Schweden vor 500 Jahren

1521: Der Aufstand beginnt

1521: Der Aufstand beginnt

Schweden vor 500 Jahren – ein Kampf um die Macht verändert Schweden für immer. Nach dem Stockholmer Blutbad im November 1520 flieht Gustav Eriksson (Vasa) nach Dalarna. Nur knapp überlebt er. Nach einigen Rückschlägen bekommt er von den Bewohnern Dalarnas, den Dalkarlar, endlich Unterstützung. Der Aufstand kann beginnen.

1521:

Mitte Januar: Der Aufstand beginnt

Lars von Kettilbo und Engelbrekt aus Mora, die beiden besten Skiläufer der Region, haben geschafft, was man ihnen aufgetragen hatte: Gustav Eriksson (Vasa), der sich auf der Flucht in die norwegischen Berge befand, zurückzuholen.

Und nun ist er wieder in Mora. Verzweifelt verließ er nach Weihnachten die Stadt am Siljansee. Mit neuer Hoffnung kehrt er zurück.

Die Bewohner Moras und der umliegenden Gemeinden werden zusammengetrommelt. Jeder hier weiß mittlerweile vom Stockholmer Blutbad. Vor allem aber auch von den Steuererhöhungen des neuen schwedischen Königs Kristian II. und der geplanten Entwaffnung der Dalkarlar. Die Stimmung ist aufgeheizt. Diesen neuen König wollen sie hier nicht. Sie brauchen nur noch einen Anführer. Und der steht jetzt vor ihnen: Gustav Eriksson aus dem Hause Vasa, gerade einmal 24 Jahre jung.

Sie ernennen ihn zu ihrem Hauptmann und stellen ihm 16 Leibgardisten zur Seite – der Beginn der Svea Livgarde (schwedisch-königlichen Leibgarde).

Nicht der einzige Aufstand

Nun kann der Aufstand beginnen. Gustav wird ihn später als Befreiungskrieg bezeichnen. Aber eigentlich ist es zunächst nichts weiter als ein Aufstand, denn Kristian II. ist rechtmäßiger schwedischer König.

Die Revolte in Dalarna ist auch nicht die einzige. Schon im Dezember 1520 gab es in anderen Regionen erste Ausschreitungen gegen die erhöhten Steuern und Kristian II. In weiten Teilen des Landes ist die Stimmung gereizt. Etwas, das sich Gustav zunutze machen kann.

Noch haben sich in Mora nur ein paar Handvoll rauflustige Bauern zusammengefunden. Sie brauchen Geld und Waffen. Gustav Eriksson beschließt, nach Falun zu ziehen. Die Stadt ist nicht allzu gut befestigt und der dortige Vogt hat sicherlich einige Steuern gehortet.

Auf also nach Falun! Der Aufstand beginnt – beziehungsweise der Befreiungskrieg!


2. Februar: Das Massaker im Nydala-Kloster

Während Gustav Vasa nach Falun marschiert, ereignet sich einige hundert Kilometer weiter südlich ein weiteres Blutbad. Die dänische Armee, die siegreich von Stockholm zurück nach Dänemark zieht, kommt am 2. Februar beim Kloster Nydala in der Nähe von Värnamo in Småland vorbei.

Kloster Nydala
Das Kloster Nydala heute; Foto: Sven Rosborn, CC BY-SA 3.0, Wikimedia

Durchziehende Armeen müssen – so ist es üblich in dieser Zeit – von den umliegenden Bauern, Klöstern oder Städten versorgt werden. Doch der Winter ist hart. Deswegen schaffen der Abt und einige Mönche Lebensmittel in den Wald, damit sie von den Dänen nicht beschlagnahmt werden können.

Die Dänen allerdings bekommen Wind davon. Und die Strafe ist hart. Der zugefrorene See, an dem das Kloster liegt, wird aufgehackt, der Abt und die Mönche gefesselt und ins eiskalte Wasser gestoßen. Nur ein Mönch kann rechtzeitig die Flucht ergreifen. Er flieht in die Schreibstube, wo er vom Sekretär des dänischen Kanzlers versteckt wird.

Die anderen ertrinken im See. Zwar kann sich der Abt nochmals von den Fesseln befreien, wird aber augenblicklich wieder unter Wasser gedrückt.

Blutbad im Kloster Nydala
Blutbad im Kloster Nydala, Auszug aus dem sog. Blodbadsplanschen

Ein weiteres Massaker, erneut ein Blutbad. Kristians Armee hinterlässt eine Spur des Todes. Überall, wo sie durchkommt, werden Menschen hingerichtet, in Jönköping sogar Kinder. In der Chronik, die die überlebenden Mönche des Nydala-Klosters fortschreiben, taucht daher jetzt zum ersten Mal der Beiname auf, der Kristian noch lange begleiten wird: Tyrann.


Stimmt das alles so? Eine kurze Quellenkritik

Auch hier stellt sich wieder die Frage: Stimmt das alles so? Das Massaker im Nydala-Kloster gab es wirklich. Es wird in mehreren schwedischen und dänischen zeitgenössischen Chroniken erwähnt. Ob der Abt und die Mönche aber nur wegen des Beiseiteschaffens von Lebensmitteln so hart bestraft wurden, bleibt unklar. In der Chronik des Arild Huitfeldt steht beispielsweise geschrieben, dass die Mönche aktiv am Kampf gegen Kristian teilgenommen hätten. Das würde das Massaker nicht weniger brutal machen, aber die Motive etwas verschieben.

Auch ist fraglich, ob Kristian wirklich anwesend war. Laut anderer dänischer Quellen befand er sich am 3. Februar in Kopenhagen, kann damit also nicht am Tag zuvor in Nydala gewesen sein. Dennoch wird das Blutbad ihm zugeschrieben. Der Beiname Tyrann verfolgt ihn bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.


10. Februar: Erste Erfolge in Falun

Gustav und seine Dalkarlar erfahren vom Massaker in Nydala erst viel später. Aber ihre Wut auf den dänischen König ist auch so groß genug. Entschlossen ziehen sie nach Falun, wo sie auf kaum Gegenwehr stoßen. Der dänische Vogt wird gefangen genommen und die gehorteten Steuereinnahmen beschlagnahmt.

Außerdem können die Aufständischen ein Lager mit Unmengen an Stoffen ausräubern. Uniformen und Fahnen entstehen daraus. Allmählich wird aus dem bunten Trupp eine richtige Armee.

Auch der Bergmänner aus Bergslagen schließen sich nun an. Der Aufstand nimmt Fahrt auf. Nun wenden sie sich Richtung Västerås …

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