellen können (und das wollte man freilich verhindern). Seit 1. Januar 1980 ist also klar: Kronprinzessin Victoria wird ihrem Vater auf den Thron nachfolgen – eine Tatsache, die viele Schweden sehr begrüßen, aber dazu mehr, wenn es ausführlicher um Victoria geht.
Teil der Königsfamilie, aber nicht des Königshauses
Sollte Victoria die Thronfolge nicht antreten können, sind zuerst ihre Kinder an der Reihe und erst dann ihr jüngerer Bruder Carl Philipp. Für das dritte Kind des Königspaars, Prinzessin Madeleine, ist der Thron damit in nahezu unerreichbare Ferne gerückt (was sie aber nicht sonderlich zu stören scheint).
Neben dem Königspaar, dessen Kinder Victoria, Carl Philipp und Madeleine sowie Victorias Kindern Estelle und Oscar gehören auch die Ehepartner von Victoria, Prinz Daniel, und Carl Philipp, Prinzessin Sofia, sowie Birgitta, eine Schwester Carl XVI Gustafs zum Königshaus. Carl Philipps und Madeleines Kinder gehören seit Oktober 2019 nicht mehr zum Königshaus, ebenso wenig Christopher O’Neill, der Ehemann Madeleines.
Die Mitglieder des Königshauses müssen der evangelisch-lutherischen Konfession angehören. Wenn ein Prinz oder eine Prinzessin heiratet, muss dies die Akzeptanz des Königs und der Regierung haben, ansonsten erlischt der Anspruch auf den Thron. Als Victoria Daniel heiratete, war genau dies Stoff für viele Geschichten.
Manche Mitglieder der königlichen Familie sind nicht zugleich Mitglied des Königshauses. Dazu zählen die Kinder von Carl Philipp und Madeleine sowie die Geschwister von Carl XVI Gustaf (außer Birgitta). Sie haben wie die Mitglieder des Königshauses einen Herzogstitel, führen aber nicht den Zusatz „H.K.H.“ (Hennes / Hans Kungliga Höghet), sie werden also nicht als königliche Hoheit angesprochen. Dafür haben sie einige Freiheiten mehr, müssen jedoch selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen.
Die Mitglieder des schwedischen Königshauses (seit Okt. 2019):
1. Carl XVI Gustaf (*30.4.1946), König seit 1973
2. Königin Silvia (geb. Sommerlath, *23.12.1943), verheiratet mit dem König seit 1976
3. Kronprinzessin Victoria, Herzogin von Västergötland (*14.7.1977)
- seit 2010 verheiratet mit: Prinz Daniel, Herzog von Västergötland (geb. Westling, *15.9.1973)
- Mutter von Prinzessin Estelle, Herzogin von Östergötland (*23.2.2012), und Prinz Oscar, Herzog von Skåne (*2.3.2016)
4. Prinz Carl Philip, Herzog von Värmland (*13.5.1979)
- seit 2015 verheiratet mit: Prinzessin Sofia, Herzogin von Värmland (geb. Hellqvist, *6.12.1984)
- (Die Kinder Prinz Alexander und Prinz Gabriel sind Mitglieder der königlichen Familie, aber nicht des Königshauses.)
5. Prinzessin Madeleine, Herzogin von Hälsingland und Gästrikland (*10.6.1982)
- (seit 2013 verheiratet mit Christopher O’Neill, der kein Mitglied des Königshauses ist.)
- (Auch die Kinder Prinzessin Leonore, Prinzessin Adrienne und Prinz Nicolas sind zwar Mitglieder der königlichen Familie, aber nicht des Königshauses.)
6. Birgitta, Prinzessin von Hohenzollern und Schweden, Schwester des Königs (*19.1.1937)
Wir beginnen natürlich mit dem aktuellen Monarchen, Carl XVI Gustaf, und dessen Frau, Königin Silvia. Anschließend folgen nach und nach die weiteren Mitglieder, angefangen bei Kronprinzessin Victoria bis hin zu Birgitta.