Menschen und Gesellschaft

Carl XVI Gustaf – der König Schwedens

Königin Silvia und König Carl XVI Gustaf von Schweden

Er ist schwer zu fassen. Widersprüchlich. Er ist der Rekordkönig. Und immer wieder Hauptfigur in Skandalgeschichten. Er ist sportlich, ein treffsicherer Jäger, teilweise sehr beliebt (oder zumindest respektiert), zugleich steht er zunehmend im Schatten seiner Tochter. Carl XVI Gustaf, der amtierende König in Schweden.

Am 30. April 1946 wird Carl XVI Gustaf auf Schloss Haga bei Stockholm geboren. In diesem Schloss leben heute die Kronprinzessin Victoria und ihre Familie. Er ist der 7. Regent aus dem Hause Bernadotte, der 74. König Schwedens und der am längsten regierende schwedische König aller Zeiten. Seit 1973 sitzt er auf dem Thron. So lange wie er hat noch keiner zuvor durchgehalten. Chapeau!

Seine Königliche Majestät König Carl XVI Gustaf
Seine Königliche Majestät Carl XVI Gustaf, der amtierende König Schwedens, Foto: Peter Knutson, kungahuset.se / The Royal Court of Sweden

Seinen Vater verliert er früh, denn Prinz Gustaf Adolf stirbt 1947 bei einem Flugzeugunglück, da ist der Sohn gerade einmal neun Monate alt. Die Sommer seiner Kindheit und Jugend verbringt er meist auf Schloss Borgholm auf Öland. Oft schwärmt er von dieser Zeit und bezeichnet sie als glücklich. Es sei eine Zeit gewesen, in der er Freiheit verspürt habe, spielen und auf hohe Bäume klettern konnte. Die Bedürfnisse royaler Sprösslinge sind eben auch nicht anders als die anderer Kinder.

König Carl XVI Gustaf mit seinen Eltern 1946
Seinen Vater verliert der König früh; hier zusammen mit seinen Eltern 1946; Foto: kungahuset.se / The Royal Court of Sweden

Der schwedische König und die deutsche Silvia

Romantisch wird es dann 1972. Während der Olympischen Sommerspiele in München trifft er Silvia Sommerlath, die dort als Chefhostess arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten mit großem Pomp vier Jahre später in der Storkyrkan in Stockholm. Da ist Carl XVI Gustaf bereits König. Ein Glück. Denn hätte er als Prinz die nicht standesgemäße Silvia geheiratet, wäre er wohl von der Thronfolge ausgeschlossen worden. Diese Regel gilt jedoch nicht für den Monarchen. Die beiden können also heiraten und seitdem ist eine gebürtige Deutsche schwedische Königin.

Das Königspaar auf Schloss Solliden
Das Königspaar auf Solliden, Foto: kungahuset.se / The Royal Court of Sweden

Das Königspaar bekommt dreimal Nachwuchs: Victoria (1977), Carl Philip (1979) und Madeleine (1982). Vor der Geburt Madeleines zieht die königliche Familie vom städtischen Schloss nach Drottningholm am Rand Stockholms um, wo sie noch heute lebt.

Schloss Drottningholm
Wohnsitz des Königs und der Königin – Schloss Drottningholm bei Stockholm

Affäre mit der Sängerin von „Army of Lovers“?

Immer wieder gibt es aber Gerüchte, dass Silvia nicht die einzige Frau im Leben des Königs ist. Teils sind dies wirklich vollkommen wilde Gerüchte. Bei anderen ist der Wahrheitsgehalt zumindest umstritten. Hatte der König beispielsweise in den 1990er Jahren eine Liebschaft mit Camilla Henemark, der Sängerin von Army of Lovers? Das behaupten zumindest die Autoren des Buchs „Carl XVI Gustaf – den motvillige monarken“, das 2010 erscheint und einen Skandal auslöst. Denn in diesem Buch geht es nicht nur um diese angebliche Liebschaft, sondern grundsätzlich um das Bild, das der König von Frauen hat, um Sexclubs und andere heimliche Affären. Den Autoren Thomas Sjöberg, Deanne Rauscher und Tove Meyer schlägt aber auch viel Kritik entgegen, da die Quellenarbeit recht schlampig geführt wird.

