Schweden vor 500 Jahren

1520: Das Fest wird zur Falle

Stockholm 1520: Das Fest wird zur Falle

Vor 500 Jahren überschlagen sich die Ereignisse in Schweden. Gerade eben wurde noch die Königskrönung des dänischen und jetzt auch schwedischen Königs Kristian II. gefeiert. Jetzt wird das Fest zur Falle. 

1520:

7. November: Das Fest wird zur Falle.

Die Wende kommt am Vormittag des 7. Novembers. Mehrere Tage ist ausgiebig gefeiert worden. Die Stimmung ist prächtig gewesen. Und auch jetzt ahnt kaum jemand etwas Böses. Warum auch? Der dänische und neugewählte schwedische König Kristian II. hat schließlich allen früheren Gegnern eine Amnestie versprochen.

Die Großen des Reichs und der Stadt Stockholm werden zu einer Versammlung ins Schloss gerufen. Bischöfe, Adlige, Bürgermeister kommen zusammen. Auch Kristina Nilsdotter, die Witwe des früheren Reichsverwesers Sten Sture ist anwesend. Und natürlich der Erzbischof Gustaf Trolle. Seine Miene ist ernst. Was sich hinter dieser Miene abspielt, weiß in diesem Moment niemand. Aber Trolle weiß es. Er spürt es. Die Vorfreude der Rache.

Die Pforten werden geschlossen. Sie sitzen in der Falle.

Der König gibt den Wachen den Befehl, die Pforten zu schließen. Laut krachend fallen sie ins Schloss. Die Wachen postieren sich davor. Der Erzbischof tritt nach vorn. Sein Blick schweift über die Anwesenden, die jetzt nach und nach verstummen. Allmählich spüren sie, dass das ausgelassene Fest vorüber ist. Etwas Ernstes liegt in der Luft, drohendes Ungemach.

Erik Johansson (Vasa), der Vater von Gustav Vasa

Zwei Männer fehlen: Gustav Eriksson aus dem Hause Vasa weilt noch immer auf dem Schloss seines Schwagers Joakim Brahe. Und Gustavs Vater Erik Johansson, der zu spät kommt. Er hämmert gegen die verschlossene Pforte und begehrt Einlass. Eine solch wichtige Versammlung kann doch nicht ohne ihn stattfinden. Zuerst will die Wache ihn abweisen, aber Erik bleibt stur. Er sei Mitglied des Reichsrats und habe daher das Recht, eingelassen zu werden. Die Wache gibt schließlich nach. Hätte Erik Johansson nur gewusst, in welche Situation er sich dadurch bringt …

Gustaf Trolle erhebt sein Wort. Was folgt, ist eine Anklage gegen den Reichstag, gegen die Stadt Stockholm, gegen alle, die dabei mitgewirkt haben, den Erzbischof abzusetzen und dessen Burg Almare Stäket zu zerstören. Damit konnte man rechnen. Angst macht diese Anklage zunächst niemanden. Man rechnet damit, ein bisschen Schadensersatz zu zahlen und somit die Sache aus der Welt zu schaffen. Aber da haben sie die Rechnung ohne Gustaf Trolle und ohne den Dänenkönig gemacht. Und ohne deren Durst nach Rache.

Ketzerei! Jeder weiß, welche Strafe darauf steht.

Trolle kommt zum Ende seine Anklage: „Hochverehrter Fürst und König von Gottes Gnaden, verhilf uns und der gesamten Christenheit zum Recht über diese offensichtlichen Ketzer.“ Kurz darauf wiederholt er nochmals die beiden entscheidenden Worte: „offensichtliche Ketzer“. Es ist mucksmäuschenstill im Saal. Denn jetzt schwant einigen, dass es gefährlich für sie werden könnte. Ketzer! Jedem ist klar, welche Strafe ein Ketzer verdient: die Todesstrafe.

Aber hat Kristian II. nicht eine Amnestie versprochen? Ja, das hat er. Eine Amnestie für alle weltlichen Taten. Aber für ein Verbrechen gegen Gott und einen von Gott erwählten Erzbischof? Das ist nicht möglich, so die Argumentation. Hierfür könne es keine Amnestie geben.

Das Dokument wird hervorgezogen, mit dem der Reichstag Jahre zuvor dem Reichsverweser Sten Sture freie Hand gegeben hat, den Erzbischof zu bekämpfen und dessen Burg dem Erdboden gleichzumachen. Wer hier sein Siegel daruntergesetzt hat, sieht sich plötzlich Auge in Auge mit dem Tod.

Bischof Hans Brask tritt hervor und zerbricht sein Siegel. Daraus holt er einen winzigkleinen Zettel hervor, auf dem steht: „Hierzu bin ich genötigt und gezwungen.“ Angeblich hat er ihn im Siegel angebracht, als das Dokument unterzeichnet worden ist. So erzählt man es sich. Jedenfalls kommt Hans Brask ungeschoren davon.

Siegel des Hans Brask
Siegel des Hans Brask

Unruhige Nacht im Turmgefängnis

Die anderen? Sie werden abgeführt und ins Schlossgefängnis gesteckt. Unruhig verbringen sie dort die Nacht. Was wird am nächsten Tag folgen? Doch nicht etwa tatsächlich der Tod? Nein, das ist nicht möglich. Immerhin sind auch zwei Bischöfe unter den Festgesetzten. Und es wird doch wohl niemand wagen, Bischöfe hinzurichten. Oder? Eine lange Nacht steht ihnen bevor, in der kaum einer ein Auge zumacht.

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