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Wie gelingt die Suche nach dem Ferienhaus in Schweden?

Ferienhaus in Schweden

Das hat sich Melanie wahrlich anders vorgestellt. So lange hat sie sich auf den Schweden-Urlaub mit ihrer Familie gefreut. Und dann das. Das gebuchte Ferienhaus erweist sich als Horrorhaus: Die Bettwäsche ist fleckig und schimmlig, die Küche komplett verdreckt, die Ruder des hauseigenen Bootes sind angebrochen, Schränke, die auf den Bildern im Internet zu sehen waren, nicht mehr vorzufinden. Melanie ruft augenblicklich die Vermittlungsagentur[1] an, doch ihr wird lediglich gesagt, dass man da nichts machen könne. Im Laufe des zweiwöchigen Urlaubs kommt schließlich doch der Vermittler vorbei. Aber die Schäden sind zu groß. Am Ende bleibt nur, das Haus aus dem Programm zu nehmen. Und Melanie und ihrer Familie ein Urlaubserlebnis, auf das sie gerne verzichtet hätten.

Der Hausbesitzer hatte seine Frau verloren und daraufhin sich und seine Ferienhäuser gehen lassen. Da die Vermittlungsagentur nur zu Beginn der Zusammenarbeit zwischen Hausbesitzer und Agentur das Haus begutachtet, konnte ihr nicht auffallen, dass die versprochene Qualität nicht mehr vorhanden war. Erst als Melanie reklamiert, reagiert sie.

Ein Ferienhaus in Schweden ohne Enttäuschung

Dieses Szenario ist der Schrecken aller Ferienhausmieter. Wenn das Haus eine Katastrophe ist, wie soll dann der Urlaub noch schön werden? Was sollte man also beachten, wenn man ein Ferienhaus in Schweden bucht, damit aus dem Traum keine Enttäuschung wird?

Mutter mit Kind vor ihrem Ferienhaus in Schweden
So sieht Gemütlichkeit aus

Eines vorneweg: Fälle, wie ihn Melanie erlebt hat, sind die große Ausnahme. Im Normalfall sind die Kunden glücklich und zufrieden. So verzeichnet beispielsweise Novasol, einer der Marktführer in der Ferienhausvermittlung, nach eigenen Angaben jährlich nur 1,8% Reklamationen – von insgesamt zwei Millionen Buchungen weltweit. Die Vermittlungen bemühen sich darum, die Qualität, die im Katalog versprochen wird, auch tatsächlich anzubieten. Enttäuschte Kunden und Reklamationen sind schließlich äußerst negative Werbung und damit schlecht fürs Geschäft.

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Wein und Blumen zur Begrüßung

Maria Dertnig von besuchschweden.de betont, dass Reklamationen äußerst ernst genommen und umgehend behoben werden. Die Vermittlung, die die Schwedin zusammen mit ihrem österreichischen Mann 2001 gegründet hat, hat mittlerweile etwa 1000 Häuser in ganz Schweden im Angebot. Auch sie sagt, dass es eher selten zu Beschwerden komme. Für die Qualität der Häuser und dafür, dass die Angaben im Katalog stimmen, seien die Vermieter zuständig. Schwedischen Hausbesitzern sei es jedoch sehr daran gelegen, dass sich die Gäste wohlfühlen. Dass die Urlauber mit einer Flasche Wein, Gebäck oder Blumen auf dem Tisch begrüßt würden, sei keine Seltenheit.

Melanie würde sich schon über einen Staubsauger oder einen Besen freuen, um das schmutzige Haus sauber zu bekommen. Aber selbst das findet sie nicht. Sie zieht mit ihrer Familie schließlich in eine Jugendherberge, um den Urlaub noch zu retten. Eigentlich hat sie im Vorfeld alles richtig gemacht: Sie hat sich die Beschreibung des Hauses genau durchgelesen, sich die Lage angeschaut und überlegt, was ihr wichtig ist und was weniger.

Uriges Ferienhaus in Schweden
Lieber einsam im Wald oder doch mit Nachbarn?

Welches Ferienhaus will ich?

Dazu raten auch Maria Dertnig und Ursula Oldenburg, PR-Beauftragte von Novasol. Die Basis für einen glücklichen Urlaub und eine hohe Zufriedenheit mit dem Ferienhaus sei, dass sich der Mieter im Vorfeld darüber klar wird, was er eigentlich möchte, und nicht überstürzt ein Haus bucht.

  • In welcher Lage möchte ich mein Haus? Soll es direkt an einem See oder am Meer liegen? Will ich ein uriges Häuschen mitten im Wald oder sind mir Nachbarn doch wichtiger?
  • Soll ein Boot verfügbar sein? Will ich es mit anderen teilen oder nicht?
  • In welcher Region soll das Haus liegen? Bin ich ein Seen- und Waldfan, dann könnten Småland, Värmland oder die Region nördlich von Örebro ideal sein. Will ich ans Meer, ist Bohuslän geeignet. Als Strandgänger komme ich in Skåne und Blekinge auf meine Kosten. Dabei sollte auch beachtet werden, dass die Entfernungen in Schweden weit sind. In Värmland mag ein Haus vielleicht billiger sein. Wenn ich aber auch einen Ausflug nach Stockholm einplane, ist es möglicherweise doch nicht passend.
  • Möchte ich möglichst günstig Urlaub machen oder genieße ich gerne einen gewissen Komfort?