Vielleicht sind die Affären bzw. die nachgesagten Affären ein Grund, weshalb das Vertrauen der Schweden in das Königshaus sinkt (in einer Umfrage des „Expressen“ 2017 äußerten nur 39% der Befragten großes Vertrauen) und ein Großteil der Schweden lieber Victoria und nicht mehr Carl XVI Gustaf auf dem Thron sehen wollen. In derselben Umfrage sagten lediglich 19%, dass sie den König als den besten Repräsentanten aus dem Königshaus für Schweden sähen. Unangefochten liegt hier Kronprinzessin Victoria vorn.

Ein volksnaher König

Affären kommen nicht gut an – und seien es nur angebliche. Davon abgesehen macht der König hingegen einen ganz sympathischen und bürgernahen Eindruck. Er ist sportlich (nahm schon dreimal am Vasalauf teil), nostalgisch (fährt bei der schwedischen Königsrallye auf Öland einen schicken Volvo PV 60), treffsicher (ist jährlich bei der Elchjagd mit dabei) und tierisch interessiert: Auf Schloss Stenhammars slott züchtet er Simgus, eine eigene Rinderart.

König Carl XVI Gustaf volksnah bei "Min stora dag"
König Carl XVI Gustaf volksnah bei „Min stora dag“, Foto: Raphael Stecksén / The Royal Court of Sweden, kungahuset.se

Politisch hält sich der König weitestgehend zurück. Nachdem er auf einer Auslandsreise nach Brunei den dortigen Diktator einmal lobte und meinte, dass Brunei ja ein ziemlich freiheitliches Land sei, bekam er bei zukünftigen Auslandsreisen einen „Aufpasser“ der Regierung zur Seite gestellt. Besser gelingen ihm Reden in Krisensituationen, in denen er seine menschliche Seite zeigt. Besonders seine Rede an die Nation nach der Tsunami-Katastrophe im Winter 2004/05, bei der mehrere hunderte Schweden ums Leben kamen, bleibt in Erinnerung:

[blockquote author=““ link=““ target=“_blank“]„… Jag önskar jag hade ett bra svar. Tänk om jag, som kungen i sagorna, kunde ställa allt till rätta och sluta berättelsen med ‚att sedan levde de lyckliga i alla sina dagar‘. Men jag är, precis som Ni, bara en sörjande, sökande medmänniska …“ (Carl XVI Gustaf, 2005)[/blockquote]

[blockquote author=““ link=““ target=“_blank“]„Ich wünschte, ich hätte eine gute Antwort. Stellt euch vor, wenn ich, gleich einem König in den Sagen, alles wieder in Ordnung bringen und die Erzählung mit den Worten abschließen könnte: „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“ Aber ich bin genau wie ihr nur ein trauernder, suchender Mitmensch …“[/blockquote]

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Beitragsbild: Sara Friberg / Kungl. Hovstaterna, kungahuset.se

  1. Rudi Henke

    Er ist auch nicht viel mehr als ein Operettenkönig ohne wirklichen Einfluß auf die Politik. Außerdem hält sich sein Adel von der Herkunft her auch in Grenzen. Aber so lange die Schweden es so wollen ist das auch alleine ihre Angelegenheit.

    • Nun ja, das ist ja auch Sinn und Zweck der schwedischen Verfassung. Der König soll ja keinen Einfluss auf die Politik nehmen. Sonst wär’s keine parlamentarische Demokratie. Seine Funktion ist die Repräsentation.
      Die adlige Herkunft führt immerhin über zweihundert Jahre in die Vergangenheit. Dass der erste Bernadotte auf dem schwedischen Thron im Zuge der Französischen Revolution Karriere machte und ganz nach oben gelangte, steht ganz im Zeichen dieser Zeit. Die Stände wurden abgeschafft, dem Adel die Privilegien genommen. So konnten auch Nicht-Adlige bis in höchste Ämter gelangen – siehe Napoleon.

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