Geschichte Småland

Faszinierender Schrott: der Autofriedhof Kyrkö Mosse

Menschen, die ihren Müll in der Natur entsorgen, bringen mich zur Weißglut. Einer allerdings nicht: Åke Danielsson. Dass er seinen Schrott nie ordentlich entsorgt hat, ist ein Glücksfall. Denn so entstand der Autofriedhof Kyrkö Mosse bei Ryd in Småland – ein ganz besonderes Ausflugsziel.

Fährt man die Straße 119 von Ryd in Richtung Hässleholm, kommt nach etwa zwei Kilometern ein Schild „Bilkyrkogård“ („Autofriedhof“). Ein kleiner Parkplatz, auf dem vielleicht zehn Autos Platz haben, kein Kiosk, der Eis und Kaffee verkauft, niemand, der Eintritt verlangt – das erste Bild macht überhaupt nicht den Eindruck, als verstecke sich hier eine Sehenswürdigkeit.

Märchenwald aus Schrott

Ein schmaler Pfad führt uns in den Wald. Anfangs ist er von alten Autoreifen gesäumt, dann taucht das erste Autowrack auf. Es ist durch und durch verrostet, das Dach eingefallen, Moos und Blätter bedecken den Innenraum. So geht es nun weiter. Links und rechts des Weges wartet ein Wrack nach dem anderen auf uns. Es herrscht eine merkwürdige Stimmung. Wie in einem Märchenwald. Nur, dass hier keine Feen und magische Wesen herrschen, sondern die Überreste von 150 Autos, die nach und nach von der Natur zurückerobert werden.

Rechts taucht eine in sich zusammengestürzte Hütte im Wald auf. Hier gewann Åke Danielsson Torf. Dies war der eigentliche Anlass, weshalb er sich dieses Waldareal am Rand eines Moors erwarb. In den 1930er und 1940er Jahren versuchte er sich als Torfstecher. Wirklich lukrativ war diese Tätigkeit jedoch nicht. Zudem machte der Rücken nicht lange mit. Daher begann er – zunächst als eine Art Nebentätigkeit –, Autos auszuschlachten und die Einzelteile weiterzuverkaufen.

Die Zeit ist auf dem Autofriedhof stehen geblieben.

Davon zeugt die zweite Hütte, die wir wenige Meter später erreichen. Åkes Werkstatt. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ein Mantel hängt noch an der Außenwand der Werkstatt. Kommt Åke gleich zurück, um weiter an seinen Autos zu werkeln? Nein, das nicht. Er starb bereits 1999. Den Autoteilehandel hatte er schon Ende der 1980er Jahre aufgegeben. Aber der Autofriedhof wirkt noch immer so, als habe Åke nur mal eine kleine Pause eingelegt.

Åke scheint ein Mann gewesen zu sein, der sich selbst zu helfen wusste. Ein alter Bus, der noch heute vor der Werkstatt steht, diente als Werkzeug- und Materiallager. Eine Toilette baute er sich aus leeren Ölfässern und einer Motorhaube als Dach selbst zusammen. Er schlachtete alte Autos aus, obwohl er nie eine Ausbildung zum KfZ-Mechaniker oder Ähnliches absolviert hatte. Ein Do-it-yourself-Mann, wie er im Buche steht.

Ihm haben wir diesen zauberhaften Ort zu verdanken. Überall liegen verrostete Autos, sogar hier und da ein alter Lastwagen, Fahrräder und Einzelteile herum. Es ist spannend, auf Zeitreise zu gehen, Autos zu identifizieren und sich von der Atmosphäre, die hier herrscht, einnehmen zu lassen. Alle Besucher sprechen nur leise miteinander. Es ist sehr ruhig, beinahe so, als wolle man die Toten nicht stören. Und es ist faszinierend, wie schnell die Autos verfallen. Schätzungsweise bis 2050 soll von den Fahrzeugen nicht mehr viel übrig sein, dann hat sich die Natur ihren Raum wieder zurückgeholt.

Bis 2050 noch – dann ist Schluss mit dem Schrott

Bis dahin steht das Gebiet unter Schutz. Dass es dazu überhaupt kam, war ein langer Kampf. Denn die Behörden wollten aus Umweltschutzgründen mehr als nur einmal, dass die alten Schrottautos aus dem Wald geholt und ordentlich entsorgt werden sollten. 2003 kam der Kronobergs län in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass neben dem Metall auch eine schwache Verunreinigung durch Ölreste in den Böden feststellbar sei. Doch die Verunreinigung war zu schwach, der Widerstand zu groß, und so blieb es dabei: Die Autowracks dürfen stehen bleiben.

Für Besucher und Fotografen ein großes Glück. Allerdings sollte man sich mit einem Besuch beeilen. Zum einen nagt natürlich der Zahn der Zeit an den Wracks. Zum anderen ist das Gebiet Tag und Nacht frei zugänglich. Das lockt Vandalen an, die die alten Autos noch mehr zerstören oder meinen, es sei von größter Wichtigkeit, ihre Namen in den Schrott zu ritzen. Dabei sind sie ebenso vergänglich wie die Autos auf Åkes Schrottplatz.

Warst du schon einmal auf diesem oder einem anderen Autofriedhof? Was waren deine Eindrücke? Hinterlasse gerne einen Kommentar!

Lies hier weiter, wenn du mehr über Småland und Ausflugsziele in dieser Region erfahren möchtest.

  1. Dieser Autofriedhof ist wirklich ein Geheimtipp und ein nettes Ziel zum spazieren und staunen. Leider sind viele Anbausachen der Autos bereits geklaut wurden und oft findet man Glasscherben auf dem Boden. Dennoch ist es sehr Sehenswert und auch besonders zum Fotografieren geeignet!

    • Elchkuss

      Wahrscheinlich wird der Autofriedhof in ein paar Jahren nicht mehr so schön sein, weil immer mehr Teile geklaut oder zerstört sind oder weil alles voller Graffiti ist. Aber momentan finde ich ihn trotz der Beschädigungen noch eine wahre Perle.

    • Da muss ich zustimmen… der Ort war vor vielen Jahren noch ganz anders… es waren lange nicht so viele Autos „beschädigt“ und es lang auch lange nicht so viel Müll rum… als ich 2021 das letzte Mal dort war war ich ziemlich geschockt… wirklich schade!!!!

      • Das ist wirklich sehr traurig. Ich war das letzte Mal 2019 da. Da war es noch so einigermaßen in Ordnung, wobei es auch damals schon einige Beschädigung gab.

  2. Onkel Chrischan

    Det är en jättebra TourTipp.
    Vi åk på husbil i Sverige i autumn …und haben nebenbei im einer Folge elchkuss von diesem coolen Plads gehört. Zufällig waren wir nur 20 Autominuten weiter südwestlich unterwegs – also gleich mal hin… Es hat sich gelohnt, dem Åke sein Vermächtnis zu besichtigen und eine ganze Weile durch die Landschaft zu Streifen mit all den Bäumen und rostigmoosigen Karrossen 🙂
    Tack så mycket für diesen Ausflugstip!! Chrischan o Ela

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