Wer diese Fragen für sich beantwortet hat, kann sich gezielt auf die Suche machen und die Kataloge der Vermittlungen durchstöbern oder direkt bei ihnen anrufen und sich beraten lassen. Vorschläge werden unterbreitet. Doch auf was soll ich beim nächsten Schritt achten? Und ist der Preis überhaupt angemessen?

Die Beschreibung des Ferienhauses – aufmerksam lesen!

In einem Forum hat sich neulich eine Schwedenurlauberin bitterlich beschwert. Das Haus sei der blanke Horror, schrieb sie. Sie wolle sofort wieder abreisen. Die Treppe ins Obergeschoss sei viel zu steil und für ihr kleines Kind lebensgefährlich. Dazu postete sie Bilder, die die Treppe zeigten. Und tatsächlich: Ein ungutes Gefühl schlich sich ein. Dort in der ersten Etage kann man kein Kind unbeaufsichtigt spielen lassen. Beim Blick in die Objektbeschreibung ergab sich jedoch ein anderes Bild. Sehr deutlich wurde darauf hingewiesen, dass das Haus über eine „sehr steile Treppe“ verfüge. Offensichtlich hatte jemand die Informationen über das Haus nicht gründlich gelesen.

Es lohnt sich also, genau hinzuschauen und sich nicht vom hübschen Äußeren eines Ferienhauses blenden zu lassen. Dabei sind nicht nur die Größe des Hauses, die Lage, die Anzahl der Schlafzimmer oder die Frage, ob eine Sauna, Fahrräder, eine Waschmaschine oder ein eigenes Boot vorhanden sind, wichtig. Entscheidende Punkte verstecken sich oftmals im Detail: Im schwedischen Sommer sind beispielsweise Fliegengitter an den Fenstern segensreich. Manche Häuser bieten zwar ein eigenes Boot, aber der E-Motor muss täglich mehrere hundert Meter zum Steg geschleppt werden. Oder eben die Treppe ist zu steil. Ursula Oldenburg rät daher dazu, im Zweifelsfall bei der Vermittlung anzurufen und sich nicht davor zu scheuen, kleine Details nachzufragen.

Einfachere Ausstattung in schwedischen Ferienhäusern

Melanie hat sich zwar im Vorfeld alles ganz genau angeschaut. Nur eines hat sie vergessen: Als Fluganglerin ist es ihr wichtig, dass ein Fluss in der Nähe des Hauses ist. Das Ferienhaus, das sie sich ausgesucht hat, liegt nur 200 Meter vom nächsten fließenden Gewässer entfernt. Perfekt. Doch dann erweist sich der Fluss als zu tief und damit ungeeignet zum Fliegenfischen. Solche Details stehen normalerweise nicht in der Objektbeschreibung und sollten daher nachgefragt werden.

Ferienhaus mit Plumpsklo
Plumpsklo bei einem Ferienhaus

Maria Dertnig betont, dass die Ausstattung schwedischer Ferienhäuser oftmals einfacher ist, als man das möglicherweise aus Deutschland oder Dänemark kennt. Auch werden die Rohre in den Bädern meist nicht Unterputz verlegt, sondern sind sichtbar. Auf solche Dinge sollte man sich einstellen, um nicht enttäuscht zu werden. Viel wichtiger als die Ausstattung, so Dertnig, sei in Schweden die Lage des Hauses.

Der Preis für ein Ferienhaus

Und damit sind wir beim Preis: Welcher Preis für ein Ferienhaus ist angemessen? Neben der Größe des Hauses, der Qualität der Ausstattung und dem Zeitpunkt der Buchung (Haupt- oder Nebensaison?) ist vor allem die Lage ausschlaggebend für den Preis. Entscheidend ist dabei stets die Entfernung zum Wasser. Für ein Haus direkt am See oder Meer muss man also deutlich tiefer in die Tasche greifen als für eines, das einen Kilometer oder mehr von der nächsten Badestelle entfernt ist. Ebenso wichtig ist die Lage innerhalb Schwedens. Häuser im Norden sind günstiger als im Süden. Wer in Bohuslän oder in der Region Stockholm ein Ferienhaus mieten will, muss meist mehr zahlen als in Småland.

