Land und Leute Schwedisch lernen

Die zehn besten schwedischen Filme (plus der allerbeste)

Der schwedische Film

Denkt man an den schwedischen Film, dann kommt einem sofort Ingmar Bergman in den Sinn. „Wilde Erdbeeren“, „Das Schweigen“, „Szenen einer Ehe“, „Das siebente Siegel“, „Fanny und Alexander“, „Persona“ – das sind die wichtigsten, aber noch lange nicht alle seiner Filme. Niemand anders prägte den schwedischen Film wie der 2007 auf Fårö verstorbene Regisseur. Doch auch wenn Bergman vielleicht andere überstrahlt, so gibt es dennoch viele andere schwedische Regisseure und Regisseurinnen, die bedeutende Filme gedreht haben.

Erst 2022 sorgte „Triangle of Sadness“ von Ruben Östlund in Cannes für Furore, als der Film die Goldene Palme gewann. Es ist schon auffällig, wie häufig schwedische Filme auch international für Aufmerksamkeit sorgen.

Ich habe die meiner Meinung nach zehn besten herausgesucht. Es ist eine subjektive Liste, gar keine Frage. Ich habe aber auch Einspielergebnisse und Bewertungen auf Filmportalen berücksichtigt, um die Liste ein wenig zu objektivieren. Tja, und dann kommt am Schluss noch ein Film, der als bester schwedischer Film aller Zeiten gilt – zumindest gemäß schwedischer Filmkritiker. Ich wage es aber nicht, mir da ein Urteil zu erlauben. Er läuft daher etwas außer Konkurrenz. Mehr zu diesem Film ganz unten.

10. Tillsammans (Zusammen)

Dieser Film ist sicherlich durchaus auch tragisch, vor allem aber unglaublich komisch. Die britische Zeitschrift Empire setzte ihn 2008 sogar auf Platz 303 der 500 besten Filme aller Zeiten. Der im Jahr 2000 von Regisseur Lukas Moodysson gedrehte Film spielt in den 1970er Jahren, wobei er linke, alternative Lebensformen, die in dieser Zeit überall aufblühten, auf sehr sympathische Weise aufs Korn nimmt.

Elisabeth wird von ihrem Mann (herausragend gespielt von Michael Nyqvist) geschlagen, woraufhin sie mit ihren Kindern zu ihrem Bruder flieht. Der wohnt in einem Kollektiv, in dem sich wunderliche Charaktere herumtreiben, zum Beispiel Erik aus einer reichen Familie, der aber nichts Besonderes sein will und daher den Nachnamen Andersson trägt (statt seines eigentlichen Silverskiöld). Oder Lena, die mit Elisabeths Bruder zusammen ist, aber eine offene Beziehung haben möchte (und damit den viel zu gutmütigen Bruder zutiefst verletzt). Elisabeths Kinder sind wenig begeistert vom Kollektiv. Immer nur vegetarisch zu essen, kommt bei ihnen nicht sonderlich gut an.

Und so beginnen die Konflikte. Und dann ist da auch noch Elisabeths Mann, der sie nicht einfach aufgeben will.

9. Sällskapsresan

Sällskapsresan – oder wie der Film komplett heißt: Sällskapsresan eller Finns det svenskt kaffe på grisfesten – ist nicht wirklich ein guter Film, weshalb er in dieser Liste eigentlich fehl am Platz ist. Der Humor der Komödie aus dem Jahr 1980 von Lasse Åberg ist oftmals ganz schön platt, die schauspielerische Leistung ist – nun ja – mittelmäßig und auch filmtechnisch setzt er nicht unbedingt Maßstäbe.

Finns det svenskt kaffe på hotellet?

aus: Sällskapsresan

Aber der Film hat in Schweden Kultstatus, weshalb er hier auftaucht. So manch einer der ZuschauerInnen wird sich in der Hauptfigur Stig-Helmer, der sich auf Charterreise nach Gran Canaria befindet und sich dort mal komisch, mal zum Fremdschämen durchschlägt, wiedererkannt haben. „Finns det svenskt kaffe på hotellet?” („Gibt es schwedischen Kaffee im Hotel?”) ist mittlerweile nicht nur ein geflügelter Satz geworden, sondern sagt vielleicht auch einiges über schwedische Charterreisende in den frühen 1980er Jahren und die Ansprüche der Reisenden aus.

Das Publikum feierte den Film. 2,8 Millionen Schwedinnen und Schweden sahen ihn im Kino, da können selbst „Wie im Himmel“ oder „Ein Mann namens Ove“ nicht mithalten. Dieser Film ist also Teil des nationalen Gedächtnisses.

Wer somit einen urschwedischen Film sehen will, einen Film, der irgendwie zur schwedischen Kultur dazugehört, der muss ihn sich anschauen. Wer hingegen auf Qualität und Anspruch steht, der sollte eher einen Bogen um diesen Film machen.

8. Det sjunde inseglet (Das siebente Siegel)

Eingangs habe ich ihn bereits erwähnt – Ingmar Bergman. Und es ist alles andere als leicht, sich aus der Vielzahl seiner Filme einen oder zwei herauszupicken, die in dieser Liste auftauchen sollen. Drei haben einen Oscar als bester internationaler Film gewonnen („Wie in einem Spiegel“, „Die Jungfrauenquelle“ und „Fanny und Alexander“), doch keiner der drei ist hier in dieser Top Ten vertreten. Wenngleich ich bei „Fanny und Alexander“ lange gehadert habe, da dieser Film wirklich klasse ist.

Meine Wahl fiel aber auf „Das siebente Siegel“ aus dem Jahr 1957, der immerhin den Jurypreis in Cannes erhielt und für den internationalen Durchbruch Bergmans wegweisend war. Ein Film, der ästhetisch ein Kunstwerk ist und der dadurch Maßstäbe setzte.

