Heute vor 500 Jahren besteigt der dänische König Kristian II. den schwedischen Thron. Er hat sein Ziel erreicht und den Machtkampf gegen die widerspenstigen Schweden gewonnen. Die Königskrönung wird der Auftakt zu einem schrecklichen Massaker. Aber davon ist an diesem 4. November nichts zu spüren.
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4. November: Kristian II. wird zum schwedischen König gekrönt.
Was am heutigen Tag eintritt, wollte Sten Sture immer verhindern. Aber Sten ist tot; er kann nichts mehr daran ändern. Kristian II., der König Dänemarks, wird heute zum schwedischen König gekrönt. Bereits drei Tage zuvor haben die Großen des Reichs ihn zum König gewählt. Die heutige Zeremonie ist aber wichtiger. Denn sie zeigt allen und jedem, dass er, Kristian II., der mächtigste Mann im Norden ist und dass niemand es auch nur wagen soll, sich ihm in den Weg zu stellen.
Sten Sture hat es gewagt. Er ist nun tot.
Seine Gattin Kristina Nilsdotter hat es gewagt. Sie ist geschlagen.
Der junge Gustav Eriksson hat es gewagt, als er aus Dänemark floh. Er bleibt weiter ein Flüchtling.
Mit der Königskrönung das große Ziel erreicht
Kristian ist am Ziel. Die Kalmarer Union ist wiederhergestellt und er steht an der Spitze dieser Union. Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland (welches zu Schweden gehört) – alle Reiche stehen unter seiner Herrschaft.
Und noch ein anderer ist seinem Ziel ein großes Stück nähergekommen: Gustav Trolle, der abgesetzte und nun wieder eingesetzte Erzbischof von Uppsala. Die Krönungszeremonie leitet er professionell und mit ernstem, aber feierlichem Blick. Doch wer genau hinsieht, der entdeckt das Flackern in den Augen des Erzbischofs. Das Flackern der Rachelust.
Offensichtlich sieht niemand so genau hin. Es scheint auch niemandem ein ungutes Zeichen zu sein, dass Kristian II. während der Zeremonie nur Dänen und keinen einzigen Schweden zum Ritter erhebt. Die meisten freuen sich auf das anschließende Fest, das mehrere Tage dauern soll. Kristian hat keine Kosten gescheut. Gaukler, Spielleute, Sänger und Turniere werden für Unterhaltung sorgen. Die Wirte der Stadt sind seit Tagen damit beschäftigt, die Speisen zuzubereiten. Es wird ein großartiges Fest werden. Zudem hat Kristian II. allen früheren Gegner eine Amnestie versprochen. Es gibt also keinen Grund, misstrauisch zu sein.
Das denkt sich auch Joakim Brahe, Reichsrat und Schwager des Gustav Eriksson. Sicherlich, er gehörte zum engsten Zirkel um Sten Sture. Immerhin war es der Reichsverweser höchstpersönlich, der ihn und seine Margareta, die Schwester Gustav Erikssons, vermählte. Aber wie hat Kristian II. gesagt? Es sei alles „vergeben und vergessen“. Sein Schwager hätte mal nicht so misstrauisch sein und ebenfalls der Einladung zur Königskrönung folgen sollen. Er wird ein außerordentliches Fest verpassen.
Und Gustav? Er tigert im Schloss seines Schwagers bei Nyköping nur etwa 100 Kilometer von Stockholm entfernt, auf und ab. Er steht eindeutig auf der Verliererseite. Und wie er sein Hirn auch martert, er weiß nicht, wie er auch nur ansatzweise etwas daran ändern könnte.