Will ich also einen günstigen Urlaub machen, aber dennoch am See wohnen, dann muss ich mir ein Haus im Norden oder in der Nebensaison (ab Mitte oder Ende August) suchen oder eben auf Komfort verzichten. Es gibt Häuser, die einfach ausgestattet und klein sind, bereits ab etwa 400 Euro pro Woche. Für ein Haus mit mittlerem bis gehobenem Standard am See in Småland (3 Schlafzimmer, ca. 80 bis 100 Quadratmeter) sind Preise um 1000 Euro oder etwas darüber angemessen.

Melanie hat ihrem Unmut über das schimmlige und dreckige Haus nicht freien Lauf gelassen, so wie die drei Österreicher, von denen Maria Dertnig berichtet: Sie haben als „Abschiedsgeschenk“ drei Häufchen auf der Veranda hinterlassen, um auszudrücken, was sie von dem Ferienhaus hielten. Nicht die feine Art und ganz sicher nicht der Ton, den man in Schweden schätzt. Melanie hat im nächsten Urlaub einfach ein anderes Haus gebucht. Für zwei Wochen hat sie für ein riesiges Haus inklusive einer kleinen Halbinsel zum Baden zwar 2500 Euro gezahlt, doch hier war alles schön und sauber. Dennoch hat sie eine Bitte an alle Vermittler: die Häuser öfter zu kontrollieren, damit sich ein Drama, wie sie es erlebt hat, nicht wiederholt.

Checkliste bei der Buchung eines Ferienhauses in Schweden:

  • Werde dir darüber klar, was dir wichtig ist und welche Kompromisse du eingehen kannst (Lage, Ausstattung, Preis)!
  • Suche passende Häuser in den Katalogen oder lass dich telefonisch beraten!
  • Lies die Objektbeschreibung aufmerksam durch und achte auf Details! Frage bei Unklarheiten beim Vermittler nach!
  • Vergleiche den Preis mit ähnlichen Häusern (auch von anderen Anbietern)!
  • Buche und freue dich auf deinen nächsten Urlaub!

Ferienhäuser kannst du buchen bei:

Sowie u.a. bei:

Beitragsbild: Johan Willner / imagebank.sweden.se

[1] Bei der Vermittlungsagentur, die Melanie gewählt hat, handelt es sich nicht um eine der beiden, die im Artikel erwähnt werden.

  1. Glückwunsch zu dem gelungenen Artikel!
    Ich denke, fast jeder mit ausreichender Schwedenerfahrung kann die Erkenntnisse eures Beitrages bestätigen.
    Insbesonders Neulinge in Sachen Schwedenurlaub sollten die Tipps und Hinweise aufmerksam lesen und danach handeln – sprich, sich bei der Suche nach dem geeigneten Urlaubsdomizil wirklich umfassend informieren sowie den Verstand einschalten und den gesunden Menschenverstand walten lassen.

    Und, wenn das Kind denn doch mal in den Brunnen gefallen ist, sollte man immer versuchen, das Malheur mit einer gehörigen Portion Humor auch mal als kleines Abenteuer zu sehen und sich auf gar keinen Fall den Urlaub davon vermiesen lassen.
    Ich spreche da aus eigener Erfahrung, weil ich vor etlichen Jahren auch einmal an ein sog. „Horrorhaus“ geraten bin. Am Anfang kam spontan der Gedanke, sofort wieder abzureisen – aber nach der ersten Nacht haben wir in die Hände gespuckt und die Bude halbwegs auf Vordermann gebracht.
    Ich stehe nämlich auf dem Standpunkt, dass ich nach Schweden fahre, um mich überwiegend draußen aufzuhalten, Natur, Land, Leute und Kultur immer wieder aufs neue in mich aufzusaugen. Um in der Bude zu hocken, kann ich auch daheim bleiben, daher ist die Unterkunft in Schweden für mich nur ein Platz zum Schlafen und zum Kochen – muss also keinem 5-Sterne-Standard genügen.
    Ich bekomme aber immer mehr das Gefühl, das diese mittlerweile typisch deutsche „Geiz ist geil“-Mentalität und das völlig überzogene Anspruchsdenken mancher Zeitgenossen vermehrt zu Problemen führt. Es darf nix kosten, muss aber den höchsten und vor allem allen individuellen Ansprüchen genügen und an jeder auch noch so kleinen Unzulänglichkeit wird herumgemäkelt.
    Mir fallen da spontan Forenbeiträge ein, bei denen bemängelt wurde, das kein deutsches TV-Progamm zu empfangen war oder in einem anderen Fall, bei dem das von Größe und Lage her passende Haus gefunden war, aber dann doch ausschied, weil das Mobiliar aus den 80ern stammte.

    • Vielen Dank für deinen ausführlichen und klasse Kommentar, lieber Klaus! Du hast absolut recht, wenn du sagst, dass das Haus vor allem zum Übernachten da sein sollte. Schweden ist da, um die Natur zu genießen. Und viele Häuser, die vielleicht nicht dem höchsten Standard entsprechen, liegen inmitten herrlicher Umgebung. Das ist das, was in Schweden viel mehr zählt als ein topmodernes Bad o.Ä.

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