Die Handlung ist im Mittelalter angesiedelt, wo ein Ritter, gespielt vom großartigen Max von Sydow, durch eine von der Pest verödete Landschaft reitet. Gleich zu Beginn trifft er auf den Tod und spielt mit ihm Schach – ein Spiel auf Leben und Tod.

7. Änglagård

Weniger kunstvoll, aber dennoch in Schweden weitbekannt ist der Film „Änglagård“ aus dem Jahr 1992 (und ebenso die zwei nachfolgenden Filme, die 1994 und 2010 erschienen). Der „Engelshof“ ist ein alter Herrenhof, gelegen in einem kleinen Dorf irgendwo in der Pampa Västergötlands. Jeder kennt hier jeden, allem von draußen, jeder Veränderung steht man skeptisch gegenüber.

Die Veränderung tritt dann aber mit Wucht ins Dorfleben. Denn als der Besitzer von Änglagård stirbt, taucht die bisher unbekannte Enkelin Fanny auf und in ihrer Begleitung Zac – auf dem Motorrad, in Lederklamotten und – in Zacs Fall – offensichtlich nicht heterosexuell. Puh, das bringt Unruhe ins Dorf.

„Änglagård” gibt’s in voller Länge auf Youtube. Zum Schwedischlernen perfekt.

6. Utvandrarna (Emigranten)

Vielleicht die besten schwedischen Romane aller Zeiten stammen aus der Feder von Vilhelm Moberg. 1949 erschien der erste Band seiner Auswanderer-Tetralogie „Utvandrarna“ (Die Emigranten). In den Jahren danach folgten „Invandrarna“, „Nybyggarna“ und „Sista brevet till Sverige”. Die vier Bände erzählen die Geschichte von Karl Oskar, dessen Frau Kristina und Karl Oskars kleinem Bruder Robert, die in ärmlichen Verhältnissen in Småland, dessen karge Böden nicht ausreichend zum Leben hergeben, aufwachsen. Sie beschließen, nach Amerika auszuwandern, um dort ein besseres Leben führen zu können.

Die dramatische und wunderbar lebendig beschriebene Geschichte der Auswanderer wurde in den 1970er Jahren mit Max von Sydow in der Rolle des Karl Oskar verfilmt. „Utvandrarna“ umfasst die beiden ersten Bücher, der zweite Film der Reihe „Nybyggarna“ nimmt sich dann die Bände 3 und 4 zur Vorlage.

Wie die Bücher wurden auch die Filme zu einem riesigen Erfolg. „Utvandrarna“ wurde für fünf Oscars nominiert (bester ausländischer Film, beste weibliche Hauptdarstellerin, bester Regisseur, bester Film, bestes Manuskript), gewann aber keinen davon. Die Preise als bester ausländischer Film und beste weibliche Hauptdarstellerin (Liv Ullmann als Kristina) wurden allerdings beim Golden Globe Award 1972 eingeheimst.

2021 gab es eine Neuverfilmung des Stoffs. Dies ist der Trailer zum neuen Film:

5. Fucking Åmål (Raus aus Åmål)

Der Regisseur Lukas Moodysson taucht hier öfters auf. Der erste Film, der mich auf ihn aufmerksam gemacht hat, war „Fucking Åmål“, ein traurig-sentimentaler und dann auch wieder wunderschöner Film übers Aufwachsen in einer schwedischen Kleinstadt und den schwierigen Umgang mit der eigenen sexuellen Identität.

1998 kam der Streifen in die Kinos. Sowohl das Publikum als auch die Filmkritik bejubelten den Film, in dessen Zentrum das 16-jährige Mädchen Agnes steht, das zusammen mit ihrer Familie nach Åmål gezogen ist, eine ziemlich kleine und überschaubare Stadt am Westufer des Vänern. Viel ist hier nicht los, jeder kennt jeden (und spricht über jeden), der Horizont ist eng. Agnes fühlt sich unwohl hier. Und schrecklich einsam. Sie sehnt sich raus aus Åmål – und sie sehnt sich nach Elin. Elin ist das genaue Gegenteil von Agnes: beliebt, angesehen, selbstbewusst. Als sich die beiden eines Tages küssen, ändert sich alles – für Agnes und für Elin.

„Fucking Åmål“ erschien in einer Zeit, in der homosexuelle Beziehungen immer mehr als etwas Normales angesehen wurden. Für Jugendliche war es dennoch noch schwer, sich zu outen. Es wird dem Film zugeschrieben, dass er vielen geholfen habe, sich zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen. Schön zu sehen, welche Kraft Filme haben können.

4. Die Millennium-Trilogie Män som hatar kvinnor (Verblendung), Flickan som lekte med elden (Verdammnis) und Luftslottet som sprängdes (Vergebung)

Ich habe selten so etwas Spannendes gelesen wie die Roman-Trilogie der Millennium-Reihe von Stieg Larsson. Jeder Band ist ein Pageturner, wie er im Buche steht. Man kann einfach nicht aufhören zu lesen. Kann eine Verfilmung da mithalten? Schließlich gibt es viel zu viele Roman-Verfilmungen, die im Vergleich zur Buchvorlage deutlich abfallen.

Und ja, das ist auch bei der Millennium-Reihe in gewisser Weise der Fall. Ein Film muss eindampfen, kürzen, kann die Figuren teilweise nicht so tief ausgestalten.

Aber dennoch, die Thriller sind dermaßen gut und spannend gemacht, dass sie absolut sehenswert sind. Das liegt auch an Michael Nyqvist und Noomi Rapace, die ein traumhaft gutes Duo als Mikael…

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