Schwedisch lernen

„Schwedisch ist leicht“ – die Schwedischlehrerin Carina Middendorf im Gespräch

Carina Middendorf, Svenska Intensiv

Eine der renommiertesten deutschen Sprachschulen für Schwedisch sitzt in Hamburg. Vor beinahe 20 Jahren gründete die Schwedin Carina Middendorf dort „Svenska Intensiv“. Mit immer neuen kreativen Ideen bereichert Carina seitdem das Angebot für Schwedischlernende. Wir haben mit ihr über das Lernen der schwedischen Sprache sowie ihre beiden neuen Produkte – den Sprachkalender Schwedisch und das Buch „Väst-noveller – Lerngeschichten aus Westschweden“ – gesprochen. Dabei verriet sie auch einen Tipp, wie man eine der größten Herausforderungen beim Schwedischlernen bewältigen kann.

Es begann in einem Shiatsu-Studio.

Carina Middendorf war 1993 nach Deutschland gezogen. Mit Schwedischunterricht hatte sie eigentlich gar nichts zu tun. Aber da sie nun mal Schwedin war, wurde sie immer wieder gefragt, ob sie nicht Schwedisch unterrichten könnte. „Ich bin da so reingerutscht“, sagt sie rückblickend. Als ihre Kinder klein waren und sie zuhause blieb, fing sie an zu experimentieren. Eine Freundin hatte ein Shiatsu-Studio, das am Wochenende frei war.

Carina: Ich fing an zu testen. Mit Wochenendkursen, Crashkursen und so weiter. Die Keimzelle waren die Wochenend-Crashkurse; die gibt es noch immer. Aber es wurde immer mehr und mehr. Dann habe ich noch eine Freundin mit dazugeholt. Ich bin sehr kreativ und mir fällt immer wieder etwas Neues ein. Zum Beispiel haben wir gekocht. Ich habe einen Koch gefunden, mit dem wir schwedisch gekocht haben.


Vom Wochenendkurs zum umfassenden Programm

Mittlerweile umfasst das Angebot von Svenska Intensiv alles von Anfänger-Intensivkursen über die Reihe „Koch dich Schwedisch“, ein spezielles Angebot für langsamere Lerner bis hin zu Privatunterricht.

Carina ist also Expertin, was Schwedisch als Fremdsprache betrifft. Und was Schwedischlerner angeht. Wir haben sie gefragt, wer denn aus welchen Gründen bei ihr Schwedisch lernt.

Carina: Man könnte sagen, dass es zwei Gruppen gibt: die Privaten und die Beruflichen. Die Privaten sind die, die gerne Urlaub in Schweden machen oder sich ein Haus gekauft haben. Oder bei denen der Sohn eine Schwedin geheiratet hat. Oder die selbst mit einer Schwedin oder einem Schweden zusammen sind. Und dann gibt es diejenigen, die Schwedisch beruflich brauchen, weil ihre Unternehmen Geschäfte mit Schweden machen.

Wenn der Schwede sagt „Jag är irriterad“, würde der Deutsche sagen: „Ich bin fuchsteufelswild“.

Elchkuss: Wann kommen Unternehmen auf dich zu?
Carina: Wenn die uns buchen, ist schon etwas schiefgelaufen. … Die merken: Die Kommunikation flutscht nicht und sie denken, das liegt an der Sprache. In 98% der Fälle liegt es aber nicht an der Sprache, sondern es liegt daran, dass die sich nicht verstehen. Mein Lieblingsbeispiel ist ein Schwedischschüler, der wirklich sehr gut Schwedisch spricht und der für seine Firma die Meetings auf Schwedisch macht. Er hatte irgendeine Termingeschichte und etwas hat nicht ganz geklappt. Da rief er die Sekretärin einer schwedischen Firma an und sagte: „Jag är lite irriterad.“ Weil eben ein Termin nicht ganz stimmte. Und sie bekam große Alarmglocken. Denn wenn ein Schwede sagt „Jag är irriterad“, da würde der Deutsche sagen: „Ich bin fuchsteufelswild.“ Im Unterricht meinte er dann zu mir: „Ich verstehe nicht, was da passiert ist.“ Und genau das ist oft das Problem. Denn eigentlich bedeutet das schwedische Wort „irriterad“ ja tatsächlich „irritiert“ wie im Deutschen, aber es wird in Schweden eben ganz anders benutzt. Deswegen ist bei den Betrieben der Schwerpunkt des Sprachunterrichts vielmehr auf dem Miteinander.
Elchkuss: Dass man zum Beispiel in Schweden Konflikte nicht direkt anspricht.
Carina: Ja. Oder dass man nicht „Nein“ sagt. „Det blir nog svårt” („Das wird wohl schwer.“), sagt der Schwede und es heißt: „Vergiss es!“ Und der Deutsche hört: „Naja, da kann man morgen nochmal fragen.“ Und dann wird es schwierig.


Leichtigkeiten und Schwierigkeiten beim Schwedischlernen

Elchkuss: Was fällt Deutschen, die Schwedisch lernen, besonders leicht? Worin bestehen die größten Herausforderungen?
Carina: Das Einzige, was in der schwedischen Grammatik schwer ist, das sind die reflexiven Possessivpronomen. Keiner weiß, wozu man das braucht. Viele Schweden übrigens auch nicht; die machen das auch falsch.
Die Grammatik ist viel einfacher. Dativ und Akkusativ spielen eine völlig untergeordnete Rolle. Schwedisch ist da recht leicht. Und das ist das, was wir unseren Schwedischschülern immer vermitteln.
Schwierig ist die Unterscheidung der y/u-Laute und schwierig ist die Aussprache von „sju“, „tjugo“ usw.
Schwer ist manchmal für Deutsche auch, dass Schwedisch viel einfacher gebaut ist. Im Deutschen sagt man: der Sohn des Vaters. Wir sagen: fars son. Ein „s“ hin und fertig.

Einen guten Tipp, wie man die Aussprache des schwedischen „sch“-Lauts vielleicht ein wenig besser hinbekommt, gibt’s auf der nächsten Seite.

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