In Bohuslän fängt die Seele von ganz alleine an zu baumeln.
Es gibt viele Orte in Schweden, zu denen wir gerne und oft zurückkehren. Aber keiner zieht uns dermaßen magisch an wie Bohuslän, oder besser gesagt die Küsten- und Schärenlandschaft an Schwedens Westküste zwischen Göteborg und der Grenze zu Norwegen.
Eben saßen wir noch im Gästehafen von Fjällbacka. Wir lauschten einer Tanzband, die dort spielte, und sahen den Menschen zu, die zur Musik tanzten. Jetzt sind wir nur wenige Meter weitergegangen und befinden uns in einer steilen Schlucht. Große Felsbrocken klemmen über uns zwischen den Wänden aus Granit. Die Kungsklyftan – ein mystischer Ort. Es wundert nicht, dass er zur Wolfsschlucht („Vargklämman“) in der Verfilmung von Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ wurde. Dann gelangen wir an eine hölzerne Treppe, die eine Felswand steil nach oben führt. Nach oben auf den 74 Meter hohen Vetteberget, einen kahlen Berg mitten in Fjällbacka. Dort packen wir unser Picknick aus und schauen hinunter auf den gemütlichen Küstenort, das muntere Treiben am Hafen und die unzähligen Schären, die Fjällbacka vorgelagert sind. Währenddessen geht die Sonne glutrot unter und taucht die Felsen in ein wunderbares warmes Abendlicht.
Kitschig? Mag sein. Aber eben auch wunderschön.
Bohuslän – rau und romantisch
Dieser Abend in Fjällbacka beschreibt ziemlich gut, weshalb wir Bohuslän so lieben. Die Landschaft zwischen Göteborg im Süden und Strömstad im Norden ist felsig und oftmals sehr karg. Zwischen die teils majestätisch hohen Felsen schmiegen sich im Winter verschlafene, im Sommer lebendige Küstenorte. Entlang der Küste tummeln sich unzählige größere und kleinere Schären. Manche sind bewohnt, die meisten aber nicht.
Bohuslän ist romantisch und rau zugleich. Dieser Gegensatz, der in Bohuslän aber nie als Widerspruch wahrgenommen wird, macht den Reiz der Küstenlandschaft aus.
Und Bohuslän ist herrlich entspannt und entspannend.
Am schönsten ist es hier, wenn du dich einfach treiben lässt. Durch die Gassen und Sträßchen der Küstenorte – egal, ob das nun Fjällbacka, Lysekil, Smögen, Marstrand, Grebbestad etc. ist. Oder bei einer Wanderung über die Felsen und an den Klippen entlang. Oder von den Wellen im Kajak oder Segelboot. Hektik ist bei all dem verboten. Aber irgendwie geht es gar nicht, hier in Hektik zu verfallen.
Abhängig vom Hering
Auch die Fischer, die hier noch diesem jahrtausendealten Handwerk nachgehen, scheinen keine Hektik zu kennen. In einer beneidenswerter Ruhe be- und entladen sie ihre Boote am Hafen, säubern die Netze und stehen einfach da und machen dabei ganz offensichtlich nichts.
Der Fischfang spielt heute zwar nach wie vor eine gewisse Rolle in Bohuslän, aber längst ist der Tourismus der entscheidende Wirtschaftsfaktor. Früher war das anders. Da hingen Reichtum und Armut entlang der schwedischen Westküste vollkommen davon ab, wie erfolgreich der Fischfang war. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts blühte Bohuslän regelrecht auf. Über 60 Jahre lang gab es Heringe in Hülle und Fülle zu fangen. Die Menschen zogen vom Land an die Küste, weil sie hier viel mehr verdienen konnten als auf einem Bauernhof. Der Hering machte viele Menschen reich. Um die Häuser in den wachsenden Orten und Schiffe zu bauen, wurde der Wald rigoros abgeholzt. Das Ergebnis sehen wir in den nackten und kargen Felslandschaften bis heute.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts endete die letzte große Heringszeit. Als der Fisch danach ausblieb, herrschten Armut und Arbeitslosigkeit in Bohuslän, wie uns der Betreiber des Tofta Gård auf Orust anschaulich beschreibt. Erst der Tourismus brachte neuen Wohlstand.
Bohuslän ist zu jeder Jahreszeit ein Traum
Vor allem im Sommer kommen die Touristen scharenweise. Beliebt sind besonders die Orte Marstrand, Lysekil und Smögen. Weniger überlaufen ist es auf den Inseln Orust und Tjörn oder in den Orten nördlich von Smögen. Schön ist es ohnehin überall, von daher ist es gar nicht so wichtig, für welchen Ort man sich entscheidet.
Aber Bohuslän ist auch im Herbst und Winter sehr reizvoll. Zwar sind dann viele Geschäfte und Cafés geschlossen. Sich auf den Felsen den rauen Wind um die Ohren wehen zu lassen und dem tobenden Meer zuzuschauen, hat jedoch auch seinen ganz eigenen Reiz.
Wir werden jedenfalls auch in Zukunft zu jeder Jahreszeit wieder zurückkommen.
Ausflugsziele in Bohuslän
Du suchst nach ganz konkreten Ausflugszielen? Eine kleine Auswahl haben wir für dich zusammengestellt:
- Wandern in Bohuslän: Kleine Tagestouren kannst du eigentlich überall entlang der Küste machen. Klassiker für längere Touren sind der 70 Kilometer lange Soteleden nördlich von Smögen oder ein Abschnitt auf dem Bohusleden, der sich über 370 Kilometer von Nord nach Süd durch ganz Bohuslän erstreckt.
- Mit dem Kajak die Schären entdecken: Das kannst du überall entlang der schwedischen Westküste hervorragend machen. Denn Bohuslän ist Schwedens bestes Seekajak-Revier. Für Anfänger sind die Schären bei Grebbestad besonders geeignet, da das Meer aufgrund vieler vorgelagerter Inseln relativ ruhig ist. Schön ist es auch in Marstrand.
- Wenn du lieber gefahren wirst, als selbst zu fahren: Bootstouren gibt es eigentlich von allen größeren Orten aus, zum Beispiel von Fjällbacka auf die Väderöarna.
- Schalentiere fangen: Im Spätsommer und Herbst kannst du auf einem Fischkutter mit hinaus aufs Meer fahren und Schalentiere fangen, zum Beispiel bei Everts Sjöbod in Grebbestad.
- Ganz im Norden liegt der Nationalpark Kosterhavet – ein ganz besonders schöner Teil von Bohuslän.
- Felszeichnungen aus der Bronzezeit: Bohuslän war schon vor langer Zeit besiedelt. Eindrucksvolles Zeugnis aus dieser Zeit sind die erstaunlich gut erhaltenen Felszeichnungen bei Tanumshede, die Teil des Weltkulturerbes sind.
- Das Postkartenidyll: die urgemütlichen Bootshäuser von Smögen
- Den Namen hat die Region von der Bohus-Festung wenige Kilometer nördlich von Göteborg bei Kungälv. Beim Besuch dieser Ruine erfährst du viel über die wechselvolle Geschichte der Region, die mal zu Norwegen, mal zu Dänemark und schließlich zu Schweden gehörte. Wenn du Festungen spannend findest, dann ist die Carlstens Fästning in Marstrand nicht weit entfernt.
Deine Lieblingsregion hast du gut portraitiert, herzlichen Glückwunsch Waltraud