Während in Wittenberg Martin Luther seine 95 Thesen an das Kirchenportal anschlägt und damit die Reformation auslöst, triumphiert Sten Sture über Gustaf Trolle.
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31. Oktober: Neuigkeiten, die (noch) niemanden in Schweden interessieren
Ein bisher ziemlich unbekannter Mönch schlägt 95 Thesen an das Kirchenportal in Wittenberg. Aber das ist den Schweden aktuell noch ziemlich egal.
Zudem kommt der Kaffee nach Europa. Auch das interessiert in Schweden noch niemanden.
Beide – Kaffee und Luther – werden die schwedische Kultur aber ganz entscheidend beeinflussen, jeder auf seine ganz eigene Weise.
23. November: Sten Sture triumphiert
Da sitzt er und schaut so grimmig drein, als sei er der Teufel selbst. Man hat ihm freies Geleit versprochen und er ist tatsächlich zum Reichstag gekommen: Gustaf Trolle. Aber was er heute hört, das wird ihm nicht gefallen. Die Fakten, die er selbst geschaffen hat, sprechen gegen ihn. Für jeden der Anwesenden, egal ob Bischof, Hochadel, Bürger oder Bauer, ist nun klar, dass der Erzbischof sich mit dem dänischen König verbunden hat und dafür ihn Kauf genommen hat, dass eine schwedische Stadt zerstört, geplündert und die Einwohner niedergemetzelt wurden. Das zu leugnen, ist zwecklos. Alles spielt nun Sten Sture in die Hände, wie Trolle zähneknirschend feststellen muss. Und so kann der Reichsverweser den Beschluss durch die Versammlung peitschen, dass man den hochwürdigen Erzbischof fortan und ganz offiziell als Verräter bezeichnen darf.
Das Schlimme ist nicht die Bezeichnung an sich. Damit könnte Trolle leben. Schlimmer ist, dass daraus die Konsequenz geschlussfolgert wird, dass er von seinem Amt als Erzbischof zurücktreten müsse. Aber es kommt noch schlimmer: Der Reichstag beschließt, dass die Burg Almare Stäket zerstört und dem Erdboden gleich gemacht werden soll. Die Bürger Stockholms sind sogar bereit, dafür bis zu 200 Mann zu bezahlen, die diese Arbeit verrichten sollen.
Hektisch zieht sich Gustaf Trolle zurück. Seine einzige Hoffnung ist die Macht der Kirche. Die gläubigen Schweden werden es doch nicht tatsächlich wagen, sich an einem Mann der Kirche zu vergreifen?
Was macht Bischof Brask da?
Auch den Anwesenden auf dem Reichstag ist sehr wohl bewusst, was sie da beschließen. Der Erzbischof steht eigentlich außerhalb ihrer Machtbefugnisse. Nur der Papst kann über ihn entscheiden. Den Erzbischof einfach abzusetzen, heißt auch, sich gegen den Papst aufzulehnen und im schlimmsten Fall einen Kirchenbann zu riskieren. Daher beschließen sie alle – die Adligen, die Kleriker, die Bürger und Bauern, die Bergleute und die Dalkarlarna aus Dalarna – feierlich, dass sie einander beistehen werden, sollte die Absetzung des Erzbischofs größere Konsequenzen mit sich führen.
Die Beschlüsse werden unterzeichnet, indem die Anwesenden ihre Siegel darunter anbringen. Aber was macht Hans Brask, der Bischof von Linköping, da? Aus nicht nachvollziehbaren Gründen fummelt er ziemlich lange an seinem Siegel herum. Naja, es wird schon alles seine Richtigkeit haben.
Dezember: Trolle gibt auf
Jetzt ist es so weit: Gustaf Trolle gibt klein bei. Die lange Belagerung hat an der Burg gezehrt, von den Dänen kommt auch keine Hilfe mehr. Er kapituliert, wird gefangen genommen und im Schloss von Västerås eingesperrt. Hier entsagt er sich vom Amt des Erzbischofs.
Sten Sture verliert unterdessen keine Zeit. Almare Stäket muss zerstört werden. Da kann der frühere Erzbischof Jakob Ulfsson noch so lange bitten und betteln, man möge die Burg doch verschonen. Schließlich war er es, der mit seinem Rücktritt das ganze Chaos erst ausgelöst hat. Almare Stäket wird vernichtet. Nichts darf übrigbleiben.