Gustav Vasa wurde zusammen mit fünf anderen wichtigen Männern aus dem Umfeld Sten Stures nach Dänemark verschleppt. Drei von ihnen haben die Seite gewechselt. Das fällt Gustav Vasa nicht im Traum ein. Er hat ein anderes Ziel: Lübeck.
Anmerkung: Gustav Vasa nannte sich zu Lebzeiten nie Vasa. Sein Familienname lautet Eriksson. Da er aber aus dem Haus Vasa stammt, wurde ihm später dieser Name gegeben. Hier verwenden wir beide Namen; es ist damit aber immer ein und dieselbe Person gemeint.
1519:
30. September: Gustav Eriksson (Vasa) flieht nach Lübeck
Der junge Gustav Eriksson hält es nicht mehr aus. Er muss fort von hier. Fliehen. Irgendwie zurück nach Schweden. Zwar darf er sich hier auf dem Kalö-Schloss in der Nähe von Aarhus, wo er gefangen gehalten wird, relativ frei bewegen. Im Gegenzug hatte er versprechen müssen, nicht zu fliehen. Aber was er von den dänischen Adligen hört, macht ihn wahnsinnig. Sie rühmen den dänischen Siegeszug gegen die Schweden. Sie preisen ihren König, der angeblich ein riesiges Heer ausgehoben hat, um die aufständischen Schweden ein für alle Mal zu unterwerfen. Stimmen diese Erzählungen? Oder sind sie völlig übertrieben, um ihn zum Seitenwechsel zu bewegen?
Niemals. Das würde er nicht tun.
Er muss fliehen. Das Versprechen, das er gegeben hat, kann er brechen. Schließlich hat auch König Kristian II. sein Versprechen gebrochen.
Jetzt ist die Gelegenheit zur Flucht da. Einige deutsche Ochsenhändler sind nach Kalö gekommen, um Ochsen zu kaufen. Gustav hat sie überreden können, ihn hier herauszuschmuggeln. Er würde sie reich belohnen. Die Händler gehen auf sein Angebot ein. Sie besorgen ihm die graue Kluft der Ochsentreiber. Unerkannt zieht Gustav mit ihnen. Er treibt die Ochsen an wie kein anderer, schaut sich ständig um, ob nicht irgendwo dänische Truppen auftauchen, um ihn zurückzuholen. Aber es kommt niemand.
Gustav Vasa ist frei.
Mitte Oktober: Ankunft in Lübeck
Lübeck ist erreicht. Der junge Gustav steht staunend vor der riesigen Stadt. 30.000 Menschen sollen hier leben. Dreimal so viel wie in Stockholm. Unzählige Schiffe liegen am Kai vertäut. Überall wuselt es, Karren werden von einem Ort zum anderen gezogen, Schiffe ent- und beladen, Händler begutachten Ware. Lübeck – die reichste Stadt an den Ufern der Ostsee! Für Gustav Vasa bedeutet sie in diesem Moment vor allem Freiheit.
Vor wenigen Tagen noch war er Gefangener des dänischen Königs, jetzt wird er vom Lübecker Rat feierlich willkommen geheißen. Man stattet ihn mit standesgemäßer Kleidung aus, leiht ihm sogar Geld, damit er die Ochsenhändler entlohnen kann. Viele Lübecker Hansekaufleute treiben regen Handel mit Stockholm. Einige kennen Sten Sture sogar persönlich. Und sie hassen den dänischen König, der mit Tricks und roher Gewalt versucht, die Macht der Hanse zu brechen.
Keine Frage: Ein naher Verwandter von Sten Sture ist hier mehr als nur herzlich willkommen.
Gustav Vasa ist hier sicher. Aber er will heim nach Schweden. Doch wie er wohlbehalten dorthin gelangen soll, das ist allen ein Rätsel.
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