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Karin und Carl Larsson – prägend für den schwedischen Stil

Carl Larsson: Frukost under stora björken 1896

Sein Heim schwedisch einzurichten, ist seit Jahren im Trend. Gemütlich soll es sein und dabei funktional. Schlicht, aber dennoch schick. IKEA prägt diesen Stil und damit die Inneneinrichtung von Millionen. Entscheidenden Einfluss auf das, was wir heute den „schwedischen Stil“ nennen, hatte das Künstlerpaar Karin und Carl Larsson, die Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine geniale Symbiose eingingen. Vielleicht haben sie ja auch den Raum, in dem du dich gerade befindest, beeinflusst.

Carl Larsson ist in Schweden ein nationaler Held. Jedes Kind kennt ihn. Seine Bilder, vor allem seine Familien-Aquarelle, sind überall bekannt, Nachdrucke hängen in vielen Wohnungen und sind als Postkarten zu kaufen. Wer dabei häufig vergessen wird, ist seine Frau Karin. Dabei sind die Bilder, die Carl Larsson bis heute berühmt machen, ohne sie nicht denkbar.

Wegweisender Aufenthalt: Carl Larsson in Frankreich

Aber fangen wir von vorne an: Carl Larsson wird 1853 in Stockholm geboren und wächst in äußerst bescheidenen Verhältnissen auf. Es ist sein künstlerisches Talent, das ihn aus der Armut befreit. Er wird an der Kunstakademie aufgenommen, übt sich in der Ölmalerei, arbeitet als Illustrator, doch der Erfolg will sich nicht einstellen. Der Wendepunkt kommt 1882, als ein befreundeter Maler ihn nach Grez-par-Nemour südlich von Paris einlädt. In dieser skandinavischen Künstlerkolonie vollzieht Larsson nicht nur den Wechsel zum Impressionismus, er lernt auch Karin kennen und lieben. Bereits ein Jahr später heiraten sie.

Die 1859 geborene Karin stammt aus einer sehr liberalen Kaufmannsfamilie und hat daher als Frau für diese Zeit enorme Freiheiten. Sie lässt sich als Malerin ausbilden, geht nach Paris und 1882 wie Carl nach Grez-par-Nemour. Dort treffen sie also aufeinander: die selbstbewusste Frau (Sie ist es, die ein Jahr später Carl den Heiratsantrag macht!) und der sich neu orientierende und nun kometenhaft aufsteigende Künstler. Es ist die große Liebe, aus der nicht nur acht Kinder hervorgehen, sondern die sich in einer äußerst produktiven Zusammenarbeit äußert.

Das Zentrum ihres Schaffens: Lilla Hyttnäs in Sundborn

Lilla Hyttnäs; Foto: Holger Ellgaard, Lizenz: CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Das Treffen der beiden 1882 in Frankreich ist die erste entscheidende Wegmarke. Die zweite folgt 1888: In diesem Jahr schenkt Karins Vater seiner Tochter und seinem Schwiegersohn ein kleines Haus in Sundborn in der Nähe von Falun: Lilla Hyttnäs. Schon einige Jahre zuvor hat sich Carl mit der Volkskunst in Dalarna beschäftigt und sich bei einer seiner Reisen in dieses Haus verliebt. Was als kleines Haus beginnt, wird zu einem gemeinsamen Kunstprojekt und entwickelt sich schließlich in einem der bekanntesten Künstlerheime überhaupt.

Da die Familie unaufhörlich wächst, muss auch das Haus wachsen. Es wird ständig angebaut und Carl Larsson bemalt Wände und Türrahmen in bunten Farben und Mustern. Karin gibt ihre künstlerische Karriere auf und widmet sich ganz der Familie. Um genauer zu sein: Sie verzichtet auf eine Künstlerkarriere, aber nicht auf Kunst. Denn sie ist es, die die Inneneinrichtung zum großen Teil selbst herstellt. Sie zimmert Möbel, näht Bezüge, webt, werkelt und gestaltet. Ihre Werke sind bunt, lebendig, aber immer auch einfach und funktional. Quelle der Inspiration ist ihr die Volkskunst Dalarnas, geprägt von Trachten und bunten, kräftigen Farben.

Zusammenarbeit im Hause Larsson: Sie richtet ein und er malt.

Karin und Carl gehen ein Symbiose ein: Sie gestaltet das Haus und das Familienleben, und er hält dies in unzähligen Aquarellen fest, die sogenannten Sundborn-Aquarelle. Er malt das Haus Lilla Hyttnäs, das mittlerweile gar nicht mehr so klein ist, die Inneneinrichtung, einzelne Familienmitglieder und Zusammenkünfte der ganzen Familie. Diese Bilderserien – Ett hem und De Mina – machen den ohnehin schon bekannten Maler zum Superstar. Ett hem kommt im Jahr 1899 in Buchform heraus, wobei Carl Larsson auch den Text schreibt. Es soll ein kleiner Einrichtungsratgeber sein.

Carl Larsson: Julaftonen, 1904
Carl Larsson: Blomsterfönstret, 1894

Und es verfehlt seine Wirkung nicht. Die helle, frohe und zugleich einfache Einrichtung wird populär. Sie prägt den schwedischen Stil und damit letztlich auch IKEA. Dass sich das Möbelunternehmen sehr wohl bewusst ist, welch großen Einfluss das Künstlerpaar Carlsson auf das eigene Design hat, wird im Jahr 2005 deutlich: Da findet sich nämlich auf Seite 131 des schwedischen IKEA-Katalogs ein Schaukelstuhl, und zwar kein gewöhnlicher, sondern die Nachbildung des Schaukelstuhls, den Karin Larsson gezimmert und Carl Larsson gemalt hat[1].

Lilla Hyttnäs kannst du heutzutage besichtigen. Das Haus und nun Museum ist noch nahezu so eingerichtet, wie Karin es gestaltet und Carl es gemalt hat.

[1] http://www.dt.se/dalarna/falun/kolla-in-ikeas-carl-larsson-kopia

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